Noch nie allein gelebt!

C
Hallo liebe Leute im Forum,

so wie es aussieht, werde ich mich von meinem Mann trennen müssen, bevor er mir einfach den Laufpass gibt. Wir waren über 20 Jahre verheiratet (und davor auch schon 3 Jahre zusammen) und er hat mit einem Mal ganz andere Vorstellungen vom Zusammenleben. Was bisher an Gemeinsamkeiten bestand und besteht, sieht er nicht mehr. Werte, die wir teilen und teilten, zählen für ihn nicht mehr. Zärtlichkeiten und abwechslungsreichen S., findet er zwar ganz nett, aber auch keinen Grund, um bei mir zu bleiben. Kurzum: Ich bin nicht mehr so (oder war noch nie so), wie er sich eine ideale Partnerin vorstellt. Und ganz klar: Inzwischen hat er auch eine solche ideale Partnerin kennen gelernt.

Solche Schmähungen (durch die Rechtfertigung der Affäre) und Vorhaltungen (was alles an mir nicht passt), kann man sich ja mal eine Weile anhören und kann bei konstruktiven Kritikpunkten natürlich auch was ändern. Aber wenn das Gejammer nicht aufhört und wenn der gute Mann selbst keinerlei Kritik an sich zulässt, dann ist irgendwann der Punkt erreicht, wo man sich sagen muss: Es reicht. (So sehr noch Liebe und Zuneigung vorhanden sind, so sehr man sich noch hingezogen fühlt, so sehr man noch den Antrieb hat, die Partnerschaft zu retten etc.)

Nun bin ich also auf Wohnungssuche (ja, ich will ausziehen... ich möchte in der jetzigen Umgebung nicht bleiben). Aber: Ich habe wirklich noch nie allein gelebt.

Klar, nach dem Abitur von daheim ausgezogen, aber wohin? Natürlich zusammen mit dem Freund in eine Studentenwohnung. Und danach mit dem Freund / Ehemann in eine gemeinsame richtige Wohnung und danach mit der Familie in ein Haus...

Ich habe also immer zusammen mit Angehörigen gelebt und auch immer zusammen mit Angehörigen nach Wohnraum gesucht. Ja, ich bin über 40 und habe im Alleinleben noch überhaupt keine Erfahrung. Sicher komisch in der heutigen Zeit.

Was sag ich überhaupt am Telefon einem Vermieter, warum mich die Wohnung interessiert? Einen Versuch habe ich bisher gestartet, aber da wurde ich ganz doof ausgefragt. Ich schob berufliche Gründe für die Wohnungssuche vor. Geht doch den Vermieter nichts an, dass ich mich trennen möchte, oder? Was meint ihr? Wie macht ihr das?

Also das ist schon mal eine Hürde! Und dann die Vorstellung, immer nur für mich allein zu kochen, zu backen, nach der Arbeit in eine leere Wohnung heimzukehren (ohne Aussicht, dass später noch jemand kommt). Niemand zum Austauschen, niemand zum Umarmen, niemand zum Besprechen organisatorischer Dinge, niemand zum Kuscheln im Bett etc.

Klar, kenne ich solche Zeiten, wenn mein Mann auf Geschäftsreise ist, aber im Grunde war bislang meistens noch eines der (erwachsenen) Kinder da bzw. handelte es sich ja nur um eine begrenzte Zeit.

Ich versuche, mich an Freundinnen zu orientieren, die (schon lange) allein leben und sich damit arrangiert haben. Aber trotzdem ist die Vorstellung für mich sehr einschüchternd.

Doch ich muss diese Hürde nehmen. Wie schaffe ich das nur?

Könnt ihr mir mit Erfahrungen weiterhelfen?

LG
Chiara

28.07.2011 14:04 • #1


C
Hallo Chiara,

deine Angst vor dem Alleinsein kann ich verstehen, aber sie ist in meinen Augen völlig unbegründet. Ich habe schon oft alleine gelebt und es ist eigentlich eine Erleichterung in vielen Dingen. Du machst das, was du willst und wann es es willst. Das ist doch schon mal toll.

Du musst für niemanden kochen oder dich in irgendeiner Weise für irgendetwas rechtfertigen.

Und zum Alleinsein....auch das ist nicht schlimm, sondern sehr schön. Denn du kannst dir aussuchen, mit wem du deine Zeit verbringen kannst. Freunde und Freundinnen, mache Kurse irgendwo, bilde dich weiter, engagiere dich im Verein oder mach nen Kochkurs. Du lernst überall tolle Menschen kennen, wenn du dich ein wenig öffnest und dich darauf einlässt.

Ich gratuliere dir auf jeden Fall zu diesem Schritt und denke, du wirst es nicht bereuen. Es ist quasi ein neuer Lebensabschnitt und er hat die Chance, zum schönsten Abschnitt deines Lebens zu werden.

Nur Mut und alles Liebe

Carla

28.07.2011 14:14 • #2


A


Noch nie allein gelebt!

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J
Hallo Chiara,

tja, irgendwann ist immer das erste mal und wenn es nur das allein sein ist. Tröste dich, davon geht die welt nicht unter, denn du wirst es lernen.

Jetzt in der ersten Zeit sogar lernen müssen, denn es bleibt ja leider nichts anderes übrig. Ausser, du suchst dir schnell wieder jemand anderes, so wie es einige getan haben und dann erst überlegen, ob es das richtige ist und obs eventuell besser gewesen wäre, nicht erstmal mit sich allein klar zu kommen.

