Hallo Zusammen. Mein Name ist Gernot, ich bin 49 und das ist mein erster Beitrag. Kurz zu meiner Situation. Ich lebe in einer Patchwork Konstellation mit meiner Lebensgefährtin und Ihren beiden Kindern, eine Tochter mit 13 und eine Tochter mit 15.
Seit mittlerweile 4 Jahren leben wir gemeinsam zu viert unter einem Dach. Ich habe beide Mädels von Anfang an wie meine eigenen angenommen und wir sind über die Jahr zusammengewachsen.
Die ältere Tochter hat diagnostiziertes ADHS und ist nicht gerade immer einfach gewesen. Der Alltag stellte uns immer wieder vor gewisse Probleme, Mama gibt aus meiner Sicht keine Grenzen, der leibliche Papa - dort sind sie alle 14 Tage von Freitag bis Montag - schiebt jede Verantwortung von sich weg, das alles dort regelt seine Lebensgefährtin.
Ich habe mich auch immer eingebracht, wenn die ältere Tochter Probleme hatte oder Mist gebaut hatte, dann kam sie zu mir, man kann also schon von großem Vertrauen sprechen. Wir hatten aber auch unsere Kämpfe, sie war rotzfrech, ich als Erwachsener hatte mich verbal nicht immer so im Griff, da fielen auch öfters harte Worte.
Mich hat es nahezu verrückt gemacht wenn ich mit meiner Lebensgefährtin sprach und über diese Vorfälle redete, ich fragte sie oft siehst du das nicht? Es gab und gibt da nahezu keine Grenzen, wenn meine Lebensgefährtin das einmal erkannte, dann suchte sie das Gespräch mit der Tochter und versuchte ja vernünftig mit ihr zu sprechen und auch von ihr respektiert zu werden, das hat aber nie wirklich geklappt. Wenn sich das mehrmals wiederholte - und das hatten wir zum Schluss mehrmals täglich - dann kam es auch zum Streit mit meiner Lebensgefährtin.
Sag einer Mutter etwas zu einer Situation die auch Ihre Kinder betrifft - das ist annähernd so als wenn Du mit einer Ananas bewaffnet in einen Löwenkäfig gehst - sowas kann nicht gut ausgehen.
Die Situation spitze sich immer mehr zu und war dann für uns beide nicht mehr tragbar, wir hatten einfach zuviel Streit. Es fielen ja auch Worte wie du kannst ja ausziehen wenn du meinst es wäre besser und ähnliches. Sie kam dann auf mich zu und sagte mir sie wäre auf der Suche nach einer Wohnung für sich und ihre Kinder da es so nicht mehr geht. Vor einigen Wochen sagte Sie, sie hätte eine Wohnung gefunden, war diese anschauen und hat tags darauf den Mietvertrag unterschrieben. Eine Woche später zog sie mit den Kindern aus.
Wir haben in dieser Zeit sehr viel miteinander gesprochen, es gab kein böses Wort, ich habe das so akzeptiert, habe meine Bedenken und Ängste eingebracht, aber es akzeptiert. Das alles lief extrem sauber und ohne irgendwelche Nicklichkeiten ab, wir haben das super drüber gebracht.
Der Auszug war an einem Freitag, wir haben vereinbart uns am folgenden Sonntag zusammen zu setzen. Geplant waren 2 Stunden, letztendlich wurden 6 Stunden daraus, 6 Stunden in denen wirklich entspannt über alles geredet wurde.
Der Grund warum Sie ging war lt ihr folgender: Du kannst nicht unter dem Deckmantel der Liebe andere Menschen schlecht behandeln, beschimpfen und demütigen. Das waren natürlich Worte die etwas mit einem machen, das geht nicht spurlos vorüber. Ich bin ein sehr direkter Mensch, es liegt mir fern jemanden absichtlich zu verletzen. Es geht aber hier nicht darum, sondern es geht darum dass es der Mensch den ich liebe so empfunden hat - und das ist ein massives Problem.
In dem Gespräch kam aber auch raus, dass es für Sie jetzt aus Ihrer Sicht keine andere Möglichkeit gab um etwas zu verändern, sie sieht auch ihre Themen ganz gut (jetzt im Moment gerade) und möchte sich auch der Beziehung und Erziehung ihrer Töchter widmen. Sie hat das die letzen 4 Jahre nicht gemacht, auch die Jahre zuvor nicht geschafft, ich frage mich natürlich wie das jetzt unter diesen Bedingungen funktionieren soll, in unserem Zusammenleben habe ich mich stark eingebracht und vieles abgenommen.
