Sonntags-Blues

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Oh Mann, schon wieder Sonntag. So ein Sonntag. Wo man schon beim morgendlichen Aufwachen den morbiden Wunsch verspürt, sich in einen Fahrstuhl zu sperren und in ein wirklich tiefes Kellergeschoß hinunterzufahren.

Und gleichzeitig das Alleinsein wegschreien möchte! Wegtreten, zerhacken. Hauptsache weg. Aber es geht nicht, es geht ja nicht.

Wen könnte man anrufen? Ok, A. vielleicht. Ah, hallo, ja, was? Frühjahrsputz? Den ganzen Sonntag? Ja, hm, gut, hätte ja sein können. J.? Laut Anrufbeantworter im Urlaub. Wie unvorsichtig von ihm, wenn ich doch jetzt ein Dieb wäre...

Na gut, geh ich halt raus. Was ist denn da los? Autofreier Sonntag an der Bergstraße, wie wunderbar! Mindestens eine Zillion Menschen auf der Straße. Eine Band spielt Musik von niedriger Qualität, dafür umso lauter. Überall stehen Gruppen von Leuten zusammen. Junge Mädchen, die in schrillem Diskant ihre Freude und Feststimmung lautäußern. Komisch, wieso bin ich der einzige, der alleine unterwegs ist? Muß ein zynischer Zufall sein.

Im Cafe lese ich in der Zeitschrift eine Geschichte. Von einem Paar, beide verwitwet, beide um die 70, die sich entschlossen haben zu heiraten. Die Frau hat die Geschichte aufgeschrieben. Wie sie zum Juvelier gehen, um sich Ringe zu kaufen. „Für Ihre Tochter?“ – „Nein, für mich.“ Der Verkäuferin stehen Tränen der Rührung in den Augen, sie ruft ihre Kollegin; die schluckt, dann sagt sie: „Sie haben mich heute glücklich gemacht.“ Die beiden begreifen es nicht, aber noch oft reagieren die Leute so. Dann verstehen sie doch: sie geben den Menschen Hoffnung, daß auch für sie noch einmal Großes in Erfüllung gehen kann. Hoffnungen, Wünsche. Liebe. Eine schöne Geschichte, an einem eigenartigen Sonntag.

Ich gehe wieder nach Hause. Der Anrufbeantworter blinkt. Na, immerhin! Irgendwo im Weltall denkt ja jemand an mich! Ich ruf die Nachricht ab – nichts. Wieder einer von diesen leeren Anrufen, keine Rufnummer, nichts. Verdammt! Wenn ich wenigstens rauchen würde, dann könnte ich mir jetzt eine Zig. anstecken.

Komischer Platz, die Erde.

22.05.2005 15:07 • #1


H
Lieber Siron,

wie sehr du mir aus der Seele sprichst....ich kenne diese Sonntage nur zu gut. Aber ich möchte dir mitteilen, dass auch diese Zeit vorrüber geht. Seit Anfang dieses Jahres scheint sich dieser Blues bei mir langsam zu verabschieden, nur noch ab und an zeigt er sein Gesicht.

Ich umarm dich mal ganz doll und das nächste Mal kannst du mich auch ruhig anrufen

Renate

22.05.2005 18:39 • #2


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Sonntags-Blues

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Hallo Siron,
Es gibt Lieder, die kann man irgendwann einfach nicht mehr hören....den Sonntags-Blues zum Beispiel, stimmts ?
Kann dich gut verstehen. Nur, das ich meißtens keinen bestimmten Wochentag für den Blues habe ;)
Jede Frau zumindest kann das bezeugen, es gibt so ein paar Tage im Monat, da könntest du Wasser zu mir sagen und ich heule ;D Verflixte Hormone....
Ok, ist nicht das Gleiche...blödes Beispiel...
Aber auch, wenn es dir so vorkommt, du bist nicht allein !
Wie war das ? Kopp hoch, auch wenn der Hals dreckig ist
Hach ja, wieder so ein Klischee-Posting : Ich weiß, wie du dich fühlst, das wird wieder, du schaffst das...bla bla bla
Aber du weißt ja, wie ich das meine, gell ?

Liebe Grüße...

RS75

22.05.2005 18:41 • #3


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Lieber Siron,

das Du mir auch aus der Seele sprichst weißt Du ja schon. Ich wünsche Dir heute noch einen erträglichen Sonntag Abend!

Liebe Grüße,

Deine Moonlight

22.05.2005 18:46 • #4


E
Hallo,

manchmal scheint es tatsächlich so,als ob es niemals aufhören würde.

Bin heute auch über so nen historischen Jahrmarkt getigert.
War die letzen Jahre immer mit ihr dort gewesen,haben dann immer in der gleichen eisdiele eis gegessen und später immer im gleichen restaurant gegessen.

