Wie sehr habe ich nach dieser Seite gesucht, um all das endlich mal loswerden zu können, was mich derzeit bewegt. Da alles ein wenig verworren und komplex ist, ist es wohl besser, wenn ich ziemlich weit aushole.
Ich bin über 50 Jahre alt und lebe seit mehr als zehn Jahren in einer festen Partnerschaft. In all den Jahren habe ich geglaubt, dass ich diese Frau wirklich, tief und innig liebe. Sie stand in dieser ganzen Zeit bedingungslos an meiner Seite und hat mich auch in den bis dato schwersten Augenblicken meines Lebens gestützt. Ja, ich war überzeugt davon, dass auch ich sie im gleichen Maße liebe, wie sie mich. Doch dann geschahen unerwartete Dinge.
Im Sommer des letzten Jahres übernahm ich in unserer Firma eine Funktion mit Führungsaufgaben. Zu diesem Team, welches ich zu führen hatte, gehört auch Maria. Bisher waren wir Kollegin und Kollege auf der identischen Ebene und haben uns bestens verstanden. Wir haben auch außerhalb der Dienstzeit mal ein paar Dinge unternommen, aber es kam nie zu irgendwelchen körperlichen Kontakten. Wir verstanden uns, wie schon erwähnt, bestens.
Und wir konnten miteinander reden; das ist etwas, was ich mit meiner Partnerin einfach nicht konnte. Nicht, dass ich es nicht versucht habe. Unzählige Male, denn für mich sind Gespräche mindestens genau so wichtig wie S.. Nein, um der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen, gestehe ich ein, dass mir Gespräche noch wesentlich wichtiger sind. Mit Maria konnte ich reden. Über wichtige und unwichtige Dinge. Und wir konnten miteinander lachen. Das tat so gut.
Nach und nach entwickelte sich dann eine gewisse Vertrautheit. Ich wusste, wohin das führen wird, aber ich tat nichts, um dagegen anzugehen. Ich ließ es zu, denn es war schön. Im Dezember letzten Jahres hatten wir unsere Weihnachtsfeier und zum ersten Mal in all den Monaten haben wir uns berührt. Wir tanzten gemeinsam und ich merkte sofort, was in mir vorging. Sie spürte es auch, denn unsere Berührungen wurden intensiver und fordernder. Irgendwann war die Weihnachtsfeier zu Ende und ich war froh, dass sie sich in unserem Hotel ein Doppelzimmer mit einer Kollegin teilte. Obwohl ich gehofft hatte, dass sie noch zu mir kommt. Aber in jener Nacht geschah nichts; außer, dass wir beide gespürt haben, dass dort mehr ist als nur einfaches Verständnis füreinander.
Bald danach begann der Weihnachtsurlaub und wir sollten uns ein paar Tage nicht sehen. Wir verabredeten uns, das erste Wochenende im Januar gemeinsam zu verbringen. Es sollte nur um S. gehen; so redeten wir uns beide das ein. Doch was dann geschah, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Es war nicht nur S.. Es war mehr. Jeder Augenblick fühlte sich richtig, gut und vertraut an. Es war, als wäre ich endlich da angekommen, wonach ich all die Jahre gesucht habe. Und ihr ging es genauso. Wäre es nur der S. gewesen, dann wäre mein Verhalten zwar nach wie vor moralisch verwerflich, aber damit wäre das Thema auch durch gewesen.
Doch es war nur der Auftakt zu einem Desaster.
Wir trafen uns wieder. Und wieder. Und wieder. Ich fühlte tief und innig, wie ich zuvor nicht gefühlt habe. Wenn sie bei mir war, schwebte ich auf Wolken. Sie erweckte Gefühle in mir, die ich so nicht kannte. Ja, ich liebe sie; das weiß ich.
