@leoni85
Ja, so stelle ich mir das eben auch vor. Ich merke es ja schon jetzt. Zwischen 7:00-17:00 Uhr gehöre ich der Firma, danach bzw. davor gehöre ich mir selbst. Vor dem Studium hatte ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei einem relativ bekannten Unternehmen gemacht. Es gab ein gutes Salär, dafür waren wir damals noch im Elternhaus und mit Anfang 20 ist es dann irgendwann mal zu anstrengend zu Hause. Das ist Gift für die familiären Bande. Ich liebe meine Familie und bin auch gern in der Nähe - aber unter einem Dach kann langfristig nur schwer funktionieren.
Mittlerweile sehe ich das Studium als ursächlichen Grund für die Entwicklung an. V.a. im Grundstudium sind etliche Wochenenden für Lernen und Ausarbeitungen drauf gegangen. Vorteil: Tolle Noten und viel wichtiger: Ich bin intellektuell sehr gewachsen. Nachteil: sehr zeitintensiv.
Aus meinem Freundeskreis war ich der einzige, der zum Studium ist. Die Leute waren (bis auf eine Ausnahme) eher die einfacheren Gemüter. Aber darum ging es mir nicht. Wir hatten viel Spaß beim Weggehen. Natürlich hatte ich im Studium viel weniger Zeit, zumal ich auch über 100km von Zuhause entfernt studiert habe. Meine Ex hat wahrscheinlich auch der Alltagstrott genervt und die Tatsache, dass ich oftmals sehr gestresst war. Im Gegensatz zu ihr habe ich dahingehend strategisch und eben nicht kurzfristig gedacht. Ich opfere 5-6 Jahre für ein sehr interessantes Studium und dafür stehen mir danach alle beruflichen Perspetiven offen, wir wären finanziell (plus ihrem Einkommen) unabhängig gewesen und hätten uns unsere Welt aufbauen können. Leider war ihr Party wohl wichtiger. Meinen Freunden auch. Ich für meinen Teil definiere Freundschaft und Beziehung u.a. auch darüber, dass man füreinander da ist, auch wenn es mal stressig wird. Dass da nicht jedes WE gefeiert werden kann ist für ein MINT-Studium nunmal nicht ungewöhnlich - und ich bin zwar sehr interessiert, aber kein Naturtalent. Leistungen ergeben sich bei mir durch harte Arbeit und nicht durch höhere Eingebung.
In einer Zeit vor Bologna, Credit Points und Bachelor/Master wäre das Studium wohl eine geringe psychische Last gewesen. Seit dem ersten Semester hat mich der Gedanke gestresst: Du musst den B.Sc. mit 2,5 oder besser machen - ansonsten hast du keine Chance mehr, deinen M.Sc. zu machen Jede Note zählt laut unserer Studienordnung in das Endresultat ein. Ein paar 3er zu viel und mit etwas Pech hätte sich der M.Sc. erledigt. Am Ende hatte ich einen ziemlich guten B.Sc.-Abschluss und bald einen ebenfalls guten Master. Geopfert habe ich (denke ich) dafür meine Beziehung?! Andererseits: Wieviele Kommilitonen von mir haben ebenfalls studiert und wurden von ihrer Freundin nicht verlassen? Also an der Stelle muss ich mich wehren: Andere haben noch mehr Zeit investiert und deren Beziehungen haben gehalten. Die Schuld bei mir zu suchen sehe ich in dem Fall nicht ein. Sicher habe ich Fehler gemacht - zu viel Zeit in das Studium und meine Zukunft zu investieren war sicherlich keiner.
Zum Thema Kopfmensch: Ich gehe schon gerne feiern und lass auch mal locker ^^ Loslassen in dem Sinne ist nicht das Problem. Ich polarisiere ziemlich sehr. Die meisten Leute, die mich nicht näher kennen, würden mich als arrogant beschreiben. Jeder, der mir jedoch die Chance gibt merkt aber recht schnell, dass ich zum Typ Treu, zuverlässig, witzig und immer ein offenes Ohr gehöre. Ich weiß nicht, ob Perfektionist das richige Wort für mich ist - es ist so ein: Wenn ich etwas tue, dass richtig Also auch bei Frauen, beim Feiern, im Sport, bei der Arbeit, im Studium, bei Freuden etc. Also ganz oder gar nicht, lauwarme Entscheidungen sind das Allerletzte.
BTW: Wenn ich nicht ziemlich nachdenklich wäre, wäre ich wohl in dem Studiengang deplatziert gewesen. Insofern passt das denke ich schon.
Wahrscheinlich lege ich die Messlatte an andere Menschen tatsächlich zu hoch an. Und ich bin sehr, sehr stolz und die damaligen Ereingisse haben meine Stolz sehr, sehr verletzt. Und mir fällt es seit einigen Jahren schwer, einfach richtig abzuschalten und mal an nichts zu denken. Die Gedanken rasen förmlich, ich lese viel, beschäftige mich technischen, naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen Themen oftmals parallel, akutell habe ich ein Faible für Sportwissenschaft entdeckt und lese hierzu (Fach) Literatur.
04.05.2016 13:20 •
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