Vorsicht seeeeehr lang!
Hallo liebe Community,
ich bin vor einigen Tagen auf dieses Forum gestoßen und hab mich hier durch etliche Themen gewühlt.
Nun erhoffe ich mir von euch auch den ein oder anderen Rat.
Zu meiner Geschichte:
Ich habe direkt nach dem Abschluss unser erstes Kind bekommen und bin mit meinem Mann in sein Elternhaus gezogen. Das war vermutlich der erste Fehler, den ich begangen habe! Damals fand ich seine Eltern aber recht cool und mir war es egal, wo ich mir eine Zukunft aufbaue. Die beiden haben uns bzw. mich auch mit dem Kind unterstützt. Mein Mann kam immer wochenends heim. Da er Soldat ist, war er in der Zeit auch zwei Mal in Afghanistan und hat somit das halbe Leben seiner Tochter verpasst. Bis auf die Sorgen, die ich in den Einsatz- Monaten auszustehen hatte, war das aber rückblickend die beste Zeit für mich. Ich wusste, dass ich alles alleine regeln musste und kam ganz gut mit Job (Vollzeit), Haushalt und Kind zurecht.
Nach seiner Versetzung in unsere Nähe fing für uns der gemeinsame Alltag an und da hat er kläglich versagt. Ich hatte mich um eine Person mehr zu kümmern, er tat gar nichts. Und damals hatte er noch richtig gute Arbeitszeiten mit 1 Woche Schichtdienst, 1 Woche frei. In seiner freien Woche hat er aber weder gekocht, noch auch nur einen Finger im Haushalt krumm gemacht. Wieso auch? Ich hatte ja alles im Griff! Und das war wahrscheinlich mein zweiter Fehler! Ich hätte ihn von Anfang an in diese Pflichten mit einbeziehen sollen.
Auch beim Haus-Umbau (Dachausbau, getrennte Eingänge für die Eltern und uns) hatte ich mehr oder weniger die Hosen an. Küche und Wohnzimmer habe ich sogar renoviert, während er im Einsatz war. Im Baumarkt kenn ich mich mittlerweile besser aus als er Teilweise war ich da echt fertig, sowohl körperlich als auch mit den Nerven.
Dann kam der Wunsch nach einem zweiten Kind auf (von uns beiden gewollt). Der Weg dahin war allerdings sehr schwer. Erst hatte ich eine Fehlgeburt und dann eine sehr komplizierte Schwangerschaft mit Krankenhausaufenthalt und ärztlich verordneter Bettruhe ab der 26. Woche. Auch da hat er mich wieder enttäuscht. Wieder musste ich den Haushalt machen, wenn ich nicht im Dreck versinken wollte. Eigentlich total verantwortungslos (auch von mir) und ich bin einfach glücklich, dass es der Kleinen nicht geschadet hat und wir mit einem gesunden kleinen Mädchen gesegnet wurden.
Aber auch hier fehlte wieder die Unterstützung. Ich hatte gehofft, dass er zu der Kleinen mehr Bezug haben würde, da er hier von Anfang an dabei war und keine Einsätze mehr hat. Aber Pustekuchen. Sie mal nachts trösten, wenn sie weint? Nö, der Herr schläft einfach weiter. Wickeln? Kann/Will er nicht. Höchstens noch Pipi, wenn was großes drin war, wurde Mutti zu Hilfe gerufen. Kurz nach der Geburt fing ich dann auch an, innerlich mit unserer Ehe abzuschließen. Ich hab meine Eltern gesehen und sah uns in 20 Jahren. Nur noch Streit, gegenseitiges Anschreien, Nervenaufreibend für die ganze Familie Das wollte ich nicht. Weder für mich, noch für die Kinder. Dann lieber getrennt, dachte ich mir. Da wir beide noch jung sind (er 36, ich 34), hätten wir so noch die Chance, jemanden passendes zu finden.
