Zitat von Bumich: Er zeigt dir deine Baustelle. Die Bevormundung aus deiner Kindheit. Das scheint noch längst nicht verarbeitet von dir und steht einer glücklichen Beziehung in Wege
Mein Therapeut sagte mir mal, dass Menschen im Erwachsenenleben ihre Kindheitsbeziehungen nach leben. Wir suchen uns unbewusst immer das aus, was wir kennen, weil wir daran festhalten und davon geprägt sind.
Das erklärt auch, warum manche Menschen immer denselben Typ Partner aussuchen, mit dem sie ihre uralten Probleme wieder abspulen.
Jeder hat seine Blessuren aus der Kindheit und die schleppt er mit sich rum. Das Kind verlagert, um sich selbst zu helfen, Verletzungen, Frustrationen, Abwertungen, Bevormundungen und die mangelnde Anerkennung ins Unterbewusstsein. Dorthin, wo es praktisch vergessen wird. Leider aber findet das Unterbewusstsein zahlreiche Löcher, durch die es uns die Uralt-Probleme wieder schickt.
Die Seele wurde verletzt und ist traurig und fühlt sich hilflos, strebt aber nach Heilung. Sie kann nicht direkt zu uns sprechen und uns sagen: Du schau Dir das mal bitte an, die Sache damals mit Deinen Eltern, mit deren Bevormundung, mit deren Anspruchsdenken und der mangelnden Liebe schmerzt mich immer noch.
Der Weg der Seele ist die Wiederholung. Und daher landen wir dann bei Partnern, mit denen wir die alten Probleme wieder durchleben und durchkauen müssen, ohne einen Weg zu finden.
Die Seele hofft nämlich auf eine Auflösung und ein Partner, der einen auf irgendeine Weise triggert, soll das Trauma dann auflösen.
Durch gleichbleidende Liebe, Zuhören, Interesse, Anteilnahme, Unterstützung usw.
Da der Partner selbst beschädigt ist, kommen dann zwei zusammen, die ihre Defizite aneinander ausleben.
Das Ende ist dann oft irgendwann die Trennung. Irgendwann kommt dann der nächste Partner und die Sache beginnt von vorne, weil wieder die alten Probleme nachgelebt werden.
Es ist ganz entscheidend, sich zu erinnern. Was war denn damals, als Mama mich in die Ecke stellte, weil ich ihre Lieblingsvase unabsichtlich zerbrochen hatte? Wie war denn das für mich, als die Drei in der Englischschulaufgabe zu einem Drama hochstilsiertwurde, als ob meine Versetzung gefährdet wäre? Anstatt mich zu ermutigen und zu entlasten, setzte sie auf meine Enttäuschung noch eins drauf. Und wieder hatte ich das Gefühl, Du bist einfach nicht gut genug, Du hast versagt, dabei hatte ich leider nur keine Zwei mehr wie gewöhnlich bekommen.
Wie oft hat sie geschimpft, weil ich wieder was nicht richtig gemacht hatte! Ja, sie hatte ja Recht, ich war einfach nicht das Top-Kind das ich sein sollte. Wenn ich anders wäre, dann würde sie mich endlich lieben.
Oder vielleicht war es auch der Vater, der immer sagte, wo es lang geht und alles besser wurde und andere Meinungen im Keim erstickte und jeder die Klappe hielt vor Angst und weil man sich das Leben nicht noch schwerer machen wollte. Lass ihn reden, er weiß halt alles besser und schweige und zieh Dich zurück. Geh in die Deckung und wenn Du heulen willst, dann heule, wenn Du im Bett liegst und es keiner sieht und hört.
Es gibt viele Beispiele für negative Erlebnisse, die für ein Kind sehr verletzend sind. Wie soll es damit zurecht kommen? Gar nicht, es gibt ja auch kein Entrinnen, denn die Eltern leben auch nur ihre Erfahrungen, ihre Prägungen an den Kinder aus, unbewusst.
Also wird es so gut es geht, zugedeckt. Aber Zudecken ist keine Lösung, denn genau das kommt wieder hoch.
Und so schleppen wir unsere Defizite ins Erwachsenenleben und hoffen, in der Beziehung davon geheilt zu werden. Aber anstatt Heilung erfahren wir nur Wiederholung.
Das einzige was helfen kann, ist Bewusstwerdung, so weit es halt geht. Die alten Verletzungen anschauen, das sogenannte innere Kind, das traurig und weinerlich und verzagt ist, ernst nehmen und es annehmen und nicht von einem Partner erwarten, dass er nun alles richtet.
Wenn wir uns den alten Dingen stellen, holen wir sie auf die bewusste Ebene und dann können wir anders damit umgehen.
Warum bin ich in Tränen ausgebrochen, weil mein Partner mich gefühlt bevormundet hat? Weil er meinem Vater ähnelt und er mich jetzt so verletzt wie damals das Kind.
Wenn ich aber weiß, dass ich in mir ausgesucht habe, eben weil er meinem Vater ähnelt, dann kann ich anders damit umgehen. Will ich das weiterhin oder ist es zu schlimm für mich, dass die Beziehung gefährdet ist? Und warum weine ich überhaupt? Ich weine eigentlich wegen damals. Okay, sollen die Tränen halt fließen, aber ich weiß, wo der Hase im Pfeffer liegt. Bei mir selbst. Er ist nicht mein Vater und ich kann jetzt auch anders damit umgehen als mich gleich immer bevormundet zu fühlen.
Ich denke, hier liegt ein Sender-Empfänger-Problem vor. Die TE sagt was wie z .B. oh Gott, wir brauchen noch ein kleines Weihnachtsgeschenk für Omi, das hätte ich fast vergessen.
