Mittlerweile sind schon wieder 3 Monate vergangen und ich stehe wieder am Anfang. Natürlich ist es anders, aber trotzdem ein Rückschritt.
In der neuen Stadt ist es okay, mehr aber auch nicht. Ich hatte sicherlich schon schlimmere Phasen und im Kontrast zu vor 3-6 Monaten ging es mir ziemlich gut. Fast schon wieder Komfortzone, fast schon wieder angekommen. Aber halt nur fast. Der Job ist schrecklich, das Geld phänomenal. ¾ konnte ich pro Monat zur Seite legen.
Meine Sachen hatte ich damals noch in meiner ehemaligen WG gelassen, bis auf meinen Rucksack und eine Reisetasche. Irgendwann musste ich sie abholen. Aber ich wollte nicht, ich konnte nicht.
Durch einen neuen Mitbewohner, der durch seinen Umzug auch durch meine alte Stadt musste, ließ sich mein Umzug auch nicht mehr aufschieben. Die ökonomische Vernunft siegte. Endlich konnte ich die ganze Sache hinter mir bringen, endlich konnte ich damit abschließen. Dachte ich zumindest. Das Wochenende verbachte ich in der Nachbarstadt, wo ich auch mal lebte, wo ich trank, wo ich rauchte. Am Montag fuhr ich dann in meine alte WG.
Kein bekanntes Gesicht war anwesend, nur einer der neuen Mitbewohner. Ich baute meine Sachen ab, suchte alles zusammen. Ich wusste das sie im Laufe des Tages auch nach Hause kommen würde. Nebenbei erfuhr ich noch, das heute ihr Geburtstag wäre. Wie immer halt: Schlechtes Timing. Ich rechnete fest, dass ihr Neuer auch dabei sein würde.
Der Nachmittag war komisch. Die restlichen Mitbewohner kamen nach Hause, wie auch sie, ohne Neuen. Wir tranken Kaffee, es war eine lockere Stimmung. Nur ich spürte Anspannung, vielleicht auch sie. Ich probierte mir nichts anzumerken zu lassen, natürlich nur mit mäßigem Erfolg.
Am Ende saßen wir allein in der Küche. Sie flirtete, zumindest rede ich mir das ein. Sie spielte an ihrem Schmuck, war zu mir gelehnt, ihre Augen funkelten, sie lachte viel. Ich war sehr reserviert, kalt, von ihr abgeneigt. Wir redeten, nicht über uns als Kollektiv, sondern über uns als Individuum. Was wir machen, Corona, WG-Situation, Studium, Arbeit. Eher oberflächlich. Einmal fragte sie mich ob wir nicht spazieren wollen, ein weiteres Mal ob wir nicht in ihrem Zimmer Karten spielen wollen. Ich verneinte beides. Zwischendrin zeigte sie mir Fotos von mir, die sie dann über meine Mitbewohnerin an mich weiterleiten würde. Sie hielt sich streng an den Kontaktabbruch, um den ich sie vor einigen Monaten bat. Sie fragte mich im Laufe des Nachmittags auch, ob sie Verschwinden solle, während ich da bin. Das verneinte ich ebenfalls.
Es verlief sich alles. Ich musste noch ein paar Sachen packen, quatschte noch ein wenig mit meiner anderen ehemaligen Mitbewohnerin und war bereit aufzubrechen. Mein neuer Mitbewohner würde erst am nächsten Tag aufkreuzen und ich war am Abend noch mit einem Kumpel verabredet. Als ich mich verabschieden wollte, saß sie heulend in der Küche, neben ihr Ihr Mitbewohner. Sie riess sich kurz zusammen, wir umarmten uns und ich ging.
Am Abend hatte ich ein richtiges schei.. Ich konsumierte das erste Mal wieder Gras und war gefangen in einer Gedankenwelt mit ihr. Und wusste, dass es nicht richtig war.
Der nächste Morgen. Ich kam etwas zu früh in die WG, natürlich komplett verschallert. Sie und ich saßen dann zusammen in der Küche, schwiegen uns an. Ein Gespräch war nicht möglich. Ich war nur kalt. Nach einigen Minuten Stille verschwand sie einfach ruckartig in ihr Zimmer. Ich brachte meine Sachen schonmal runter, mir fiel ein das ich noch einige Sachen vergessen hatte und musste sie fragen ob sie die hätte. Sie gab sich sehr viel Mühe, fragte alle anderen Mitbewohner und trug dann auch meine restlichen Sachen mit runter. Gegen Mittag verabschiedete ich mich und fuhr zurück in meine neue Stadt.
Am nächsten Tag ging gar nicht mehr bei mir. Nur am Heulen, seitdem aber das letzte Mal. Dafür wieder 1-2 B. pro Abend und viel Nikotin. Die Bilder, die ich wollte, kamen nicht, also schrieb ich sie eine Woche später nochmal an. Sie sendete diese mir einige Tage später kommentarlos. Dann jeweils im Wochenabstand Nachrichten: Sachen die mir gehören könnten und folgende Briefe sind für mich da. Zuvor übernahm das meine andere ehemalige Mitbewohnerin, aber auch nur sehr sporadisch
Letzten Donnerstag wurde ich gekündigt, natürlich nicht unerwartet, ich hatte ja auch nicht viel geleistet und wollte gar nicht in dem Job bleiben.
Freitag schrieb ich sie an, wie es ihr ginge. Sie antwortete sofort. Sie verbringt viel Zeit für sich, macht jetzt eine Therapie, probiert glücklich zu werden. Dann noch ein kurzes Blabla, hin und her, bis ich den Chat abbrach, den ich müsse jetzt los.
Mein Plan für die Zukunft? Ich habe momentan ein Fernstudium und genug Geld für die nächsten 7-8 Monate. Trinken habe ich jetzt am Wochenende aufgehört, rauchen fällt mir momentan noch zu schwer. Sport fange ich auch gerade wieder an. Die aktuelle Stadt werde ich wohl verlassen, je nachdem, wo ich noch ein bisschen Geld verdienen kann. Ich schiele stark auf die Nachbarstadt meiner alten WG. Ich habe dort ein gutes Netzwerk und nen Kumpel, der sich sehr darüber freuen würde, wenn ich wieder ein paar Monate bei ihm wohne.
Natürlich aber auch wegen ihr. Weil ich noch Hoffnung habe, aber auch Angst, dass wir uns beide nicht verändert haben. Oder dass ich alles so sehe, wie ich es sehen will und sie gar kein Interesse an mehr als eine Freundschaft hat.
Warum ich das hier schreibe? Was ich mir erhoffe? Ich habe das geschrieben, um meine Gedanken und Erlebnisse zu sortieren. Vielleicht könnt ihr mir trotzdem noch ein wenig Input geben. Das Schreiben selbst hat mir schon sehr geholfen.