Zitat von Brombeereistee:Die Sache ist jetzt 1 Jahr her und vor 4 Wochen habe ich mich bei FB abgemeldet. Zwar habe ich FB immer benutzt um auch mit meinen sonstigen Freunden in Kontakt zu bleiben, aber seit ich mich dort abgemeldet habe, merke ich daß es mir besser geht.
Zitat:Das bringt mich halt zu der Frage ob nicht generell das Leiden von Trennungen durch Facebook Co verlängert wird.
Eigentlich hast Du Dir die Antwort im besten Sinne bereits selbst gegeben:
Dein Leid hielt genau so lange an, wie
Du die FB-Seiten Deines Ex besucht hast. Und wenn auch nicht das ganze Trennungsleid, so zumindest dieser spezifische Druck hörte genau in dem Moment auf, wo
Du Dich abgemeldet hast.
Du warst, bist und bleibst die Regisseurin in
Deinem Leben und auch wenn Du natürlich nicht verhindern kannst, daß Dir gelegentlich ein Leid widerfährt, so liegt es vollkommen in
Deiner eigenen Hand, wie Du damit umgehst, wenn es konkret passiert.
Ich selbst hatte nie ein FB-Konto, bin nicht bei WA, schreibe kaum SMS und bin auch sonst bei keinem sozialen Netzwerk angemeldet. Eine Zeitlang war ich mal bei Stayfriends, doch selbst dort habe ich mich wieder abgemeldet, denn eigentlich bin ich der Meinung, daß auch alte Schulfreunde sich per Email melden können, wenn sie ernsthaft in Kontakt bleiben wollen. Funktioniert auch.
Dennoch bin ich kein FB-Feind, es widerspricht meinem Respekt vor der persönlichen Entscheidungsfreiheit anderer erwachsener Menschen, angemessen mit solchen Netzwerken umgehen und die Notbremse treten zu können - so wie Du es ja auch getan hast - wenn sie selbst merken, daß da etwas aus dem Ruder läuft. Das Leben ist weder ein Ponyhof, noch ein Kindergarten und genau diese Fähigkeit zur Vernunft ist es, die a) den Mensch vom Tier und b) das Kind vom Erwachsenen unterscheidet. Deshalb lehne ich es auch ab, Erwachsene wie Kinder zu behandeln, sei es draußen im RL oder hier, im Trennungsforum.
Weißt, als Mitte des 20. Jahrhunderts das Fernsehen aufkam, da gab es auch Familien, die konnten mit der Glotze umgehen und andere, bei denen lief sie Tag und Nacht. Bei manchen schlief daraufhin die Kommunikation im Wohnzimmer ein, bei anderen wurde gezielt ein Film geschaut und anschließend darüber geredet (oder auch nicht, aber man fand den Ausknopf und ging zu anderen Dingen über).
Käme irgendjemand auf die Idee, das
Fernsehen dafür verantwortlich zu machen, daß eine
Familie sich nichts mehr zu sagen hat? Und mit welcher Reaktion müßte man dann wohl rechnen?
Ich halte nichts von FB Co., habe auch keine Ahnung, warum jemand, der
keine Schlüsselposition in seiner Firma hat bzw. für diese am Wochenende Bereitschaftsdienst leistet, dessen Partnerin
nicht kurz vor der Entbindung steht, der
keine Kinder hat oder kranke Angehörige, die evt. von einem Moment auf den anderen ins Spital müssen, ständig und überall per Handy erreichbar sein muß. Ich halte es vielmehr für ein Zeichen, daß man es geschafft hat, wenn man eben das
nicht ist, sondern klare Grenzen (durch)setzen kann, die von der Umwelt
respektiert werden.
Auch ich wurde schon verlassen und war restlos verzweifelt, dennoch wäre ich im Leben nicht auf die Idee gekommen, morgens um drei Verwandte oder Freunde aus dem Bett zu klingeln, um sie stundenlang mit meinen Trennungsschmerz zu überhäufen. Meine Toleranz für sowas verhält sich auch umgekehrt in engen Grenzen, denn je älter ich werde, desto weniger Energie habe ich noch in mir für solche Drama-Szenen. Zudem kann ich mir rückblickend eh nicht vorstellen, daß das sonderlich lange gut gegangen wäre, denn die meisten von denen müssen morgens zur Arbeit und benötigen daher schlicht ausreichend Schlaf. Und meinen Ex hätte es auch nicht zurückgebracht, egal wie lange sie zuhören - das wußten sie und ich weiß es auch.
Eben drum finde ich es klasse, daß es mittlerweile Foren wie dieses hier gibt, wo man sich - sogar anonym - einfach mal ausschütten kann und auch aufgefangen wird, ohne daß jemand dabei zu kurz kommt. Allerdings bin ich der Meinung, daß man auch von leidenden Menschen erwarten kann, Lebenskrisen
erwachsen zu bewältigen - und zwar nicht durch strafrechtlich relevante Maßnahmen wie Stalking (das meint jetzt nicht Dich), sondern indem man entweder selbst Überlebensstrategien entwickelt, oder sich in professionelle Hände begibt, um die Hilfe zu bekommen, die man so dringend braucht in solchen Situationen.
Und das hat nichts mit Niedermachen zu tun, sondern ist im Gegenteil zumindest meine Art, ihnen zu zeigen, daß ich sie in all ihrem Leid als die
vernunftbegabten Erwachsenen wahrnehme, die sie nun mal sind - statt sie als jene kleinen Kinder zu behandeln, die sie eben
nicht (mehr) sind. Ein Leid, aus dem sie sich eh nur
selbst am Schopf herausziehen werden können. Und wer
das geschafft hat - der wird wie Phoenix aus der Asche aufsteigen und trotz aller Narben zu neuer Stärke auflaufen.
Nur darum geht es und das hat mit abwerten nun wirklich gar nichts zu tun.
Und ja, ich weiß, daß diese Vorwürfe an Revage und nicht an mich gingen, aber ich habe mich wirklich
sehr darüber geärgert, hier sowas zu lesen.