Auch wenn ich wusste,dass es ein Fehler sein würde, bin ich in das restaurant gegangen und habe mich an den Platz gesetzt, wo ich all die Jahre vorher auch gesessen habe.
Saß da und die ganzen Jahre habe ich an mir vorbeistreichen lassen.Schon seltsam, man erinnert sich an ganze Dialoge, auch wenn sie so weit in der Vergangenheit liegen. Es ist überwältigend wie sehr manche Dinge, auch wenn sie einem noch so banal erscheinen, sich in der Seele einbrennen können.

Dennoch weiss man, dass irgendwann der Tag kommen wird, wo man all das hinter sich lassen wird. Das ist aber auch leider dann das Einzige, was einem Mut macht.
...etwas hinter sich zu lassen, von dem man sich so sehr wünschte, dass es nie zu Ende gehen wird, damit es einem besser geht. Perverser Gedanke, nicht wahr??

Gute Nacht zusammen.

22.05.2005 21:13 • #5


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Hallo Siron,

ja, so wie dir, geht es mir auch. Habe mich gestern auch in meiner Wohnung einsam gefühlt und draußen, zwischen den viele Menschen war es nicht anders. Ich bin dann joggen gegangen, denn wenn ich ausgepowert bin gehts mir einigermaßen gut. Tja, da müssen wir wohl oder übel durch.

Sei lieb umarmt....knuddel

Delfinchen

23.05.2005 11:29 • #6


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Hallo ihr Lieben,

wie gut es war, heute wieder arbeiten gehen zu können. So hat alles seine positiven Seiten: man geht mit einem Gefühl der Erleichterung zur Arbeit; was es nicht alles gibt.

Doch die Melancholie ist diesmal klebriger als sonst. Ich bin das von mir nicht gewöhnt, die Energie kommt langsamer zurück als sonst.

Danke für eure Antworten, Umarmungen, Gedanken...

@heimat:
Kannst du dir vorstellen, daß ich einfach nicht drauf gekommen bin, mich bei dir zu melden? Es ist unglaublich, wie man im Denken manchmal unter Wasser zu gehen scheint in solchen Stimmungen. Aber beim nächsten Mal...

@rs75:
Ja, ich weiß, wie du es meinst! Und übrigens: Wasser! --- Hey, nicht gleich heulen!

@moonlight:
Der Chat hat gut getan! Ich hoffe, daß es dir auch etwas besser geht heute. Und denk an die Puppe!

@bonovox:
Perverser Gedanke, wirklich wahr... Bei der Einrichtung des Planeten muß was schief gegangen sein, ist wahrscheinlich ein Windows-System. Nur ohne Reset-Taste...
Es geht mir genau wie dir, daß gerade die banalen Dinge einen mitunter am übelsten von den Füßen hauen können; gerade im Profanen lauert der Abrund. Und zum Restaurant: geh nicht mehr hin. Ha. Ha. Ha.

@delfin22:
Manchmal hab ich die Nase voll vom durch müssen. Noch mehr so manchesmal davon, es ja auch in der Hand zu haben, entscheiden, verändern zu können. Kann es nicht mal ohne Kampf, von alleine, mühelos gehen? Hahaha, alberner regredierter Siron...

Machts gut, Freunde, ich setz mich jetzt eine halbe Stunde auf den Balkon!

Euer Siron

23.05.2005 13:08 • #7


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Hey Siron,

mach mal Platz auf deinem Balkönchen und servier mir einen starken Kaffee mit Muh und Zu.....
Den Sonntags-Blues kenne ich nicht, gehöre ja zur arbeitenden Bevölkerung auch am WE....aber den freier Tag Blues, den kenne ich schon, aber auch wie man den besiegt *g*

Zum Beispiel mit sms über kleine Jungs, gell?

Aber schon komisch, dass man meint, man sei der / die einzige, der unterwegs ist, stimmt nämlich gar nicht, es gibt Hunderte wie uns, nur achtet man da nicht so drauf, sondern krallt sich mit den Augen an Paaren, Cliquen und sonstwas fest ;)

Eigentlich muss man nur lernen, oder wiederfinden, wie man die Dinge allein mit eigenen Augen sehen kann, um sie wieder zu geniessen, ich glaub das sollten wir mal üben, gell? So bei Hammer Horrors und Co. Ausserdem hätte Tony dir gaaaaanz sicher bessere Laune verschafft :D


Ich drück dich mal
Thilde

23.05.2005 14:28 • #8


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Hi Thilde,

oki, wenn du den immer besiegst, dann komme ich demnächst mal schnell vorbei, ist ja kein Weg...

