Hallo,
Meine Lebensgefährtin hat sich nach über vier Jahren von mir getrennt. Dies ist zwar bereits mehrere Wochen her, doch irgendwie habe ich es jetzt erst wirklich realisiert.
Getrennt heißt in diesem Fall, sie ist mit dem Kind in die Nähe ihrer Familie gezogen, das ist über 100 km weg von hier. Und mit getrennt meint sie auch, dass sie erst mal alleine sein möchte, die Beziehung aber nicht ganz beenden, sondern erst mal abwarten möchte.
Bei uns war es so, dass wir meist einfach so nebeneinander her gelebt haben. Im Grunde machte jeder zum großen Teil „sein Ding“. Es gab zwar auch so manches Gemeinsame, auch haben wir mehrere Jahre zusammen gearbeitet, aber dieses Gemeinsame war dann doch eher was das Kind betraf.
Ich habe Sie auch immer sehr verunsichert. Wir kamen zusammen, als wir uns beide gerade in der Trennung von unseren Expartnern befanden. Doch im Gegensatz zu ihr wollte ich eigentlich nicht sofort wieder in eine feste Beziehung, sondern erst mal meine Ehe, die gescheitert war, aufarbeiten.
Doch sie ist ein absoluter Familienmensch und wollte dies eben für sich und ihren Sohn so haben. Nun, ich ließ mich dann doch darauf ein. Doch es kam im Laufe der Zeit immer wieder zu Phasen, in denen ich sozusagen „ausbrach“, dass heißt, mich für mehrere Tage zurückzog, sei es, das ich mich in der Gartenhütte oder in mein früheres Haus einquartierte oder einfach fortfuhr. Ich machte irgendwann mal eine Therapie. Das hat uns wieder Auftrieb gegeben. Aber mein Grundübel ist trotzdem geblieben: meine passiv-aggressive Art, mit der ich sie sehr verletzt habe.
In meinem Beruf als Pflegefachkraft kann ich sehr einfühlsam und verständnisvoll sein. Auch ihr gegenüber war ich meist liebevoll. Doch wenn es mal wieder zu einer „Krise“ kam, zeigte ich mein anderes Gesicht. Ganz so, als ob ich all die Verantwortung für diese Krise auf sie abladen wollte.
Das Schlimme daran ist, das ich um mein Wesen genauestens weiß. Ich arbeite seit mehr als zwanzig Jahren mit Menschen, reflektiere mich hier auch immer wieder. Seit Jahren studiere ich nebenher Psychologie, beschäftige mich auch mit Gewaltfreier Kommunikation. Und doch hat stets mein Gefühl aus Wut und Aggression in einer solchen Phase die Oberhand gewonnen und nicht mein Verstand, der mir sagte, das ich so alles kaputt mache.
Nun gut, es sieht hier nun so aus, als ob ich mir alleine den Schuh anziehen wolle, doch auch sie hat einiges zum Scheitern beigetragen. Da war zuerst ihr Drängen und Fordern, von Anfang an zusammenzuziehen. Ihre Arroganz, mit der sie meine Zeichen, die ich ihr so oft gab, schlichtweg ignorierte. Ihr stures Wesen, mit dem sie sich über alles hinwegsetzte, was ihr nicht gefiel. Und diese Kombination aus uns beiden programmierte unser Ende so eigentlich von Anfang an. Und doch war es etwas ganz Besonderes. Wenn es gut lief, gab es zwischen uns eine ganz tiefe Verbundenheit, ein absolutes Verständnis. Dazu kommt noch das Kind. Auch wenn er nicht mein leiblicher Sohn ist, sehe ich mich als sein Papa. In den letzten Wochen sah ich ihn auch öfter. Sie lässt glücklicherweise den Kontakt auch zu. Doch umso mehr schmerzt es.
Ich schreibe hier in erster Linie, weil ich es einfach mal loswerden muss. Ich habe im Laufe meiner früheren Ehe sowie im Laufe der letzten Beziehung meinen gesamten Freundeskreis eingebüßt. Und im Dienst muss ich derjenige sein, der zuhört. Ich habe bereits Erfahrung mit Trennung, Trennungsschmerz und der folgenden Trauer. Und doch ist es immer wieder anders. Diesmal kommt noch der Schmerz wegen dem Kind dazu.
Klaus
10.03.2012 13:39 •
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