Ich stimme kenneich da zu, eine Therapie ist, je nach Schwere der Depression und Komplexität des Problems, manchmal ein langer und beschwerlicher Weg- für den Betroffenen und für Partner und Angehörige. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, denn ich war auch vor einigen Jahren in Therapie und hatte in dieser Zeit einen Freund.
Nun ist es so, dass ich mit ihm nur wenig über meine Depression und die Therapie gesprochen habe,weil ich mich geschämt habe und wahrscheinlich auch aus Angst ihn zu überfordern. Es ist also gar nicht so selbstverständlich und durchaus als positiv zu bewerten, dass dein Mann sich dir in dieser Hinsicht öffnen kann. Was ich sehr kritisch sehe, ist, dass sich alles ausschließlich um seine Krankheit dreht. Depressive sehen nur ihre Depression, das gehört, vor allem in den ganz schlimmen Phasen, zum Krankheitsbild. Es tut ihnen allerdings nicht unbedingt gut, wenn sie von ihrer Umgebung darin unterstützt werden. Auch wenn er mit dir über sein , derzeit sehr trauriges, Innenleben sprechen können sollte - gelegentlich davon abgelenkt zu werden ist mit Sicherheit nicht schlecht. Zu Plaudern, auch über Belanglosigkeiten. Das sorgt, auch wenn ihm nicht danach ist für mehr Unbeschwertheit. Für die Gewissheit, dass das Leben weitergeht. Und nicht zuletzt hast du ja auch noch ein Leben und emotionale Bedürfnisse, selbst wenn du diese ihm zuliebe derzeit etwas hintenanstellst. Und eine Therapie mit professioneller Anleitung sollte ja gerade auch den Vorteil haben, überforderte Mitmenschen etwas zu entlasten. Vielleicht solltet ihr ein zeitliches Maß für Gespräche über seine Therapie festlegen, das für euch beide akzeptabel ist? So erfährst du, was ihn beschäftigt, gibst ihm Raum, sich zu äussern, gehst aber nicht in seinem negativen Gefühlsstrudel (für den er nichts kann!) mit unter.
Sehr vorsichtig solltest du mit Äußerungen zum Therapieerfolg sein. Das erzeugt einen enormen Druck, denn die Heilung einer Depression, die tatsächlich sehr gut möglich ist, dauert meistens länger, als alle Beteiligten sich das wünschen. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schlimm es sich anfühlt und wie nutz- und hilflos man sich vorkommt, wenn man innerhalb einer Therapie gerade ein Tief durchleben muss und die Mitmenschen dies als Misserfolg werten. Am Besten kannst du ihn vermutlich unterstützen, wenn du ihm signalisierst, dass du ihm zutraust, die Therapie erfolgreich für sich zu nutzen. Dass du ihm die Zeit gibst, die er braucht und das, was er dabei durchmachen muss, nicht ablehnst oder verurteilst. Und gleichzeitig selbst stabil bist, nicht von ihm und seiner Krankheit runtergezogen wirst (das verstärkt noch die Schuldgefühle, die er ziemlich sicher ohnehin schon hat, weil er nicht so wie sonst funktioniert. Steck also ruhig aber bestimmt ein paar Grenzen ab. Das wird euch nicht schaden, sondern eher gut tun.
20.10.2014 10:09 •
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