Hallo zusammen,
meine Beziehung, die man nicht als normal bezeichnen kann, ging in den letzten Wochen endgültig in die Brüche. Der Kontaktabbruch meinerseits besteht seit ein paar Tagen. Ich bin 37, er 44.
Zu unserer Vorgeschichte: wir waren mehrmals on und off. Das erste Jahr waren wir beide sehr verliebt ineinander, aber er hat sich von Anfang geziert. Hat gegenteiliges behauptet, also er sei nicht verliebt und sagte er möchte keine Beziehung. Im Grunde zog sich dieses Verhalten durch unsere gesamte gemeinsame Zeit. Für Außenstehende ist unsere Form der Beziehung kaum nachvollziehbar. Die meisten würden wohl sagen, dass ich mir zu viel gefallen lassen habe und sehr viel früher den Absprung hätte wagen sollen. Wir waren mit Unterbrechungen ca. 8 Jahre zusammen (rechne das erste Jahr der Verliebtheit nicht mit ein, weil wir danach zwei Jahre keinen Kontakt hatten).
Eigentlich bin ich ihm immer wieder hinterhergerannt. Zwar hat er uns auch immer als in einer Beziehung miteinander begriffen, aber wirklich partnerschaftlich war diese nicht.
Die letzten zwei Jahre waren die schlimmsten. Geprägt davon, dass er als Selbstständiger viel gearbeitet hat und mich zusätzlich künstlich auf Abstand gehalten hat. Er wollte immer weniger unternehmen, wir haben nicht mehr beieinander übernachtet, ich meldete mich hauptsächlich, er ließ viele Versuche mehr Verbindlichkeit und Nähe zu bekommen gnadenlos ins Leere laufen. Zu ihm ist zu sagen, dass er sich generell mit Beziehungen schwer tut, aber auch nicht ohne kann. Er sagte immer, dass die Frauen ihn da reinziehen würde. Ich sagte ihm, dass er schwer alleine sein kann und im Grunde eine Krücke braucht. Wie auch immer, er ist in zwei seiner längeren Beziehungen mehrere Wochen evtl. sogar Monate zweigleisig gefahren, meist mit Ex-Freundinnen. Manchmal auch nur aus Pflichtgefühl dieser Ex gegenüber, total komisch. Er ist emotional nicht sonderlich reflektiert, spaltet viele Gefühle ab, ist introvertiert, aber gleichzeitig in Beziehungen der dominante Part, da er generell den Eindruck macht, dass er den anderen nicht braucht. Eine brisante Mischung, die mich tota getriggert hat. Ich begebe mich häufiger in die Rolle der Subdominanten und renne manchem Mann hinterher. Was wohl meinem schwachen Selbstwertgefühl zuzuschreiben ist. Ich arbeite daran, aber es ist sehr schwer für mich.
Nun ist es so, dass der Leidensdruck innerhalb der Beziehung auch für mich immer größer wurde. Unser Alltag war von einem Ringen um meine Probleme mit seinem Egoismus bestimmt. Wir stritten sehr häufig, weil er in den letzten zwei Jahren max. 1 bis 2 Mal die Woche für mich Zeit hatte, dann meist nur 2 bis 3 Stunden. Er wurde immer unzuverlässiger, versetzte mich immer häufiger, beantwortete keine Nachrichten, war über Stunden nicht erreichbar, rief nicht zurück und wurde immer ungenierter in seinen Ausreden, weshalb dieses und jenes nicht ginge. Irgendwann wurde unsere Streitereien für ihn das zentrale Problem unserer Beziehung, während ich ihn immer wieder darauf hinwies, dass diese nur Symptom und nicht Auslöser waren. Ich bin nachwievor der festen Überzeugung, dass seine Verweigerungshalten Kompromisse einzugehen und nicht nur seinen eigenen Bedürfnisse zu befriedigen unser eigentliches Problem waren. Deshalb war ich unzufrieden, deshalb gab es Streit.
Ich sagte ihm immer wieder, dass ich mich trennen möchte. Er äußerte sich nicht wirklich dazu, aber verhielt sich so als wolle er die Trennung. Im Dezember 2016 kam es zu Eklat, er wollte wieder mal sich nicht richtig bekennen bzgl. Weihnachten. Er hat mich nie richtig seinen Eltern vorgestellt, heißt er generell unserer Beziehung wenig Raum gegeben und sie auch nach außen hin definiert und abgegrenzt. Er hat sich schonmal mit anderen Frauen getroffen und weder mir davon erzählt, noch den Frau gesteckt, dass er in einer Beziehung ist.
Ich habe daraufhin mich nicht mehr gemeldet. Normalerweise bin ich dann irgendwann wieder auf ihn zugegangen und es dann weiter. Diesmal konnte ich es nicht mehr. Ich meldete mich in einer Online SB an und lernte dort sehr schnell einen Mann kennen in den ich mich verknalllte, er sich jedoch nicht in mich. Ich fühlte mich sehr schrecklich nach diesem Erlebnis und sehnte mich nach meinem (Ex)Freund. Mir war zwar klar, dass wir irgendwie die Trennung eingeleitet hatten, aber richtig vollzogen war sie ja noch nicht. Ich kontaktierte ihn bereits im Januar (erstmal nur per Nachricht), da reagierte er bereits zögerlich und ich merkte das er anscheinend bereits auf dem Absprung war ohne ausgesprochene Trennung.
