Hi,
ich hätte gerne ein paar Meinungen oder Ratschläge hierzu, da ich einfach viel zu tief in der Sache drin stecke, als dass ich noch objektiv darüber urteilen könnte. Vielleicht könnt ihr mir ja helfen?!
Mein Mann ist 36 Jahre alt, ich bin 24. Wir sind seit 4 Jahren zusammen, seit 3 Jahren verheiratet und haben eine 2 jährige Tochter. Unsere Probleme fingen an, als die Kleine geboren wurde und mein Mann das Dachgeschoss meines Elternhauses ein Jahr lang von absolutem Rohbau zu unserer Wohnung umgebaut hat. Da er alles allein gemacht hat, hat er nie Zeit für uns gehabt. Gemeinsame Unternehmungen gab es überhaupt nicht. Als die Kleine 1 Jahr alt war, war er noch nicht einmal mit uns zusammen am Spielplatz. Er sagte zwar immer wieder, dass er für uns da sei, wenn etwas wäre, doch wenn ich ihn wirklich gebraucht habe, dann hat er natürlich keine Zeit gehabt, weil er gearbeitet hat.
Dieses Jahr war ziemlich belastend für unsere Beziehung, weshalb ich dann in eine psychosomatische Klinik gegangen bin... das war letztes Jahr von Oktober bis Dezember. In der Klinik war ich das erste Mal wieder frei von alltäglichen Sorgen, weshalb ich mir über einiges Klar wurde. Ich fühlte mich einfach total allein und nicht so akzeptiert wie ich bin. Mein Mann fand immer etwas an mir auszusetzen... sei es nun meine übertriebenen Gestiken, wenn wir diskutierten (ich bin halb-Italienerin, da gehört das Gestikulieren dazu) oder meine Art und Weise den Kühlschrank aufzufüllen (obwohl er da sowieso nichts zu Schaffen hatte, da ich immer koche). Zudem engte er mich sehr ein. Bei der wenigen Zeit die wir miteinander hatten, durfte ich eigentlich nichts so machen, wie ich es gerne wollte. Ich hätte gerne Abends mal ein Buch gelesen, aber das wäre dann nur ein aneinander vorbei leben gewesen, seiner Meinung Nacht, also habe ich es lassen müssen. Ich musste mich um ihn kümmern, nachdem ich mich den ganzen Tag um unsere Tochter gekümmert hatte.
In der Klinik habe ich dann jemanden kennen gelernt, der mich genau so mochte wie ich war und der die Dinge, die meinen Mann an mir störten sogar mochte. Es kam also wie es kommen musste und ich habe mich in ihn verliebt und bin meinem Mann schließlich auch fremd gegangen. Nach viel hin und her habe ich meinem Mann alles erzählt und er hat mir verziehen. Er wollte an uns festhalten. Das lief eine Weile eigentlich ganz okay. Er hat sich viel Mühe gegeben, etwas mit uns unternommen, hat sich eingebracht echt. Aber seit einiger Zeit läuft es wieder genauso wie vor der Klinik. Er geht Arbeiten (von 5 Uhr morgens bis 15 Uhr), kommt dann natürlich kaputt nach Hause und schläft erstmal. Unternommen wird nicht mehr recht viel, weil er seinen Ar. einfach nicht in die Höhe bekommt. Er tut grad so das Nötigste. Unsere Wohnung ist auch noch nicht fertig. Das Badezimmer ist immer noch Rohbau. Zum Duschen muss ich zu meiner Mutter runter und es fehlt auch sonst noch an allen Ecken und Enden. Und er macht einfach nichts. Ich verstehe, dass er auch Entspannung braucht, da er einen harten Job hat (er arbeitet am Band eines Automobilherstellers), aber er hat nur eine 4 Tage Woche und wenigstens einen Tag könnte er doch mal etwas tun?!
Der Haushalt bleibt natürlich komplett an mir hängen. Selbst wenn er Frei hat macht er nichts. Und mit nichts meine ich auch nichts! Er räumt nicht einmal Geschirr in den Geschirrspüler.
Um die Kleine kümmert er sich liebevoll wenn er mal Zeit dazu hat, das muss ich ihm lassen. Er ist ein toller Vater!
