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Neue Beziehung und die Angst sich darauf einzulassen

M
Liebe Freunde,

ich war eine Weile nicht hier und es ist viel passiert. Zu meinem narzisstisch veranlagten Ex kann ich sagen, dass ich absolut über ihn hinweg bin - keine Wut mehr, keine Gedanken an ihn.
Nachdem ich eine Weile mich definitiv niemand Neuen öffnen konnte und wollte, lernte ich jemanden kennen. Das ist nun knapp drei Monate her und wir sind ein Paar. Es liegen ca. 70km zwischen uns, was Vor- und Nachteile hat.
Akut wurde leider meine berufliche Situation. Nach ca. 1,5 Jahren munteren Geschäftsführerwechsel, kaputten Betriebsklima und Mobbing durch einen der GFs, wurde mir vor ca. 8 Wochen eröffnet, man habe keine Aufgabe mehr für mich. Ich befinde mich derzeit in Abfindungsverhandlungen.
Das letzte Jahr hat mich mit diesem Job und dem Narz schon sehr heftig durchgeschüttelt; ich baute mental und körperlich zunehmend ab, obwohl ich mich eine ganze Weile kämpferisch zeigen konnte. Letztlich geht sowas, vor allem wenn es so lange geht, nicht spurlos an einem vorbei. Nun die neue Extremsituation, nach 15 Jahren in der Firma, so ausgebootet und behandelt zu werden (ich will nicht alles aufzählen, was aktuell passiert). Ich bin mit vielen Leuten im Gespräch, stehe für meine Rechte ein und werde auch in diesem Fall kämpfen und nicht aufgeben. Aber es zehrt so sehr an den Kräften.
Als wäre es Fügung, hat die Krankenkasse kurz vor dem aktuellen Gau meine Langzeittherapie bewilligt, ich versuche mir also Hilfe zu holen, wo es geht. Aber so schnell wird eine Therapie keine Änderung von langjährigen Mustern herbeiführen. und mein Muster ist es, zu denken, nicht gut genug zu sein. Egal in welchem Bereich.

Nun habe ich diesen neuen Mann an meiner Seite, der um die aktuelle Situation und auch vom letzten Jahr weiß. Er ist sehr zurückhaltend in dem Thema, hat Verständnis, aber reitet auch nicht dauernd darauf herum.
Ich würde so gern, aber es fällt mir so schwer, mich emotional auf ihn einzulassen. Ich spüre, wie ich auf der Bremse stehe und nicht wirklich frei bin in seiner Gegenwart. Ich habe regelrecht Angst davor. Ich habe Angst davor was es mit mir macht, wenn er sich von mir trennt. Das letzte Jahr und die aktuelle Situation haben dazu geführt, dass ich Anderen noch schlechter vertrauen kann. Da ich mich stark mit dem Narz beschäftigte und mit Bindungsstörungen, weiß ich nun, dass ich selbst eine Bindungsstörung habe. Die war schon lange da, nur jetzt ist es mir bewusst geworden. Die Ereignisse, so fies sie auch waren, haben dazu geführt, dass ich mir über vieles bewusster geworden bin. Ich habe mich monatelang selbst zerfleischt und bin der Frage nachgegangen, warum ich das alles hab so weit kommen lassen. Die Antwort kenne ich nun, bin aber auch in einer depressiven Episode gelandet. Mir ist es noch nicht gelungen, positive Veränderungen erfolgreich umzusetzen und vermutlich wird das auch noch dauern.

Mein ganz akutes Problem ist, dass ich zunehmend ängstlicher werde mich auf ihn einzulassen, emotional. Dadurch bin ich zurückhaltend und nicht so offen, wie ich es sein könnte. Er wird das sicherlich merken und ich habe Angst, dass er es langweilig oder anstrengend findet. Ich mag auch nicht gerne das Thema ansprechen, da dies einen Seelenstriptease erfordert und wer lässt schon gern so tief blicken. Wenn man sich kennenlernt, soll doch der Himmel voller Geigen hängen.
Ich kann aber auch nicht einfach so tun, als gäbe es das Problem nicht. Ich bin nicht gut darin, eine Rolle zu spielen. Was soll ich also tun. Ich fürchte mich allmählich, vor der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. ich habe so lange Angst vor einer Trennung (und bremse ab), bis sie tatsächlich eintritt. Was es dann mit mir macht, mag ich mir nicht vorstellen.

