Hallo mary 24, Hallo 1234!
Vielen Dank für Eure ausführlichen und auch sehr ehrlichen Antworten. Es hilft mir zurzeit sehr, zu hören, dass es mir nicht allein so geht. Ich selbst kann das sehr schlecht einordnen, denn ich erlebe so eine Krise zum ersten Mal in meinem Leben und das mit 36 Jahren!
Natürlich sind mir Trennungen bislang nicht erspart geblieben. Ich bin gegangen, bin verlassen worden oder viele Liebesgeschichten wurden nicht erwidert bzw. die Wege trennten sich, weil man den Wohnort wechselte. Dennoch, das was ich jetzt erlebe, kann ich mit all dem mir
Bekannten so gar nicht vergleichen.
Ist es die Art, wie er ging? Vermutlich ja, denn ich glaubte stets auch während der Beziehung, wir hätten uns zumindest eine sehr tragfähige Kameradschaft in all den Jahren aufgebaut. So einen Verrat, so ein geplantes Vorgehen gegen mich, war wirklich das Letzte, was ich je erwartet habe. Ich wünsche mir bis heute, all das wäre mit mehr Respekt geschehen, allein weil man eben doch so viele Jahre zusammen war! Man kann sich doch auch trennen und den Respekt vor dem anderen wahren, oder?
Ich denke, das alles war ein zu großer Schock für mich! Ich konnte auch meine Gefühle nicht zulassen in diesen 8 Monaten - zumindest keine tiefen Trauergefühle. Erstens kenne ich mich selbst nur als stark und wäre dies wohl gern auch, jemand der so etwas einfach abhakt und seinen Weg weiter geht. Immerhin kann mein Ex das ja auch!
Wobei ich heute der Meinung bin, es ist keineswegs stark, einen vertrauten Menschen einfach links liegen zu lassen, ohne Erklärung, ohne Gespräch! Heute sehe ich ihn als schwach. Nicht einmal mehr mit Ex-Kollegen zu reden, nur weil die mich täglich sehen, ist doch einfach nur schwach, oder? Mich zu meiden (beruflich), als hätte ich die Pest, erscheint mir beinahe peinlich! Immerhin haben wir 6 gemeinsame Jahre verbracht und arbeiten nach wie vor in einer Firma! Ich kenne solche Trennungen nicht und bin total überrascht über sein gesamtes VErhalten bis heute. Immerhin waren wir Monate, bevor wir uns für eine Beziehung entschieden, sehr gute Kollegen gewesen. Das davon so gar nichts übrig blieb??? Ich kann es einfach nicht verstehen. Ich denke, es wäre wesentlich einfacher für mich gewesen, er hätte mir klipp und klar gesagt, es gäbe eine andere Frau und wir trennen uns. Einfach so zu türmen und die ganze eigene Geschichte erst Monate später von Dritten zu erfahren, ist schon ein fieser Alptraum, inszeniert von einem Menschen, dem ich blind vertraute und für den ich vieles hinnahm!
Ich erkenne ihn heute schon so, wie er war, merke auch, dass er auch schon während unserer Beziehung sehr egoistisch war. Ich habe in ihm stets einen anderen gesehen, wollte es so sehen und nicht die Wirklichkeit! Die Realität hätte zwangsläufig ein Ende dieser Beziehung meinerseits erfordert. Dazu war ich aber längst nicht mehr in der Lage. Denn durch zu viel Verzeihen, zu viel Hinnehmen, bewegt ich mich immer mehr von mir selbst, schwächte mich selbst, ohne es wirklich wahrzunehmen.
Ja, ich habe mich verloren in diesen 6 Jahren, mich privat aufgegeben, um diese Beziehung aufrecht erhalten zu können. Warum?
Ich weiß es nicht. Ich wollte dieses private Glück um jeden Preis halten, doch habe ich mehr gelitten, als dass ich glücklich war. Vielleicht habe ich mich in jener Zeit von meinen Gefühlen verabschiedet und stehe nun ziemlich verdattert da, wo all diese mächtigen schmerzlichen Emotionen an die Oberfläche drängen, nachdem ich 8 Monate lang das nicht zulassen konnte. Es ist überwältigend, wie schmerzhaft so etwas sein kann! Da kommt so vieles hoch in einem, nicht nur Trennungsschmerz, sondern auch Schmerzen, die sich auf die gesamte Beziehung erstrecken. Das ist wirklich brutal und heftig, diese Machtlosigkeit, diese lähmende Passivität, diese Grausamkeit hinter all dem.