Der letzten Tropfen, der das Fass dann zum Überlaufen brachte war mein Wunsch, alleine übers WE wegzufahren. Bzw. eigentlich nur einen Abend. Mit der Kleinen war es zu der Zeit sehr anstrengend Auto zu fahren. Das musste ich immer so timen, dass ich nach dem Mittagessen gefahren bin, wenn sie geschlafen hat. Sonst gabs die ganze Fahrt nur Geschrei. Ich wollte also dann Samstag Nachmittag zu meinen Eltern und wäre dann Sonntag Mittag wieder da gewesen. Aber er hat sich strikt geweigert, mit den beiden allein (die Eltern wären ja auch noch da gewesen) zu bleiben. Das war dann zu viel für mich. Ich habe ihm gesagt, ich könne so nicht mehr weitermachen. Hatte das Gefühl, drei Kinder zu haben und keinen ebenbürtigen Partner. Daher habe ich die Notbremse gezogen und bin nach 10 Jahren Beziehung / 8 Jahren Ehe mit den Kindern 200km zurück in die Heimat (in die Nähe meiner Familie) gezogen.
Wäre ich allein gewesen, hätte ich den Kontakt zu ihm komplett abgebrochen, aber durch die Kinder war das natürlich nicht möglich. So sahen wir uns alle 2 Wochen übers Wochenende (mal hat er die Kinder geholt, mal waren wir bei ihm. Ich fahre ungern Auto, deswegen kann ich nicht an einem Tag hin und zurück und war die Wochenenden dann mit bei ihm.). Anfangs war ich nicht sicher, wohin unsere Trennung führen würde, Ende des Jahres war ich mir dann sicher, dass es kein Zurück mehr gibt. Ich habe mich regelrecht vor Berührungen von ihm geekelt und bin ihm weitestgehend aus dem Weg gegangen. Habe ihm meine Entscheidung auch offen mitgeteilt.
Jetzt waren wir an Ostern wieder bei ihm und ich weiß nicht, wie/was passiert ist. Der Tag war einfach schön, das zusammen einkaufen und kochen hat richtig Spaß gemacht und es hat den ganzen Tag zwischen uns geknistert. Abends ist es dann passiert und wir hatten S6. Seitdem bin ich total verwirrt und überlege, ob es nicht doch eine Zukunft für uns geben könnte?
Ausschlaggebend war jetzt nicht unbedingt der S6. In der Beziehung hatten wir nie Probleme. Sondern wirklich das Drumherum. Ich fange jetzt erst an auch meine Fehler in der Ehe zu sehen. Ich denke unser größter Fehler war, dass wir nicht offen miteinander kommuniziert haben. Ich habe meinen Frust meistens in mich reingefressen und bin alle paar Monate dann in Tränen ausgebrochen. Dann war es ein paar Wochen besser, bis sich wieder die alten Verhaltensweisen eingeschlichen hatten.
Wir haben uns nach diesem Wochenende auch unterhalten und ich habe ihm offen und ehrlich gesagt, dass der Vorfall nicht bedeutet, dass jetzt alles wieder gut ist. Ich bin einfach nur durcheinander und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich sehe ja, dass er sich bemüht. Naja, soweit das eben möglich ist, solange die Mutter noch im selben Haus wohnt. So wirklich selbstständig wird er da wohl nicht werden. Aber auch die Kinder verbringen auch mal eine Woche am Stück bei ihm und er kommt damit zurecht. Wie heißt es doch so schön: Man wächst mit seinen Aufgaben. Vielleicht hätte ich ihm die Kinder viel früher einfach an die Hand geben und mich für ein paar Stunden verziehen sollen.
Wäre ich alleine, würde ich sagen: komm, versuchen wirs einfach nochmal und sehen, wohin das ganze führt. Aber die Sorge um die Kinder hält mich davon ab. Was, wenn es wieder schiefgeht? Ihnen nochmal das Herz brechen? Wo sie sich endlich mit der Situation arrangiert haben. Die Große (9 Jahre) hat unsere Trennung sehr mitgenommen und sie hat sehr viel geweint in der Zeit danach. Mit ihr hatte ich sehr viele Gespräche geführt im letzten Jahr, sie aber immer darauf vorbereitet, dass Mama und Papa vielleicht nicht wieder zusammenkommen. Die Kleine (2 Jahre) vermisst einfach ihren Papi, akzeptiert dann aber, wenn ich sage: Papa ist zu Hause, er muss arbeiten. Er kommt aber bald wieder. Das ist für sie vollkommen ok, die Trennung versteht sie wahrscheinlich noch nicht.