Stimmt, SMS über witzige Jungs helfen, Hinterteile hochhaltende Couch-Potatoes auch, und mit solchen Dingen hab ich auch gemacht was ging. Aber manchmal will man seinen kleinen Depri ja auch bißchen leben lassen. Menschlich, allzu menschlich.

Gucken wir heut nacht Scream 2?

Der Balkon war übrigens gut, habe einige Sonnenstrahlen einwerfen können. Hat hier zufällig irgendwer ein ungenutztes Ferienhaus auf Samos oder den Seychellen? Dann würd ich das für das nächste Forumstreffen vorschlagen. Und morgen schon mal probewohnen gehen...

Na gut, dann halt nicht.

Siron, der wieder bißchen heller ist

23.05.2005 15:36 • #9


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Hallo Siron,

ich will Dir nur einen kleinen Gedanken mitgeben.

Du hast vergessen, Heimat anzurufen. Darauf bist Du nicht gekommen.
Und lösende Gedanken kommen nur mit der Zeit. Du trainierst sie immer und immer wieder. Du hast sie auch schon oft angewendet - aber u. U. niemals bewußt.

Mache Dir bewußt - wenn es Dir gutgeht - was passiert ist, was Du gerade (heilvolles) gedacht hast. Dir ging es gut, wenn...

- Du mit Heimat telefoniert hast
- Du im Chat warst und einem/einer Frisch-Aufgeschlagenen Trost gespendet hast
- Du ein bestimmtes Buch, ein Zitat gelesen hast
- Du unter der Dusche laut gesungen hast
- Du Dich abgelenkt hast beim Joggen, Fußball, Sport usw.
- Du eine Entspannungsübung gemacht hast und damit die Welt berührt hast... uswusw...

Wenn es dann brennt und Du Dir das bewußt machst, hast Du immer einen Rettungsring, eine Notbremse für schlechte Phasen. Dieses Bewußt-Handeln gegen altes Denken hilft in Notzeiten. Das lernt man mit der Zeit...

Ansonsten hilft ja schon die Hoffnung, daß es auch wieder schöne Zeiten (wie z.B. jetzt die Arbeit) gibt. Gruß, Gerd

23.05.2005 15:49 • #10


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Hihi, Gerd,

willste mich mal unter der Dusche singen hören? ;D Das wäre dann eine Form der Elendsverlagerung: von mir zu den Nachbarn...

Ok, im Ernst. Du hast natürlich vollkommen Recht. Ich habe sogar noch Mitte letzter Woche oder so darüber nachgedacht: Man müßte im Forum mal einen Notfallkoffer-Threat eröffnen, wo alle das reinschreiben, was ihnen ganz konkret hilft, wenn sie am Boden sind. Dann haben wir nach zwei Wochen einen Steinbruch von 14218274 Maßnahmen, wo garantiert für jeden was dabei ist.

Ich habe natürlich auch so einen Koffer, Gerd. Und den wende ich auch häufig an! Das sind dann die Male, wo hier kein Sonntags-oder-was-auch-immer-Blues von Siron erscheint... Ich glaub, ich kleb mir dein Posting an den Kühlschrank, dann denk ich vielleicht auch öfter an den Koffer. In dem jetzt natürlich obenauf Maßnahme 1 liegt:

1. Heimat anrufen!



Danke, Gerd!

Siron

23.05.2005 16:06 • #11


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Übrigens finde ich dein Sonntags-Blues-Post sehr schön geschrieben, schon deshalb würde ich es mir ausdrucken. Schöne Worte helfen auch oft weiter.

Vielleicht kannst du dich dann schon über deine schönen Worte freuen und vielleicht auch schmunzeln.

Schön, dass du mich nun das nächste Mal anrufen wirst . Ich hoffe, dass es schon bald sein wird. )

Wann ist das nächste Frühstück?

Knuddel

Renate

23.05.2005 17:25 • #12


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Hi Renate,

mir ist gerade erst aufgefallen, daß man deinen Satz Ich hoffe, daß es schon bald sein wird ja auch so auffassen könnte, daß du mir für kommenden Sonntag den Blues wünschst! ;) Wie gut, daß ich ja weiß, daß du es gut mit mir meinst. ;D

Am WE sind die Kinder hier, da wird es keinen Blues geben. Zusammen mit dem phantastischen Wetter, das vorhergesagt wurde, sollte das ganze Forum mal kollektiv ein Wohlfühl-Wochenende einlegen. Das würde man insbesondere jenen wünschen, die sich im Diskussionsforum gerade wieder ineinander verbeißen.

Machs gut, Renate, bis bald,

Siron

25.05.2005 19:50 • #13


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