Wir sind jetzt räumlich getrennt, an sich auch beziehungstechnisch, aber das ist so ein wischi waschi Graubereich wo aus meiner Sicht beide Angst davor haben den kompletten Cut zu machen.
Ich komme mit meiner Situation auch nicht wirklich gut zurecht, es geht mir an sich gut, ich kann mir die Wohnung alleine sehr gut leisten, habe einen guten Job, ich merke aber dass mich diese Situation sehr mit nimmt. Ich habe definitv Verlustängste, auch Schuldgefühle, denn zu so einer Trennung gehören ja auch immer zwei und ich habe definitiv meinen Teil dazu beigetragen. Ich kann mir mein Verhalten (das ich teilweise nicht mal bewusst wahr genommen habe) auch nicht erklären, das schoss einfach aus mir raus ohne es kontrollieren zu können, da stimmt definitiv auch etwas nicht, ich denke ich muss das auch mal mit einem Profi anschauen.
Wir haben jetzt am Sonntag beschlossen einmal für eine gewisse Zeit Abstand voneinander zu nehmen, sprich keine Telefonate, kein Whatsapp, kein gar nix. Ich für mich muss mir mal klar werden ob es jetzt nur schlimm ist weil SIE weg ist und ich mit dem allein sein Probleme habe, oder ob mir meine Lieben wirklich abgehen, muss mal hinschauen und wissen wo ich wirklich stehe, sonst kann ich ja keine Entscheidungen treffen, bei ihr sieht es ähnlich aus wie sie sagte. Fakt ist auch wir waren in unseren Jahren maximal ein paar Tage getrennt weil ich beruflich nicht da war oder sie eine Ausbildung hatte, einen Tag wo wir keinen Kontakt hatten gab es an sich gar nicht.
Diese Vereinbarung war am Sonntag, Montag spät abends bekam ich zwei drei SMS von ihr weil ja alles andere ausgefallen war (Whatsapp etc) und da stand drinnen ich vermisse dich sehr, das musst du wissen und ich habe auch große Angst und jetzt bin ich wieder weg, ich habe meine eigene Regel (sich nicht zu melden) gebrochen. Ich habe dann nicht darauf geantwortet obwohl es mich innerlich zerreisst.
Mir gehen tausend Sachen durch den Kopf, einerseits sind da so viele Gefühle, andererseits die Verletzungen, ich tu mir schwer klar zu denken. Ich muss mir jetzt mal klar werden was ich machen muss, wie kann ich mein Verhalten ändern, schaffe ich das alleine oder muss ich mir da Hilfe holen, warum geht es mir so wechselhaft, warum kommen mir solche Gedanken, was ist mit meiner Selbstliebe und vieles mehr. Ich sehe gut aus, bin ein herzensguter Mensch, stehe fest im Leben, ich werde nicht alleine bleiben müssen. Aber das steht momentan ja nicht annähernd zur Diskussion - ich trag sie ja noch in meinem Herzen, da ist kein Platz für jemanden anderen.
Und es waren da ja auch viele Dinge die mich im Alltag gestört haben, auch Baustellen die ich nicht beheben kann, da hängt es davon ab ob meine Lebensgefährtin das mit ihren Themen auf die Reihe bringen kann und vor allem will.
Ich kenne ihr Leben auch vor unserer gemeinsamen Zeit sehr gut, lange Alleinerzieherin, wenn Beziehungen dann wollten die Männer sie - aber nicht die Familie mit den Kindern, die haben sich die Rosinen heraus gepickt, es ging um S. und Spass, mit dem Alltag wollte sich keiner auseinander setzen, der war ja anstrengend. Das hat sicher auch mit ihr etwas gemacht. Immer wenn es eng wurde und etwas nicht so lief wie sie es sich vorstellte, dann war das Gegenüber das Problem und sie läuft davon, auch wenn sie sich den Themen stellt, sobald sie merkt es klappt nicht auf Anhieb wird entweder der Plan geändert oder sie läuft wieder davon.
Ich stehe da jetzt wirklich ein wenig im Regen, bin in einem Gedanken und Gefühlschaos, deshalb wollte ich das hier mal teilen und ich würde mich sehr freuen wenn es dazu Meinungen gäbe. Ich entschuldige mich jetzt schon für die schlechte Aufgliederung und das hin und her springen, mein Kopf spielt da nicht so wirklich mit und wenn jemand dazu noch Fragen hat, die kann er gerne offen stellen.
05.10.2021 09:25 •
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