Vielen Dank für Eure Nachrichten und die Einschätzungen, es hilft tatsächlich die Dinge etwas klarer zu sehen.
Ich würde mir definitiv nicht anmaßen zu sagen, dass er alleine Schuld ist. Wir tragen beide gleichermaßen zu diesem Drama bei und da haben auf beiden Seiten extreme Verletzungen stattgefunden. Mit dem Unterschied, dass ich immer versucht habe offen zu kommunizieren, dass ich bestimmte Reaktionen aufgrund von Verletzung und Verzweiflung an den Tag lege und es letztlich einfach mit ihm hinbekommen will. Für sein Verhalten habe ich bis heute von ihm nie eine sinnvolle Erklärung bekommen bzw. kann ich es einfach nicht einordnen. Meistens wurden die Vorfälle seinerseits einfach totgeschwiegen. Ich will ihn auch nicht als schlechten Menschen oder einzigen Täter darstellen, ich weiß sein Verhalten am Ende auch nur Ausdruck seiner Prägungen und inneren Verletzungen ist, genauso wie es bei mir mit der Verlustangst ist.
Ich weiß rein rational, dass ich das weder verdiene noch will und würde selbstverständlich jeder Freundin raten aus dieser Beziehung schnellstmöglich zu verschwinden. Das Problem ist, dass das irgendwie nicht so ganz auf meiner emotionalen Ebene ankommt und ich dann doch an irgendeinem Punkt wieder in Vermissen und Hoffnung verfalle, dass doch wieder alles wird wie am Anfang und wir ein offenes Gespräch mit Einsicht und Lösungen führen können. Ich weiß, dass das womöglich unglaublich naiv klingt, aber aus diesem Punkt heraus habe ich ja auch hier geschrieben- mir fällt diese Geschichte wirklich wahnsinnig schwer. Ich habe Liebeskummer, Trennungen und Kontaktabbrüche bisher auch nach nicht guten Beziehungen relativ schnell und gut verpacken können aber bei diesem Mann ist das einfach anders.
Ich habe glücklicherweise Menschen die mich aktuell sehr unterstützen, sowie mittlerweile eine eigene Wohnung. Ich habe lediglich noch ein Auto voll Sachen bei ihm abzuholen.
Ich habe ihn mittlerweile weitestgehend blockiert in der Hoffnung dass ihn das vielleicht auch abschreckt mich wieder zu kontaktieren.
@Scheol
Zitat:WIE MACHST DU DEN BITTE EINEN MENSCHEN WÜTEND DAS ER SO AUSFALLEN WERDEN WILL . WILL NICHT MUSS. WEIL MÜSSEN TUT MAN GAR NICHTS.
Ihn hat es am Ende der Beziehung schon rasend wütend gemacht, wenn ich ihm nur in einer patzigen Tonlage geantwortet habe. Ich habe definitiv 2,3 Aktionen über das Jahr gerissen die eine unglaubliche Wut verständlich machen, aber seine Art ausfallend zu werden ist am Anfang des zweiten Jahreshälfte wirklich zur Normalität geworden, sobald ich mich nicht seiner Erwartungshaltung entsprechend verhalten habe. Ich hab's ja zugelassen und kam früher oder später wieder an. Wie soll jemand Respekt vor mir haben, wenn ich ihm zeige dass ich mich selbst so wenig respektiere?
@Laura543
Zitat:Vielleicht ganz grob eine Erklärung, was da vermutlich passiert. Du kannst ja mal Bindungsstile googeln und traumatische Bindung. Wenn du schreibst, dass du der verlustängstliche Typ bist, wahrscheinlich sehr bemüht es gut zu machen? Dann ist es nicht ungewöhnlich, dass du den vermeidenen Bindungstypen anziehst.