Nach der Sache mit dem anderen Mann, nahm ich dann richtig wieder Kontakt auf zu meinem Ex. Wir telefonierten und trafen uns auch wieder. Es ging ihm wirklich gut, die ganze Sache schien ihm überhaupt nichts auszumachen. Mir wurde immer klarer, das ich als einzige unter der Trennung leide. Ich versuchte mit ihm freundschaftlich umzugehen, wir machten sogar noch Pläne. Ich hoffte wir würden so einen Weg finden miteinander in Verbindung zu bleiben. Pustekuche. Am vergangenen Sonntag bekam ich seine wahren Gefühle mir ggü. zu spüren: Gleichgültigkeit und Härte.
Ich fragte ihn, ob er sich mit mir auf einen Tee treffen möchte, er sagte ich könne in 1,5 Stunden zu seinem Büro kommen, er hätte noch zu arbeiten (er arbeitet eigentlich fast immer Sonntags). Ich schrieb ihn, wann und da er nicht mehr antwortete fuhr ich zwei Stunden später vorbei. Vor seinem Büro angekommen, war er nicht da. Alles dunkel. Ich rief ihn an, er ging natürlich nicht ran. Just in dem Moment als wieder gehen wollte, entdeckte ich ihn auf der anderen Straßenseite mit verschränkten Armen an der Ampel stehend. Als er die Straße überquerte, erkannte ich in der Dämmerung erst, dass eine Frau versetz hinter ihm lief und als die beiden auf der ander Straßenseite ankamen zusammen gehörten.
Mein Schock war riesig. Er sah nicht zu mir rüber, ich war mir auch nicht sicher, ob er mich gesehen hatte. Die beiden liefen weiter und ich entschied mich hinterher zu gehen. Da standen sie, er immer noch in einer komisch angespannten Körperhaltung, sie leicht verkniffen. Ich sagte seinen Namen, er drehte sich um, sah überhaupt nicht überrascht oder verschämt aus. Auf meine Rückfrage, was denn jetzt sei, meinte er nur abweisend er komme gleich und drehte mir seinen Rücken zu. Wie sie mich anschaute, zog mir fast den Boden unter Füßen weg. Ich begriff, wer diese Person war: er kennt sie aus dem Fitnessstudio, war in sie verliebt, sie ist ca. 8-10 Jahre älter als er, er hat mich für sie oft versetzt und mich damit bewusst verletzt.
Dann kam er und ich sprach ihn darauf an, wer das ist und was das sollte. Er blockte sofort alles ab, sagte sie sei eine Freundin und das ja auch wüsste, dass es mich aber im Grunde nichts mehr anging, wir sind getrennt. Er hätte nichts böses getan und auch wenn etwas wäre, er müsse mir nicht mehr Rechenschaft ablegen. Hat er ja eh nie in der Beziehung, zudem verwechselt er Aufrichtigkeit mit Rechenschaft ablegen
Wie er mich in diesem Moment ansah, wie er auf mein geschockte Reaktion reagierte mit totaler Härte, es tat ihm nicht mal leid, dass ich das jetzt mitbekommen hatte. Es war ihm egal, er wollte mich nur noch loswerden. Ich ging irgendwann, weil er keine meiner Fragen beantworten wollte.
Mir geht es sehr schlecht seitdem. Ich habe das Gefühl, dass ich die letzten zwei Jahre von ihm mit dieser Person emotional hintergegangen wurde, dass er mit ihr all diese Dinge unternommen hatte, die ich eigentlich mit ihm machen wollte. Oft hatte er Sachen ohne mich unternommen und dann im Nachhinein behauptet er wäre alleine gewesen und ich weiß, das war typische Dinge, die er gern mit ihr gemacht hat. Ich denke die ganze Zeit darüber nach, dass er deshalb nichts mehr für unsere Beziehung getan hat, weil er ja sie als Auffangnetz hatte und sie ja eh immer mehr wollte als mich. Ich denke auch ich wusste, dass sie existiert, sie aber nicht, dass es mich gab. Ich meine, was sagt das aus über den Raum, den er mir in meinem Leben gegeben hat und den Raum, den sie bekommen hat
Ich leide sehr stark unter diesem Informationsdefizit niemals zu erfahren, welche Rolle diese Person tatsächlich in seinem Leben gespielt hat und spielt und ob sie auch ein Grund für den schlechten Verlauf unserer Beziehung ist.
Meine Frage: wie überwinde ich dieses Gefühl, es nicht zu wissen? Wie schließe ich mit der Beziehung unter diesen Umständen ab?
Danke fürs Lesen!
02.03.2017 10:43 •
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