Aber wenn sie nicht bei mir war, dann ging ich durch die Hölle. Denn einerseits sagte sie mir, dass sie mich liebt (wenn auch auf ihre Art - was immer das heißt), aber andererseits will sie keine Partnerschaft eingehen (jedenfalls nicht mit mir) und sie sagte mir klar und deutlich, dass ich keine Exklusivrechte auf sie habe. Sie würde und wird sich auch weiterhin mit anderen Männern treffen, ihren sogenannten F*ckfreunden. Und damit kam und komme ich überhaupt nicht klar. Der Gedanke, dass sie sich einem anderen Mann hingibt, macht mich verrückt.
Tja, und dann kam, was kommen musste. Wir hatten wieder ein gemeinsames Wochenende verbracht und drei Tage später fuhr sie zu einer Veranstaltung, bei der sie sich auch mit einem ihrer FF treffen würde. Das sagte sie mir ganz offen. Ich redete mir ein, dass ich stark genug sei, damit umgehen zu können. Und ich spielte den starken Mann, auch ihr gegenüber. Aber ich war nicht stark genug. Ich habe mich innerlich zerfleischt. Und ich suchte jemanden, mit dem ich reden konnte. Mit ihr ging nicht, weil ich nicht wollte, dass sie mich schwach erlebt. Mit meiner Partnerin ging natürlich auch nicht. Also erzählte ich einer Kollegin (wie doof kann man eigentlich sein?) die ganze Geschichte mitsamt aller Details. Diese Kollegin, ich mache ihr keinen Vorwurf, hatte gar keine andere Wahl als sich von mir s.uell bedrängt zu fühlen. Das war absolut nicht meine Absicht, aber wenn ich im Rückblick betrachte, was ich ihr alles mitgeteilt habe, dann konnte sie nicht anders. Natürlich hat sie Maria alles erzählt und selbstverständlich ging das auch quer durchs Büro. Ich wusste aber schon, was passieren würde, als ich von Maria mit den Worten Fass´ mich nicht an! gegrüßt wurde. In diesem Moment, noch bevor das Thema publik wurde, wusste ich, dass ich nicht mehr in dieses Büro zurückkehren werde. Denn ich bin nicht stark genug, um sie jeden Tag zu sehen und zu wissen, dass ich sie nie wieder im Arm halten, sie nie wieder riechen und nie wieder ihre Küsse schmecken werde. Das schaffe ich nicht.
Ich habe an jenen Mittwoch das Büro verlassen, um nie wieder dorthin zurück zu kehren. Als ich ging gewährte sie mir noch drei Sätze zum Abschied. Ich sagte ihr, dass wir uns nicht wiedersehen werden; und das sagte ich mit vollster Überzeugung.
Am vorigen Sonntag erhielt ich eine SMS von ihr, dass sie unbedingt noch einmal mit mir reden wolle. Wir verabredeten uns für Montagabend bei ihr und ich bin zu ihr gefahren. Wir redeten und tranken und tranken und redeten; die ganze Nacht. Und sie sagte mir, dass sie sich am besagten Mittwoch vor mir geekelt hat. Sie sagte mir aber auch, dass sie mich nach wie vor liebt und das ich wichtig für sie bin. Sie will mich nicht aus ihrem Leben verlieren.
Jetzt sitze ich hier und bin mit meinem Latein am Ende.
Klar, ich begebe mich in therapeutische Behandlung. Denn aktuell robbe ich nur noch auf dem Zahnfleisch. Was beruflich wird, weiß ich nicht - aber das ist mir gelinde gesagt total egal. Doch was wird aus Maria und mir? Haben wir eine Zukunft? Oder sollte ich mich besser von ihr lösen, auch wenn es noch so schwer fallen wird? Ich liebe sie. Und wenn sie jetzt käme, mir ihre Hände entgegenstreckte und sagte: Komm, lass´ uns gehen würde ich ihr folgen. Selbst wenn es noch tiefer in die Hölle wäre; denn dort befinde ich mich ohnehin schon.
Danke, dass ich all das endlich einmal los werden durfte.
08.03.2015 15:46 •
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