Hey Cassandra,
du schreibst, dass du von ihm geträumt hast, aber keinen Alptraum.
Ich hatte einen Alptraum, in der zweiten Nacht, nachdem ich ausgezogen war und der irgendwie ausdrückt, was Du auch sagst: Es ist gut, Abstand zu halten, um sich nicht weh zu tun.
Ich bin schweißgebadet aus dem Alptraum aufgewacht. Vielleicht habe ich geschrien, es war niemand da, der es gehört hätte.
Ich stehe nahe bei H. oder umarme sie. Plötzlich fühle ich einen heftigen Schmerz im Rücken, an der Wirbelsäule, ungefähr auf Höhe des Herzens, ich verkrampfe mich, kann mich nicht rühren. Als ich mich verkrampfe, fängt sie an zu schreien: „Hör auf, mir weh zu tun!„
(es ist das Bild von zwei Kindern, die sich in die Hand kneifen, immer fester und jeder sagt: Hör auf, ich höre auf, wenn du aufhörst, aber beide drücken noch fester mit den Fingernägeln, keines will als erstes aufhören)
Ich bin mir nicht sicher, ob sie mir weh tut, oder ob es etwas anderes ist, etwas, das hinter mir (räumlich, zeitlich?) steht. Ich bin zu nahe bei ihr, um die Übersicht zu haben. Ich verstehe auch nicht, mit was ich ihr weh tue. Stehe ich auf ihrem Fuß, kneife ich sie, drehe ich ihr den Arm um? Es muss irgendetwas kindgemäßes sein. Ich bin zu nahe an ihr dran, mein Blickwinkel ist zu klein, ich sehe an ihr vorbei und ich kann mich vor Schmerz nicht bewegen, um den Kopf zu drehen.
Wenn ich nur wüsste, wie ich ihr weh tue, würde ich sofort aufhören, aber sie sagt mir nicht, mit was ich aufhören soll, schreit nur: „hör auf, mir weh zu tun„ und ich schreie dasselbe, denn der Schmerz wird immer heftiger. Der Schmerz lähmt mich immer mehr, ich kann mich gar nicht mehr bewegen, ich bekomme einen bitteren Geschmack im Mund, als würden sich Körpersäfte vermischen, die nicht zusammengehören, es fühlt sich an, wie ein spitzer Gegenstand in meinem Rücken, der mein Fleisch durchdringt, ein Messer vielleicht?
Ich verstehe nicht, wie H. in meinen Rücken kommt, (sie hat lange Arme) aber es muss einen Zusammenhang geben zwischen dem Anschwellen meines Schmerzes und dem Anschwellen der Lautstärke, mit der sie schreit, dass ich aufhören soll ihr weh zu tun, so als wäre es ein Regelkreis, der sich gegenseitig aufschaukelt, aber ich weiß verdammt noch mal nicht, mit was ich aufhören soll, ich zermartere mir das Gehirn, ich kann wegen dem höllischen Schmerz und dem gleichzeitigen Schreien auch nicht danach fragen.
Der Schmerz steigert sich ins Unerträgliche, wir schreien beide immer lauter: „Hör auf, mir weh zu tun!„, aber es wird nicht besser, ich denke, ich sterbe, kurz vorher wache ich auf, und der Schmerz geht sofort weg. Der Traum ist ganz klar in mir, ich stehe auf und schreibe ihn sofort nieder.
Dieser Alptraum hat mir einiges über meine Verstrickungen in dieser vergangenen Beziehung gesagt.
Ich wünsche Dir alles Gute
Moritz