Zitat von Katrinhamburg: Er wollte keine Bringschuld haben und nix leisten müssen, so sagte er mir. Hat aber vor dem netten Therapeuten das Wort geführt und wollte diese Beziehung nun endlich legitimieren, so drückte er sich aus. Zwei Tage später war er weg.
Soso. Dir hat er gesagt, er sieht sich nicht in der Bringschuld. Heißt für Dich, er lehnt eine feste Beziehung ab, weil er sich dann überfordert und eingeengt sieht. Und vor dem Therapeuten wiederum ist er ein Schaumschläger, habe ich das richtig verstanden?
Aha, hier hüh und dort hott, aber keine klare Linie, keine Festlegung, keine Verantwortlichkeit.
Ja, das kenne ich von meinem Ex-AM auch. Festlegungen mögen sie nicht, stattdessen schwurbeln sie rum, insbesondere dann, wenn die Partnerin direkte Fragen stellt. Denn die will er auch nicht, denn da müsste man sich ja festlegen. Also wird alles und nichts daher geschwafelt und hinterher heißt es dann: Das habe ich nie so gesagt, getan, behauptet. Du hast das falsch verstanden. Ja klar, ich bin halt doof und war dann wieder mal kalt gestellt.
Meiner war auch kein Womanizer. Ein stiller, zurückhaltender Mensch, aber gerade das kommt bei manchen Frauen wie mir z.B. durchaus an. Denn da vermutet man Tiefgang, ehe man erkennt, dass es keinen Tiefgang gibt und dass es reine Projektion meinerseits war. Und dieses stille, aber auch freundliche Wesen, das er zeigt, fand auch bei anderen Frauen Gefallen. Er wollte sich hinter meinem Rücken mit einer anderen Treffen, die ihm erkennbar schöne Augen gemacht hat. Ich kam drauf, weil ich seine Mails gecheckt hatte, denn ich vertraute ihm schon nicht mehr.
Er habe kein Interesse, sagte er, er lerne nun mal gerne Leute kennen. Na gut, ich konnte eh keine Ansprüche stellen. Er machte was er wollte. Er traf sich aber damals nicht mit diesern Frau, erst viel später. Aber da wusste ich, dass sie Abstand genommen hatte, weil er ihr geschrieben hat, dass er in einer Beziehung ist, die nicht gut läuft. Derzeit laufe es besser, aber er wisse, dass es nicht von Dauer sein würde. Sie bedankte sich lapidar für diese Information. Wow, sie stieg in meiner Achtung, denn das zeigte mir klar, dass sie sich auf so einen Hallodri, der durchaus Signale absandte (aber rein platonisch, versteht sich) nicht ein lässt.
Eine Klatsche für mich. Er hielt die Beziehung noch, aber es war ihm eh klar, dass es enden würde - irgendwann. Vielleicht wollte er der Anderen damit signalisieren, dass er zwar jetzt nicht frei ist, aber vielleicht später ...
Damals hätte ich gehen müssen, aber dafür war ich zu schwach und hielt immer noch an ihm fest. Ich weiß, was emotionale Abhängigkeit bedeutet und wie entscheidungsunfähig sie einen macht.
Das mit der Selbstbestätigung kenne ich auch. Er habe jetzt Frau X von der Firma Y kennengelernt und sie sehr freundlich gewesen. Und Herr S habe ihm letzthin das Du angeboten, eine Ehre, die nur wenigen Kollegen zuteil wird, wie er betonte. Es war durchsichtig, dass er Bestätigung aus solchen Kontakten zog, weil es nötig hatte. Es war irgendwie erbärmlich.
Er ist ein unsicherer Mensch, der Bestätigung braucht. Ich nehme an, dass Du ihm diese auch gegeben hast oder geben wolltest, aber das nützt sich dann auch wieder schnell ab. Es muss von anderer Seite Bestätigung her, damit sie ihm momentan das Gefühl giibt, etwas Besonderes zu sein. Es sind unsichere Menschen, die kein klares Bild von sich haben, aber das hatte ich damals auch nicht. Sie leben so dahin, schätzen, wenn es sie gerade überkommt, die Annehmlichkeiten einer Beziehung, ehe es ihnen wieder zu viel wird und die andere Seite das Steuer übernimmt.
Dass man als Regisseur SchauspielerInnen kennenlernt, ist aber nichts Besonderes, denn Bestandteil des Arbeitslebens.
Es ist toll, dass Du erkannt hast, dass Dein Glück nicht in ihm liegt. Und Du siehst mehr und mehr auch die Schattenseiten seines Wesens, das ist ein normaler und auch guter Prozess. Denn Du hattest ihn auf ein Podest gestellt, von dem Du ihn runterholst.
Auch wenn er Dir vieleicht manchmal fehlen wird, so weißt Du doch, dass es vorbei ist und zwar endgültig.