Grundlage für die zukünftige zeit mit dir ist jetzt deine einstellung dazu. Du kannst es dir leichter machen, indem du der ganzen sache positiv gegenüber stehst und sagst, mal schauen, was mich so erwartet oder du kannst die sache negativ angehen. Mein tipp, versuch es mal mit dem positiv, denn das andere kann ich aus erfahrung sagen, ist nicht schön.

Ich bin jetzt seit 6 monaten getrennt und lebe seit 2,5 monaten in meiner eigenen wohnung. Der Anfang war die hölle, leere wohnung, alles düster, grau, keiner da, mit dem man kochen kann, kreisel im kopf. ich hab mich selbst um meine einsamkeit und trostlosigkeit bemitleidet..und es hat nichts geholfen.
Aber so nach und nach bekomm ich eine andere einstellung zu der sache. Ich lerne jetzt auf die harte tour mit mir alleine zu sein und mich zu beschäftigen, etwas für mich sinnvolles zu machen, mir gutes zu tun. Einfach mal irgendwo in die stadt setzen und ein buch lesen, sowas in der art.
Heute morgen hab ich mich in meinem bett einfach nochmal umgedreht und war...entspannt...etwas, was ich seit monaten morgens nicht mehr hatte. es geht, auch ohne jemanden neben einem im bett oder in der küche. lade dir in deiner neuen wohnung freunde ein, für die du essen kochen kannst, sei froh, wenn du das mal nicht jeden tag machen musst usw.
Was deine vermieter angeht, die arbeit ist schon ein gutes argument.


Fang einfach mal mit deinem Leben an. Alles andere kommt dann von selbst....

Bei Fragen kannst du dich melden....

LG
Jan

28.07.2011 14:25 • #3


C
Hallo Carla und Jan,

herzlichen Dank für euren Zuspruch und eure Anregungen!

Einen der positiven Aspekte kann ich in meinem Fall nicht so recht erkennen: Da wir vieles in der Familie meistens recht individuell geregelt haben (zum Beispiel keine festen Essenszeiten... zumindest seit die Kinder nicht mehr ganz klein waren - und es kocht, wer gerade mehr Zeit/Lust hat), fühlte ich mich bislang auch nicht eingeengt/eingeschränkt oder nervigen Verpflichtungen unterworfen.

Ich kenne dieses Argument ja auch von Geschäftsreisen meines Mannes her, wenn Freundinnen mir sagten, wie schön und um wie viel einfacher ich es doch in den nächsten 14 Tagen hätte etc., habe aber nie verstanden, was das soll, denn auch in der Partnerschaft ist man doch nicht angebunden... (Ähm, zumindest so wie wir bislang gelebt haben. Wer weiß, vielleicht ist es das, wonach sich mein Mann jetzt im Grunde sehnt, nämlich ein vorbildliches Hausmütterchen an seiner Seite... hmm, könnte ja sein.)

Aber ich stelle mir jetzt schon immer vor, Freunde und Verwandte demnächst in meine eigene Wohnung einzuladen. Irgendwie ein netter Gedanke. Hey, ich habe doch auch gelebt, bevor ich mit meinem Mann zusammengewohnt habe, hatte meinen Freundeskreis, hatte Familienmitglieder, mit denen ich mich gut verstand, habe einiges unternommen, hatte mehrere Hobbys. Eher musste ich IHN damals aus seinem Schneckenhaus hervorholen und zu Aktivitäten überreden. Mir ist immer vieles eingefallen... hmm, und jetzt denke ich, ohne ihn geht gar nichts mehr? Und ohne ihn ist keine Unternehmung mehr was wert?

August ist natürlich eine doofe Zeit für den Umzug an einen neuen Wohnort: alles ist auf Ferien ausgerichtet, keine Kurse, keine Gruppentreffen, keine Vereinstermine, wenig kulturelle Veranstaltungen, in vielen städtischen Einrichtungen eingeschränkte Öffnungszeiten etc. Geht alles erst wieder im September los.

Um neue Leute kennen zu lernen, also nicht so ideal. Und bisherige Freunde tummeln sich auch irgendwo im Urlaub. Aber gut, ich muss sowieso arbeiten und habe mit einigen Aufgaben für eine Weiterbildung zu tun (für die ich Termine einhalten muss).

Viele Grüße an alle Alleinwohnenden!
Chiara

28.07.2011 23:41 • #4


A
hallo,
ich stehe in kürze auch vor dem alleinsein,vor kurzem eine fast 2 jährige beziehung kaputt, davor 20 jahreverheiratet gewesen,2 kinder der grosse seit 2 jahren aus dem haus, immer menschen um mich herum,
jetzt in kürze zieht meine tochter zur ausbildung auch noch aus meiner wohnung,seit der trennung von meinem ex freund bin ich nur noch unterwegs einiges mit meiner tochter unternehmen und vieles mit freunden,
bin auch gottseidank voll berufstätig,
wo vor ich angst habe ist demnächst das abends nach hause kommen,keiner dem ich hallo sage und erzählen kann wie der tag so war,
dann fragt man sich wofür alles?
naja bin auch schon sehr aktiv geworden was die freizeit betrifft,
verein beigetreten,music chor usw,
ich bin das allein sein seit meiner heirat nie mehr gewohnt gewesen,aber wenn ich so die beiträge hier lese,
aktiv werden auch akzeptieren wenn es einem mal nicht so gut geht,
jeden tag ein stückchen weiter,

liebe grüsse an alle gleichgesinnten flamingo

02.08.2011 11:22 • #5




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