Im letzten Jahr bin ich innerlich noch mehr gewachsen. Ich hab meinen super Job aufgegeben, bin umgezogen, hab wochenlang das Haus renoviert, damit die Mädels ein schönes Zuhause haben (in der Zeit hatte die Große Sommerferien und wir haben bei meiner Mutter gewohnt). Hab einen Notjob angenommen, um über die Runden zu kommen und war 3 Monate arbeitslos. In der ganzen Zeit hab ich nicht ein einziges Mal meine Entscheidung bereut, auch wenn es finanziell etwas eng wurde. Auch war ich zu stolz um Trennungsunterhalt zu verlangen. Ich glaube, das stünde mir zu solange die Kleine noch so jung ist?!? Aber ich dachte, jetzt verletzt du den Mann schon, dann kannst du ihn nicht auch noch ausnehmen!
Wir hatten uns aber anhand der Düsseldorfer Tabelle über den Kindesunterhalt geeinigt und diesen hat er sofort ohne Wenn und Aber gezahlt. Nun habe ich wieder eine gut bezahlte Stelle, sodass ich nicht mehr auf den Unterhalt angewiesen bin (dieser wird jetzt für schlechtere Zeiten oder die Kinder zur Seite gelegt). D.h. finanzielle Not herrscht bei mir nicht. Dies kann also nicht der Grund für einen neuen Versuch sein.
Ist es normal, dass man sich irgendwann wieder nach seinem Ex sehnt, obwohl man derjenige war, der Schluss gemacht hat? Und vor allem nach so einer langen Zeit? Ich verstehe meine eigenen Gefühle momentan nicht. Soll ich vielleicht lieber hart bleiben und mich auf was Neues einlassen? Ich denke, wenn es da wieder jemanden in meinem Leben gäbe, käme ich gar nicht erst in Versuchung zurück zum Ex zu gehen. Andererseits waren unsere Probleme auch nicht wirklich gravierend und die Trennung hätte sich evtl. vermeiden lassen, hätte ich einfach früher meinen Mund aufgemacht und Klartext gesprochen.
Aber wenn ich mich jetzt wirklich für einen erneuten Versuch entschließen sollte, wie sollen wir das anfangen? Ich sehe eigentlich nur eine Chance, wenn er in unsere Nähe zieht. Da seine Dienstzeit nächstes Jahr ausläuft, stünde dem eigentlich nichts im Wege. Aber wie sollen wir das dann anstellen? Sofort wieder zusammenziehen halte ich für problematisch. Getrennte Wohnungen und sehen, wohin das führt? Alternativ wird die Einliegerwohnung im Haus evtl. in den nächsten Monaten frei, wenn meine Schwester zu ihrem Freund zieht (Ich hab das ganze Haus gemietet, kann mir meinen Untermieter also selber aussuchen). Soll ich ihm diese anbieten? Dann könnte er die Kinder täglich sehen, wir könnten uns aber dennoch aus dem Weg gehen und jeder hätte seinen Rückzugsbereich.
In das Haus seiner Eltern kann und will ich nie wieder zurück. Beim Auszug hat mich sein Vater zutiefst gekränkt, sodass ich mich da nie wieder willkommen fühlen werde. Klar, man muss auf der Seite seiner Kinder stehen, aber man muss sich anderen gegenüber auch so verhalten, dass man denen auch wieder in die Augen sehen kann. Monate später hat er sich zwar für seine Worte entschuldigt und gesagt, ich soll wiederkommen, aber die Verletzung sitzt einfach zu tief! Außerdem habe ich hier von Seiten meiner Mutter so viel Unterstützung mit den Kids, dass ich nie wieder so blöd sein werde von hier wegzuziehen.
Puh. Ganz schön lang geworden, aber es tut auch mal gut, seine Gedanken zu sortieren und einfach mal aufzuschreiben. Was meint ihr? Besteht noch eine Chance für uns? Vielleicht mit Paartherapie? Er kämpft für/um uns. Vielleicht musste er einfach alles verlieren, um zu begreifen, was er hatte?
Oder soll ich mich zusammenreißen und die Trennung weiter durchziehen? Im August wäre das offizielle Trennungsjahr rum, dann könnte ich mich theoretisch scheiden lassen, sofern er nicht widerspricht.
Danke euch für eure Einschätzung.
27.04.2017 07:55 •
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