Einerseits bin ich auch irgendwie froh! Mensch, ich fühle! Und wie! Das ist der Zugang zu mir selbst, den ich mir jahrelang verweigerte! Darin kann auch so viel Stärke liegen! Schmerz zuzulassen! Sich selbst spüren und wahrnehmen, auch wenn es so sehr weh tut!
Klar, ich hänge da, völlig orientierungslos noch. Wie soll es weiter gehen? Wie finde ich meinen Weg? Wo will ich überhaupt hin? Ja, das habe ich alles aus dem Blickfeld verloren. Vor dieser Beziehung gab es nur eines: BEruf, Beruf, Beruf rund um die Uhr! Also sollte ich mich vielleicht gar nicht so sehr wundern, dass ich vorerst in den Seilen hänge? Nun muss ich mir Fragen stellen, die ich mir nie stellte zuvor! Lebenswichtige Fragen, für die es bislang weder Raum noch Zeit gab. War ich doch vor dieser Beziehung ein reiner Karrieremensch, danach eben einer mit Partner. Fragen stellen? dafür gab es nie die Zeit oder auch die Gelegenheit!
Ich glaube zum ersten Mal in meinem Leben kann ich auch endlich sagen, Du bist schwach, Du bist verletzt worden, es ist auch okay, dass Du leidest und nicht nur das Tapfere Schneiderlein vor Dir selbst und der Welt rauskehrst. Das ist eine völlig neue Erfahrung für mich. Vielleicht sogar eine gute, wer weiß das schon? Ich merke ja auch an mir, dass mich diese Krise sehr verändert. Ich bin sehr viel verständnisvoller, was meine Kollegen angeht, deren Abteilungsleiterin ich bin. Dadurch sind wir ein viel besseres Team geworden. Auch bin ich Menschen begegnet, die mir sehr geholfen haben und bis heute helfen. Es hat so eine beinahe spirituelle Dimension. Ich habe also auch sehr tiefe Gefühle der DAnkbarkeit in meinem verletzten Herzen für all die unerwartete Unterstützung, die mir zuteil wurde in den letzten 8 Monaten - auch hier in diesem Forum wurden mir Schutzengel zur Seite gestellt. Immer wenn ich es schaffe, mich zu öffnen, nicht die Unbesiegbare zu makieren ), wird mir sehr viel Verständnis und auch Hilfe entgegen gebracht. Das ist schön, denn mein großer Fehler war es, während der Beziehung Freundschaften, Bekanntschaften usw. zu vernachlässigen. Auch aus zeitlichen Günden. Mein Ex war also so ein 2 in 1- Produkt für mich. Er war mein Freund, mein Lover, mein Gesprächspartner, mein Kind, meine absolute Bezugsperson eben. Als der so plötzlich abtauchte, war da so gar nichts mehr vor 8 Monaten. Das hat sich glücklicherweise verändert.
Vielleicht sollte ich erst einmal ausprobieren und jeden Tag hinnehmen, wie er ist? Mich diesem Schmerz hingeben, statt ihn zu unterdrücken durch allerlei Aktivität? Ich denke, bevor dieser tiefe Schmerz nicht von mir ausgelebt wird, werde ich auch keinen Weg für mich finden. Dann renne ich doch nur ziellos vor mir selbst weg. Mich überrascht es nur ein wenig, dass das bei mir alles erst nach 8 Monaten so vehement hoch kommt! Mann oh Mann! Aber je mehr ich es annehme für mich, umso besser geht es mir auch damit!
Mary24, auch ich habe manchmal dieses Schamgefühl! Wie kann ich mich so gehen lassen, wenn ich mein Problem mit denen anderer Menschen vergleiche. Törlcihe Krankheiten, Todesfälle, Schicksalsschläge aller Art, während ich doch wirklich in einer sehr priviligierten Situation lebe! Aber für mich hatte diese Trennung schon auch etwas von einem Super-Gau! Und es wäre mir an manchen Tagen lieb gewesen, ich hätte den nicht überlebt, denn nie ahnte ich zuvor, das alles wäre so schwer und so langwierig. Ehrlich, am Anfang dieser Trennung nahm ich wochenlang an, ich könne einfach so weiter machen, als sei nichts geschehen!
Ich danke Euch für Eure Antworten und für Eure Zeit, die Ihr mir widmet!
Kann mir auch jemand erklären, wieso Menschen sich auf so eine Art und Weise trennen?
Viele Grüße - und auch Euch alle Kraft der Welt auf Eurem beschwerlichen Weg!
Eure Ariane