Hallo IvanHoe,
die Mail von deiner Ex hätte von mir sein können.
Ich bin auf der anderen Seite. Ich habe verlassen.
..und ich bin sehr verzweifelt.
Ich habe meinen Ex auch bei den ersten Trennunganläufen nicht in Ruhe lassen können. Es war wie ein Gummiband, was mich immer wieder zurückgezogen hat.
Er hat das gleiche getan, hat darum gebeten, dass ich ihn, wenn überhaupt nur per Mail kontaktiere und nichts darüber schreiben soll wie es mir geht. Telefonieren und Sehen geht gar nicht.
Ich bin mir sicher, er würde mit wehenden Fahnen auf mich zurennen, wenn ich vor seiner Tür stehen würde...
Wir waren mehr als vier Jahre zusammen und die letzten 20 Monate haben wir uns die volle Packung gegeben von: Kann nicht mit - kann nicht ohne. Zusammen - getrennt - hin und her - off and on. Krieg, Drama, Versöhnungen, Reden reden reden...
Ich wollte mich eigentlich nicht trennen, aber wir kriegen es gemeinsam einfach nicht hin. Wir haben beide viel daran gearbeitet, dass es funktioniert, aber es ging einfach nicht!
Ich weiß mittlerweile auch warum..Dinge aus der Kindheit..andere Vorstellungen vom Leben..kranke Eifersucht...fehlende Selbstliebe...ZU starke Liebe, auch wenn das jetzt verrückt klingt.
Ich 33, er fast 30. Er hatte Angst vor der Verantwortung was Kinder angeht, weil er mit sich selber nicht im Reinen ist, wie er selber sagte.
Ich habe mir welche gewünscht.. Grande problem!
Alle Probleme waren irgendwie mehr oder weniger von beiden Seiten ausgelöst oder begünstigt worden, weil sich keiner auf richtige Art und Weise gewehrt hat, sondern sich eher unbewusst manipulieren ließ. Mal der Eine, mal der Andere.. Es ist kompliziert.
Angst den Anderen zu verletzen. Angst den Anderen zu verlieren. Angst sich selbst zu belügen...
All das Chaos fühte zu massiven Streits, zu Beleidigungen, zu Respektlosigkeit.
Ich habe eine Zeit lang mit angesehn, wie ich ihn am ausgestreckten Arm emotional verhungern lasse, weil ich manchmal einfach keine Nähe mehr ertragen konnte. Das war schlimm für ihn, aber auch für mich. Ich war überfordert und hilflos.
Er tat mir so unendlich leid. Ich liebte ihn so sehr, auch wenn sich das wie das Gegenteil anhört...
Jedenfalls habe ich mich so sehr versucht zu verbiegen, damit es mit uns beiden klappt, bis ich einfach nicht mehr konnte und anfing eine ständige Traurigkeit in mir zu tragen und Angst, nein Panik, vor einer Zukunft mit meinem Partner hatte. Mein Bauch tat weh! Wochenlang. Das war der schlussendliche Grund für die Trennung.
Ich habe im Lauf der letzten zwei Jahre eine Therapie gemacht um meine innerlichen Knoten zu lösen und Hilfe bei dieser schweren Beziehung/Trennung, HinundHer, zu bekommen. Das war sehr gut für mich. Ich habe viel gelernt. Ich habe viel gelesen, mir viele Ratschläge von wirklich weisen Menschen geholt. Ich dachte, mit dem neuen Wissen über uns und mich, könnte es nochmal gehen...
Der letzte ersthafte Versuch manches anders zu machen, es vorsichtig nochmal zu versuchen, ging ca. 5 Monate und hat eigentlich recht gut begonnen. Haben viel geredet und kamen Riesenschritte aufeinander zu.
Aber vor drei Monaten habe ich mich getrennt. Wir fingen an in die alten Muster zu verfallen und ich habe wieder Panik bekommen, das sich Alles wiederholt. Er hat um uns gekämpft! .. ich habe nach reiflicher schmerzvoller Überlegung aufgegeben. Ich konnte nicht mehr.
Es war eine tränenreiche, aber friedliche Trennung. Beide wünschten sich das Beste..
Ich habe ihm und mir geschworen, dass ich diese hin und her-Dramen, die uns beide ausgezerrt haben, auf Teufelkommraus vermeiden werde.
Ich habe es geschafft.
Ich habe mit kleinen Ausnahmen (vor Wochen) eine fast Nullkontaktsperre eingehalten.
Ich ziehe das aus Respekt voreinander durch.
Ich ziehe es durch, damit er leben kann und sich nicht jede Minute Hoffnung macht.
Ich ziehe das durch, weil ich ja immernoch nicht weiß, wie das jemals mit uns funktionieren soll.
Ich ziehe es durch und was ist das Ergebnis: Ich leide wie ein Hund.
Mir geht es dermassen beschissen, das geht gar nicht mehr.
Ich sule mich nicht blos in meinem Elend - ich arbeite viel - weitere Aufarbeitung meiner Vergangenheit, viel Trauerarbeit und realistische Gedankengänge warum es nicht funktioniert hat und trotzdem:
Er fehlt mir wahnsinnig!
Nicht wirklich die Beziehung. ER!
Alleinsein, Alltag leben, Dinge auf die Kette kriegen - kein Problem für mich. Aber der Mensch, der fehlt mir und ich könnte mich auf der Stelle übergeben, wenn ich daran denke, das diese Kontaktsprerre aufrechterhalten bleiben muss, damit Jeder sein eigenes Leben starten kann - was ich aber ganz tief in mir nicht will.
Ich bin verzweifelt. Es ist wirklich schlimm.
Ich weiß/denke, das er mich noch liebt und leidet und verzweifelt ist. Ich weiß es einfach.. Und ich kann nichts tun, ausser mich fernhalten.
Er ist in mir drin immernoch der wichtigste Mensch für mich und ich versuche als nächste Maßnahme, es irgendwie zu akzeptieren, dass ich lernen muss mit dem Verlustschmerz zu leben. Ich glaube (aktuell) nicht, dass es wirklich aufhört. Wir waren zu eng verwoben - zu starke Anziehungskraft - zu sehr Seelenverwandte.
Das ist die gemeinste und anstrengenste Sache, die ich je erlebt hab. Ich hoffe ich sehe irgendwann Licht am Ende des Tunnels.
Ich kann nicht loslassen. Es ist ein zähes Ringen in die Richtung Loslassen, aber es holt mich immer immer wieder ein. Wenigsten kann ich ordentlich heulen, so dass ich für eine Weile wieder atmen kann.
Ja, das ist die andere Seite. Das ist die Seite von einer, die verlassen hat.
Verlassen hat aus Liebe und Respekt füreinander? (Klingt seltsam, fühle ich aber so) Von einer, die aus Angst und Hoffnungslosigkeit aufgegeben hat und somit gewünscht hat endlich Frieden zu finden und aus dem Beziehungsdrama rauszufinden.
Ja, das habe ich dann wohl und trotzdem weiß ich nicht weiter und bin verweifelt.
So ist es nunmal.