Die letzten Tage haben mir die Augen geöffnet. Ich war mit Grippe im Bett gelegen, konnte mich nicht um die Kleine und den Haushalt kümmern, also musste natürlich er das machen. Da die Kleine in die Kita geht (meine Mutter hat sie gebracht und geholt), konnte er normal in die Arbeit gehen. Danach hat er sich um die Kleine gekümmert... aber das wars auch schon. Der Haushalt blieb komplett liegen. Nach zwei Tagen hat es hier so dermaßen ausgesehen, dass ich trotz Krankheit alles aufgeräumt habe. Er hatte an dem Tag frei und einen Arzttermin. Als er nach Hause kam, war ich fast fertig und musste nur noch Staubsaugen. Er hat mir dabei zugesehen und mir nicht mal seine Hilfe angeboten... saß auf der Couch und hatte den Laptop auf dem Schoß. Er hat gesehen, dass es mir nicht gut geht, aber das hat ihn gar nicht interessiert. Er hat sogar in Zweifel gestellt, dass ich wirklich krank bin -.-
Immer wieder hat er sich dann aus der Affäre gezogen und mir Anweisungen gegeben. Z.B. ist er am Samstag zu seiner Mutter gefahren mit der Kleinen. Anstatt mich auskurieren zu lassen, hat er sich hingelegt und in den Laptop gestarrt und hat zur Kleinen gesagt Fahren wir zur Oma? Dann lass dich mal von Mama fertig machen. Da hab ich also die Kleine fertig gemacht und die Wickeltasche gepackt... und mir ist echt der Kragen geplatzt. Ich hab ihm gesagt, dass er nicht mehr kommen braucht. Ich möchte Abstand, weiß nicht ob ich ihn überhaupt vermissen würde echt. Er hat dann seine Sachen gepackt und ist gegangen.
Abends kam er wieder, hat die Kleine abgeliefert und ist wieder verschwunden mit den Worten ich gehe... ich habe ihn gefragt wohin und er meinte nur keine Ahnung, mal sehen.
Seither hat er sich nicht mehr gemeldet. Nicht einmal um nach der Kleinen zu fragen. Ich sagte ihm am Telefon, als er zu seiner Mutter gefahren ist noch, dass wir dann reden, wenn er wieder da ist. Tja, daraus wird so jedenfalls nichts.
Ich muss sagen, dass ich mich ein bisschen freier fühle, seitdem er weg ist. Ich muss nicht mehr darauf achten, dass ich irgendetwas falsch mache und kann einfach mein Ding durchziehen.
Ich weiß nicht mal, ob ich ihn vermisse, oder ob es mir lieber wäre, wenn er einfach weg bleibt. Das Problem an der Sache ist, dass ich ziemlich Abhängig von ihm bin. Finanziell gesehen. Ich habe nur einen Minijob und keine Ausbildung. Finanziell würde ich es kaum allein mit der Kleinen (und unserem Hund) schaffen. Noch dazu haben wir gemeinsame Schulden wegen der Wohnung.
Aber so wie es ist, kann ich einfach nicht weiter machen. S. läuft schon seit Monaten nichts mehr. Er ist einfach nicht mehr attraktiv für mich... er lässt sich sehr gehen. Und ich bin auch nur eine Frau... ich vermisse die Leidenschaft und das Begehren und begehrt werden. Davon ist nichts mehr da.
Natürlich haben wir auch schöne Dinge gemeinsam... aber die sind sehr, sehr selten und die ständigen Streitereien und das Unglücklich sein dafür in Kauf zu nehmen, dass man einmal im Monat einen Tag hat, an dem man sich super versteht, das steht wohl in keiner Relation. Noch dazu merkt die Kleine natürlich auch die Spannung zwischen uns und versucht uns oft aufzuheitern. Ich habe Angst, dass sie (wie ich in meiner Kindheit) versucht in eine Rolle zu schlüpfen die ihr nicht gehört und die sie dazu zwingt Verantwortung für etwas zu übernehmen, wofür sie noch viel zu jung ist.
Hm... das ist ziemlich lang geworden, sorry. Aber ich bin mir wirklich unschlüssig und weiß einfach nicht was ich machen soll.
Danke fürs Lesen und auch schon einmal für die Antworten, falls welche kommen!
Liebe Grüße,
Lil
09.07.2012 11:28 •
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