Beim Mann kommt es so an, als ob Hilfe und Rat gebraucht würden. Also erteilt er schlaue Ratschläge und sagt noch, bloß keine Bienenwachskerze, denn die haben wir doch letztes Jahr schon geschenkt. Oder er fängt an zu lamentieren. Du bist gut, jetzt dürfen wir heute nochmals los traben, weil Du nicht mit denkst (ist ja schließlich Deine Omi).
Was passiert? Was immer passiert. Die Frau freut sich nicht über die Ratschläge oder Vorschläge, sondern empfindet es als Bevormundung. Wut kocht hoch, weil er wieder alles besser weiß, für alles einen Rat hat und obendrein noch wirklich bei vielen Themen Bescheid weiß. Sie fühlt sich gedemütigt, weil sie nicht mitreden kann oder keine Parole bieten kann, weil sie eben genau das nie gelernt hat. Also empfindet sie Frust, zieht sich vielleicht enttäuscht zurück und ärgert sich über sich selbst, weil er wieder mal und wie immer ...
Er fühlt offenbar eine innere Verpflichtung, Probleme zu lösen, zu agieren, den Laden zu steuern und findet dafür die richtigen Worte. Er tritt überzeugend auf, wirkt souverän und hat es vermutlich auch von seinem Vater so abgeschaut und unbewusst übernommen. Probleme müssen gelöst werden, auch wenn es Kinkerlitzchen sind und das tut er oder will es tun.
Dass er damit andere bevormunden könnte, merkt er nicht, denn die Bevormundeten fühlen sich klein und wertlos und wer sich so fühlt, der frisst den Frust in sich rein. Frust, den man immer wieder reinfrisst, wird zu einer inneren Wut und die entlädt sich dann irgendwann, weil Wut ein Ventil braucht. Das kann dann zu Dramen führen.
Sie sendet ein Signal, er empfängt es und bearbeitet es und sendet auch wieder ein Signal, das bei ihr falsch ankommt. Sie empfindet es nicht etwa als gut gemeinte Hilfe und Unterstützung, sondern als Bevormundung. Und weil Bevormundung schon das kleine Mädchen verletzt hat, fühlt sie es jetzt auch so. Sie fühlt sich klein und so, als ob sie einfach nicht Bescheid wüsste und ihr Leben nicht im Griff hätte.
Der Mann wird sich kaum ändern, der weiß ja selbst nicht, warum er so ist. Schade, aber das ist gerade bei Männern kaum zu erwarten, dass sie sich groß über Psycho-Dinge Gedanken machen. Das wird eher abgewehrt und weg gewischt.
Aber die TE könnte ihren Standort ein wenig verändern. Sich nicht in die Ecke der Dummen stellen lassen, sondern tapfer dagegen halten oder aber ihn einfach reden zu lassen und sagen: Deine Idee mit dem Räuchermännchen ist gut, das erinnert sie sicher an früher und sie wird sich darüber freuen.
Und schon wurde aus der Bevormundung ein guter Ratschlag, was ihm natürlich auch wieder gut tut.
Die TE hat ein Problem, seine Signale richtig zu bewerten und sie nicht als persönlichen Angriff an ihre Person zu sehen. Er hat nicht die Absicht weh zu tun und zu degradieren, es ist einfach sein Programm das er nachlebt. Wenn sie aber ihre Sichtweise darauf ändert, kann sie anders empfinden.
Einfach mal den eigenen Standpunkt ein wenig hinterfragen und schon kleine Änderungen können Großes bewirken.
Mir fällt gerade die Geschichte einer anderen TE ein, die immer wieder von der Schwiegermutter bevormundet und subtil abgewertet wurde. Ernst-Friedrich und ich frühstücken schon um 6 Uhr, was ihr sagen sollte, was sie für ein Lotterleben führt. Oder Dein Sohn trägt keine Mütze. Die Mittelung dahinter: Du bist eine nachlässige Mutter und kümmerst Dich nicht richtig um Dein Kind.
So ging es immer wieder und die TE fühlte sich angegriffen und angefressen, weil die Schwiegermutter ihre Pfeile immer so abschoss, dass sie die A-Karte hatte.
Bis sie ihren Standort änderte und die Schwiegermutter ins Leere laufen ließ. Die tollen Ratschläge ließen sie einfach kalt und zur Mütze sagte sie, Du kannst ihm gerne eine neue kaufen zu den vorhandenen drei, er wird sich nicht aufsetzen. Sie liess sie einfach auflaufen und zeigte ihr die kalte Schulter und damit sagte sie ihr, Du kannst ruhig weiter Deine Spitzen hier abladen, mich interesiert es einfach nicht (mehr). Damit nahm sie der Schwiegermutter die Wind aus den Segeln, die nun wiederum erkannte, dass ihre Bevormundungen und ihre versteckt kritischen und abwertenden Aussagen ihr Ziel verfehlten Die TE hat beschlossen sich davon nicht mehr tangieren zu lassen und damit wurde es für die Schwiegermutter nutzlos weiterhin ihre Kritik versteckt zu äußern.
Eine kleine Standortänderung beim Empfänger kann auch den Sender zu einem anderen Verhalten bringen.
Denk mal darüber nach, liebe TE, wie Du es schaffen könntest, seine Ratschläge nicht als Bevormundung zu empfinden? Er will wohl nicht verletzen und auch nicht bevormunden, aber er wurde vielleicht so erzogen dass er alles besser weiß und besser wissen muss.
Ist doch auch was Gutes, wenn man so einen klugen Partner hat, oder nicht? Und dann innerlich darüber lächelt und sich entspannt und sagt: ich ziehe jetzt mal los und kaufe noch das Räuchermännchen für Omi.