Hallo,
ich melde mich noch einmal als Gast, weil etwas passiert ist.
Vor einiger Zeit hat sich meine Ex bei mir gemeldet und wollte mit mir etwas trinken gehen, worauf nicht eingegangen bin. Später kam zu meinem Geburtstag ein Anruf, verbunden mit dem Wunsch nach einem Treffen. Ich habe lange überlegt ob ich dem zustimmen sollte, bin dann aber über meinen Schatten gesprungen und habe mein Okay gegeben. Wir waren dann mehrer Stunden zusammen unterwegs und irgendwann, nachdem ich mir mit zwei Gläsern Wein die Zunge gelockert hatte, habe ich ihr all das gesagt, was ich hier so lang und breit geschildert habe.
Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass das alles für Humbug erklärt würde und ich einen Katalog an quasi Vorwürfen ausgebreitet bekäme. Aber das ganze Gegenteil war der Fall. Ich muss leider sagen, dass ich mit all dem Recht hatte, was ich euch hier geschrieben habe. Sogar mehr als das. Meine Diagnose Depression trifft zu, und zwar so weit, dass bei ihr wirklich schon Gedanken zum Selbstmord aufgetaucht sind. Sie selbst hat das als Weltschmerz, aber ganz schlimm bezeichnet. Sie sagte mir, dass es für einen Menschen, der so fühlt, sehr schwer ist, darüber zu sprechen. Mit Außenstehenden tut sie das, aber bei dem Partner kann sie sich nicht öffnen. Ich habe ihr diesbezüglich mein Unverständnis erklärt und auch gesagt, dass ich sie niemals fallen gelassen hätte, aber mir der Situation überfordert gewesen bin, diese Gefühlsschwankungen einzuordnen. Und auch das mit der fehlenden Selbstliebe trifft zu und sie weiß das über sich schon ganz lange, ist dem aber ausgeliefert.
Auch die Vorgeschichte unserer Beziehung und den tieferen Grund für ihren teilweisen Umgang mit mir hat sie mir an dem Abend erklärt.
Ich habe ja hier im Forum mal die gemeinsame Geschichte erzählt. Es war ja so, dass sie ihren damaligen Freund, mit dem sie, zusammen mit anderen Freunden, in einer WG lebte, für mich verlassen hat. Das Ergebnis dessen war, dass sie einen Großteil ihres Freundeskreises verloren hat. Und dafür hat sie mir, bereits in den ersten Monaten unsere Beziehung, die Schuld gegeben, wie sie mir sagte. Deshalb die Anfeindungen und Herabsetzungen. Sie sagte, dass sie mir viel Unrecht getan hat und das sogar von ihrer Mutter die Frage kam, warum sie mich so schlecht behandelt, was natürlich nicht durchgängig so war.
Ich habe ihr auch erzählt, wie sehr es mich geschmerzt hat, wenn ich mit meinen Liebesbekundungen bei ihr auf eine quasi Ablehnung gestoßen bin, worauf sie mir erklärt hat, dass das alles mit ihr und nichts mit mir zu tun hatte.
Nachdem all das auf dem Tisch war, habe ich sie gefragt, warum sie mir das alles nicht schon eher erzählt hat und ob es mit uns vielleicht funktioniert hätte, wenn sie sich ein wenig geöffnet hätte. Damit könne sie sich nicht auseinandersetzen, sagte sie. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich mir für sie wünsche, dass sie sich selbst lieben lernt und das es ihr gut geht. Und ich habe ihr den Rat mit auf den Weg gegeben, dass sie sich nicht so in Beziehungen aufgeben soll und sich Aspekte für ihr Leben sucht, die wirklich etwas nur mit ihr zu tun haben. Dazu noch, dass sie vielleicht mal ein wenig auf Abstand zu dem ganzen Leid ihrer Eltern geht, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass das ganz viel mit ihrem seelischen Zustand zu tun hat.
Kleine Randnotiz: sie ist schon seit vier Monaten wieder in einer Beziehung und sogar ein Kind ist in der Planung, obwohl sie gerade wieder an einem Punkt ist, an dem sie das eigentlich wieder nicht will, weil sie panische Angst davor hat. Die neue Beziehung hatte ich, wenn ich ehrlich bin, schon lange geahnt. Sie kann, wie ich schon einmal schrieb, nicht alleine sein. Was ich nur etwas befremdlich fand ist, dass sie davon redete, dass sie ja materiell so abgesichert sei, dass sie den Mann für ein Kind eigentlich nicht braucht und es auch allein aufziehen könnte. So richtig beteiligt scheint sie also nicht zu sein. Aber das geht mich ja letztlich nichts mehr an. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie sich und den Kerl nicht komplett in die Bredouille bringt, was ich fast ein wenig kommen sehe. Aber wie gesagt: das muss mich nichts mehr angehen, auch wenn es natürlich etwas schmerzt, dass sie so schnell wieder Anschluss gesucht hat.
Nun ja, so bin ich aus dem Abend gegangen. Mit einem Gefühl, so zwischen Schmerz und Erleichterung.
Ich hab sie dann noch lange umarmt, ihr den Kopf gestreichelt und ihr gesagt, dass sie wissen soll, dass ich sie wirklich geliebt habe. Bei ihr war es genau so, sagte sie und unterdrückte ihre Tränen.
Wir wollen auf jeden Fall einen freundschaftlichen Umgang miteinander beibehalten, auch wenn ich ihr gesagt habe, dass ich mir noch nicht ganz sicher bin, ob ich das so ohne Weiteres schaffe. Jedenfalls weiß sie, dass meine Türen offen stehen, auch wenn es dabei nicht darum geht, sie zurück haben zu wollen. Ganz sicher nicht. Dazu sind zu viele Verletzungen passiert, die immer noch in Ohr und Herz hängen. Aber fast sieben Jahre kann ich trotzdem nicht so einfach wegwischen, weil uns ja doch viel verbunden hat und wir, verglichen mit vielen anderen Paaren, eine eigentlich gute zwischenmenschliche Basis hatten, wenn man von ein paar Sachen mal absieht. Jedenfalls nehmen wir beide viel aus der gemeinsamen Zeit mit in unsere neuen Leben, dass haben wir uns gesagt.
So, liebe Leute, das soll es von mir gewesen sein und ich möchte allen raten, die irgendetwas mit sich herumschleppen, dass sie keine Angst vor ihrem Partner haben sollen und müssen. Selbstschutz ist manchmal wichtig im Leben, hat aber in der Partnerschaft nichts verloren. Seid offen füreinander, damit ihr euch wirklich nahe sein könnt.
Macht's gut und nochmals danke für alles! Ihr habt mir viel geholfen.
05.02.2015 17:21 •
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