:'( Hallo an alle,
nach schlaflosen Nächten, Tränen, verschwundenen Freunden, verlorenen Lebenstagen, Wochen, Monate, Jahre, hunderten gelesenen Buchseiten in Beziehungsratgebern sehe ich dieses FORUM und ich habe endlich das Gefühl, etwas Frieden zu finden!
Ich suche Leute, die auch Erfahrung mit dem Kaputtgehen einer Patchworkfamilie gemacht haben und Menschen, die nach über 25 Jahren Ehe verlassen wurden.
Vor 30 Jahren lernte ich meinen Mann kennen. Er damals alleinstehend mit zwei Kindern (3 und 7 J.). Ich solo kinderlos. Er war 33, ich 23 Jahre alt. Wir verliebten uns, lebten drei Jahre zusammen. Ich beendete mein Studium, jobbte, kümmerte mich mit seiner Mutter um die Kinder. Seine erste Frau hatte ihn und die Kinder zwei Jahre zuvor verlassen. Schwirrte aber immer noch mal von Zeit zu Zeit ein ins Leben. Wir hatten wenig Geld, da er seine erste Frau auszahlte. Die Mutter wurde krank, ich kümmerte mich. Sie starb. Wir hatten mittlerweile geheiratet, ein gemeinsames Kind bekommen. Ich wurde Familienmutter, gründete nebenher selbstständig eine kleine Firma. Für unser Kind und für meine Stiefkinder war ich Mama. Die Mutter meiner Stiefkinder (blödes Wort!!) verschwand ins Ausland und kümmerte sich nie mehr um ihre Kinder. Er machte Karriere, war viel unterwegs. Wir führten insgesamt in 25 Jahren über 8 Jahre eine Wochenendbeziehung. Zudem war er immer, wenn Umzug, Renovierungen und ähnliches geregelt wurde, weg. Elternabende, Schulanmeldungen etc. führte ich größtenteils alleine bzw. mit den Kindern durch. Der Älteste machte große Probleme, die ich weitgehend alleine regeln mußte. Irgendwann begann mein Mann, alleine zum Segeln mit Freunden zu fahren. Ich versuchte mich ans Segeln, stellte fest, dass ich seekrank werde. Er machte alleine mit Freunden und Freundinnen weiter. Ich veränderte mich, wurde dicker, dann wieder schlank. Über die Jahre ging das so weiter, immer im Wechsel. Die S. in unserer Ehe war meinem Mann nie besonders wichtig. Nach drei oder vier Jahren war er vollständig Impot.. Wpllte auch nur selten Zärtlichkeiten austauschen. Diese Situation versuchte ich immer wieder anzusprechen und zu ändern. Er unternahm nichts. Ich fand mich damit ab. Die zwei großen waren inzwischen erwachsen und zogen aus. Von der letzten jobmäßig bedingten Trennung (Wohnung in 600 Km Entfernung) brachte er eine Sekretärin mit zurück in die Hauptverwaltung. Ab dann, vor 6 (sechs!!) Jahren, eröffnete er mir, dass er eine räumliche Trennung möchte. Nach etlichem hin und her, sagte ich, er solle endlich eine Wohnung nehmen. Ich habe immer wieder gefragt, ob er eine Affäre mit dieser Sekretärin habe. Keine klare Antwort. Bekannte teilten mir viel später mit, er habe sich mit dieser Frau zumindest immer wieder getroffen. Zwischenzeitlich hatte die damals verheiratete Sekretärin sich von ihrem Mann getrennt, und dann den Vorgesetzten meines Mannes geheiratet. Seit seiner Rückkehr schleppte sich mein Mann durch eine Phase, die ich als Krise (Jobkrise + persönliche Krise + Liebeskummer) bezeichne. Es war kaum möglich mit ihm darüber zu sprechen. Jeder von uns zog sich in sich zurück. Kurz: vor fünf Jahren also zog er aus aus dem gemeinsamen Haus aus. Ich blieb zurück mit unserem Kind. Die Jüngste ist mittlerweile auch ausgezogen und ich habe untervemietet. Zwischenzeitlich nahm mein Mann mich immer wieder mit zu offiziellen Veranstaltungen. Ich hoffte weiter auf eine Versöhnung. Seit einem Jahr gehe ich nicht mehr mit. Ich arbeite immer noch selbstständig und komme mehr oder weniger finanziell zurecht.
Die ganze Geschichte unserer Ehe prägt mein Denken. Ich habe mich sehr zurückgezogen, Freunde gingen verloren. Der Kontakt zu den Kindern ist gut und regelmäßig. Eine Teil der Familie und ein Teil der wenigen verbliebenen Freunde sagen mir, ich hätte zuwenig für die Ehe getan. Wäre nicht kompromißbereit genug.
In den Jahren der Trennung sagte mein Mann immer wieder, dass er ja zurückkehren würde, wenn ich mich ändern würde. Ich solle weicher, zärtlicher sein. Nun habe ich begonnen (endlich!!), das Haus aufzuräumen. Er sollte mir dabei helfen. Er wurde aggressiv, sagte dies käme einem Rauswurf gleich. Ich war konsterniert. Schließlich lebt er seit Jahren allein, ohne mich, aber mit neuen Freunden. Amüsiert sich, geht aus, trifft Frauen. Ich mache von alldem nichts. Tue mich schwer in meinem Job. Habe Existenzängste und lebe von der Hand in den Mund. Ich wirke aber nach außen, als hätte ich alles im Griff. Draußen reiße ich mich seit Jahren zusammen. Innen herrscht Chaos. Aus dem will ich jetzt endlich ´raus! Ich habe mein Leben auf diese Beziehung und auf diese Familie gebaut und merke, nichts hat sich wirklich gelohnt. Nur über die Kinder freue ich mich. Habe aber das Gefühl, ich kann ihnen nichts mehr geben. Seit einiger Zeit kümmert sich mein Mann um die nun wirklich sehr erwachsenen Kinder wie nie zuvor im Leben. Nach meinem Gefühl, erntet er ALLES, was zum großen Teil auch von mir gesäht wurde. Emotional UND materiell. In der Ehe haben wir Eigentumswohnungen angeschafft, von denen ich heute nichts habe. Für die Kinder bin ich wohl so depressiv, dass sie nie lange bleiben mögen bei mir. Für Freunde dito. Von meinem Mann bekomme ich keine klare Antwort auf meine Fragen, warum er tatsächlich gegangen ist. Er sagt auch heute noch, er brauche Zeit. Ich kann es nicht mehr hören. Gestern hatte ich ein Gespräch mit ihm. Erzählte sogar von diesem Forum. Er sagte mir nun klar, er wolle weiterhin alleine leben. Wir besprachen finanzielle Regelungen. Ich bin bereit, dies alles zu akzeptieren. Fürchte mich aber vor meiner Zukunft. Die liegt vor mir wie ein dunkles Loch. Während er im Licht tanzt.
Ich danke denjenigen von ganzem Herzen, die bis hierhin gelesen haben. Und danke an diesen Forum, das mir Gelegenheit gab, mir dies alles einmal von der Seele zu schreiben.
Fühle mich wie altes Eisen
09.03.2009 11:56 •
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