Zitat @Traurig
Zitat:(...) er hat sich sehr betrunken und ist total eskaliert. Ohne Grund oder Streit wurde ich beschimpft. Ich war nur verzweifelt und wollte weiterhin für ihn da sein. Am nächsten Tag hat er sich entschuldigt, sagte mir aber auch das er sein ganzes Leben durchdenken muss und braucht 3 Tage Abstand.
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mein Eindruck - es ist etwas geschehen, was niemand auf seiner (Lebens-)Rechnung hat...eine heftige Erkrankung. Eine Erkrankung ereilt Menschen und löst bei den Menschen etwas aus - auch bei den Menschen im direkten Umfeld. Von Betroffenheit bis Wut kann alles dabei sein. Wie geht Frau/Mann damit um? Es ist nichts Berechenbares, was als Reaktionen erfolgen kann. Betroffene wie auch das Umfeld reagieren oft total unterschiedlich....von introvertiert bis extrovertiert in all den jeweiligen Schattierungen.
Die Reaktionen deines Partners sind nicht auf dich persönlich bezogen, sondern viel mehr der Situation geschuldet - der heftigen med. Diagnostik der jeweils Betroffenen. Mit solcher Diagnostik umzugehen - WIE? Der Boden wurde weggezogen....und es ist egal, welch heftige Diagnose sich
dahinter verbirgt. Und....nicht jede heftige Diagnose ist zwangsläufig mit dem direkten Tod verbunden - auch nicht bei Krebs. (da spreche ich aus eigener Erfahrung).
Zitat:
Zitat: Ohne Grund oder Streit (...)
der Grund war/ist die Situation der Erkrankung eines Familienmitgliedes deines Freundes. - nicht du, Um es - sorry - salopp zu sagen: DU hast in dem Moment alles abgekommen. In DEN Momenten hätte es jeden Anderen treffen auch können. Schimpfkanonaden in allen Auswüchsen...das ist mir passiert, als ich eine von mehreren heftigen Diagnosen bekam - dem behandelnden Arzt gegenüber. Er sagte, dass das der Situation geschuldet sei...nicht IHM gelte.
Dass du verzweifelt warst/bist - auch das ein vollkommen normales Empfinden. Ja...das ist dann so.
Dass du deinem Freund helfen willst - vollkommen normal. Dass du für ihn da sein willst - vollkommen normal. Nur WIE? Am besten möglich - durch DA sein....der jeweiligen Situation, den jeweiligen Momenten und Umständen angepasst. Durch Beobachtung am besten möglich. Die Wahrnehmung zu entwickeln, wann etwas gesagt wird, wann besser geschwiegen wird... schwierig, aber möglich. ZUHÖREN....und beobachten. Ausreden lassen. Nicht immer nachfragen, wenn etwas unklar erscheint. Ja...das ist mit aushalten-müssen verbunden. Die Menschen im direkten Umfeld haben viel auszuhalten....und es kommt der Punkt, dass das Aushalten unerträglich wird - bei allen Beteiligten.
Abstand - der ist dann angesagter denn je. Es wagen nicht viele Menschen, um Abstand zu bitten. Viele Menschen ziehen sich wortlos zurück - das ist noch heftiger in der Wirkung nach außen. Sei daher froh, dass sich dein Freund dir gegenüber geäußert hat, Abstand zu suchen....und zwar Abstand von ALL dem zu suchen, was IHM derzeit wichtig erscheint. Das ist hart....das weiß ich. Eigene Vorstellungen der Hilfestellung zu haben, wird damit gekappt - vorerst. Ja...das tut weh.
Und ja... dass dein Freund sein Leben Revue passieren lässt - das sehe ich als vollkommen normal an. Der Bezug zu dem ihm nahestehenden erkrankten Mensch, könnte dabei eine große Rolle spielen. Und wie ist es am besten möglich, in diese Auseinandersetzung mit sich und den Umständen zu treten....richtig. Dass dann auch ALLES in seinem Leben in seinen Überlegungen eine Rolle spielt - auch du - muss nicht nachteilig sein.
3 Tage Abstand - im Grunde eine sehr kurze Zeit. Gönne deinem Freund diese Zeit und gewähre ihm die Zeit, die er WIRKLICH braucht. Ihn JETZT in Ruhe zu lassen, ihn NICHT fragen, wie es ihm geht, im NICHT sagen, dass du für ihn da bist....das hast du bereits getan. DA-sein...das ist die aus meiner Sicht sinnvollste Unterstützung. Auch vorerst vorsichtig mit Berührungen umgehen...klingt doof - ich weiß. Nach einer Zeit des Abstands braucht es Zeit des sich-wieder-näher-Kommens - sprichwörtlich.
Literatur dazu - es gibt sehr viel und sehr gute ist darunter. Nicht jede ist für jeden geeignet. Mein Vorhaben war damals, mich eher des gesamten Bereiches Mensch (Körper, Geist, Seele) zu widmen, als mich zu sehr spezifisch über meine Problematik zu informieren. Und ja...das ist auch etwas für die indirekt Betroffenen, denn diese sitzen im selben Boot.