Bei ihm passiert im Groben folgendes.. Nähe, Gefühle machen ihm Angst. Sind oft schambehaftet. Fehler oft auch. Angst und Scham sind sehr starke Gefühle, die heftige Reaktionen auslösen können. Wut ist da eine gute Methode um sie los zu werden. Wut gibt Macht, Kontrolle zurück. Also Ausbruch, Distanz schaffen, Kontrolle zurück erobern. Erst wenn dass wieder gegeben ist, kommt er emotional wieder klar. Dass ist aber sein Thema, was nur er lösen kann.
Worüber man verhandeln könnte, wenn jeder daran arbeiten möchte, wo dein Anteil liegen kann, wodurch er sich erdrückt/kritisiert fühlt. Bei meinem Exemplar ist es schon die Tatsache, wenn ich wegen irgendwas enttäuscht bin. Dann hat er das Gefühl nicht zu genügen, ich merke die Disharmonie, versuche zu klären, das bedrängen dass er sich zeigen soll, klären, stellt ihn an die Wand und dann kann es eskalieren. Nicht ganz so heftig wie du es beschreibst aber es geht in ähnliche Richtung. Er greift dann mich als Person an und hinterlässt mich komplett demontiert und wertlos. Aus Hilflosigkeit, Angst, Scham.
Ich habe mich da auch erstmal deutlich von distanziert. Damit geht es mir nicht gut. Wir sind aber in Verhandlungen, Gesprächen, Therapie. Also es ist grundsätzlich Einsicht da. Dann kann es eine Chance zum Wachstum sein. Ohne - bist du mit den Nerven irgendwann völlig am Ende.
Ja das ist richtig, so sehr bemüht dass ich die letzten Monate zugegebenermaßen wirklich nur noch für seine Bedürfnisse und die Beziehung gelebt habe und mein eigenes Leben wirklich hab schleifen lassen.
Die Frage die ich mir stelle: Woher weiß ich, dass wirklich Einsicht da ist? Gehört habe ich das jetzt einige Male und es klang auf jeden Fall glaubwürdig, geändert hat sie nie etwas, eher im Gegenteil. Ich merke einfach, dass sobald ich Nachricht/Anruf von ihm bekomme ich gefühlt in eine Rolle rutsche die meiner sonstigen Person überhaupt nicht entspricht. Ich verliere plötzlich sämtliche Kontrolle über meine Emotionswelt und mache Sachen für die ich mich am nächsten Tag selbst nicht mehr wiederkenne. Ich bin sonst definitiv eine eher wirklich selbstkontrollierte Person und es macht mir wirklich unglaubliche Angst, dass ein andere Person so viel Macht über mich und mein Verhalten hat.
Ich befürchte eben auch, dass er früher oder später wieder auf die ein oder andere Weise den Kontakt sucht und habe wirklich Angst, dass es mich dann wieder so reinreißt wie es gestern der Fall war und das Theater von vorne beginnt, weil ich wieder denke er sei offen und einsichtig und wolle wirklich was ändern.
@PizzaPeperoni
Zitat: Lernen dich selbst zu lieben und zu respektieren. Dann lässt du es nicht mehr zu, dass jemand so mit dir umgeht.
Das sagt sich leider immer so leicht, aber ganz ehrlich: Wie macht man das denn aufrichtig bzw. lernt es? Ehrlich gemeinte Frage. Ich dachte bereits vor dieser Beziehung dass ich einiges aufgearbeitet hätte was meinen Selbstwert betrifft (ich habe früher zu Datinggeschichten mit Menschen geneigt die immense psychische Störungen und/oder Konsumprobleme hatten und wollte immer alle retten) und da wirklich jemand tolles, gesundes in mein Leben getreten ist der sich selbst wirklich im Griff hat und an sich arbeitet und ein Jahr später finde ich mich in der mit Abstand destruktivsten Verbindung wieder, die ich jemals zu einem Menschen hatte. Ich stelle meine ganzen eigenen Einschätzungen zu meiner Person aktuell leider einfach in Frage.