Kann mich jemand verstehen? Was soll ich tun? Ihm sagen wie es ist oder besser nicht?

Danke für`s Lesen

28.09.2018 12:44 • #1


Doing
Mein Ratschlag:
Wenn du das nächste mal einen negative/schmerzhafte Emotion/Gefühl hast. Dann mach dir klar:
- Das ist vollkommen normal und gehört zum Mensch-Sein dazu. Ist also auch etwas wünschenswertes das dich weiterbringen kann
- Wer sollte den Verantwortung für diesen 'Schmerz' (damit meine ich nun die gesamte Bandbreite) übernehmen, wenn nicht du?

Anders formuliert: Schmerz ist nichts schlimmes. Es ist nur die Wirkung die dich von der Ursache wegtreibt. Eine bessere Motivation wirst du im Leben nicht finden.
In deinem speziellen Fall also: Du hast Probleme mit Verlusten umzugehen. Um diese zu minimieren, minimierst du auch deine Kontakte.

28.09.2018 13:05 • x 2 #2


A


Neue Beziehung und die Angst sich darauf einzulassen

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A
Hallo liebe TE,

hab dein Posting gelesen und wünsche dir zunächst für das Berufliche alles erdenklich Gute, also dass sich eine gute Lösung findet und du wieder auf die Füsse fällst.

Was das Thema Beziehungen angeht so kann ich dich sehr gut verstehen, da ich unter selbigem litt (tw. heute noch leide, es allerdings mittlerweile echt gut im Griff habe). Weißt du, vieles findet in deinem Kopf statt. Du scheinst ein sehr kopfgesteuerter Mensch zu sein *highfive*, was die Sache nicht wirklich einfach(er) macht.

Hierzu:
Zitat von mitsubi:
Wenn man sich kennenlernt, soll doch der Himmel voller Geigen hängen
kann ich nur sagen: Nein, sehe ich anders. Wir sind älter als 3x7 und haben schon Einiges an Lebenserfahrung gesammelt. Das hat uns geprägt, wir gehen vorsichtiger an die Dinge heran, befragen unseren Kopf statt das Herz und wittern immerzu Gefahr. Ich finde das in Anbetracht manch gesammlter Erfahrungen aber auch vollkommen okay, denn es zeigt ja, dass man nicht nur Erfahrungen gesammelt hat, sondern dies zur Lebenserfahrung umgewandelt hat und nicht mehr wie ein Naivchen durch die Weltgeschichte bummelt. Aber das ist nur meine bescheidenen Einstellung zu den Dingen.

So wie ich das lese holst du dir ja bereits Hilfe. Das ist doch schon mal gut und ich denke auf lange Sicht wird dir das helfen, deine Gefühle zu sortieren und dich zu festigen.

Ich selbst bin auch ein Kopfmensch und habe seit ein paar Monaten einen neuen Partner, der bis vor wenigen Wochen/Tagen an mir verzweifelt ist, weil ich immer wieder 1 Schritt vor und 5 zurück bin. Er hat schon vor mir gesessen und mich darum gebeten, wenigsten zwei Steinchen meiner Mauer abzunehmen, damit er wenigstens die Chance hat, darüber zu sehen.

Sowas kann man aber nicht erzwingen. Je besser man jemanden kennt und je mehr man zusammen unternimmt verbindet das und nur so kann Vertrauen gefasst und aufgebaut werden. 3 Monate ist dazu nun wirklich keine lange Zeit und wenn der Traumprinz es wirklich ernst meint, dann bleibt er einfach am Ball.

Vielleicht solltest du dir einfach mal den Druck von dir selbst nehmen, um frei und unbekümmert zu sein. Die Regeln des Lebens sind nun mal so, dass wenn wir uns öffnen, verletzbar machen. Aber wenn wir uns nicht öffnen, auf sehr Vieles, sehr Schönes verzichten müssen. So hast du quasi immer wieder die Qual der Wahl und entscheidest selbst, welchen Weg du gehen möchtest.

Ich habe mich für die Liebe entschieden und schaffe es immer mehr, mich zu öffnen und die Bindungs- und Verlustängste abzulegen. Denn so wie ich mir alles kaputt denke kann, kann ich auch positiv über mich denken und somit das Ruder in eine andere Richtung lenken. Lern dir selbst zu vertrauen, dich zu achten, zu lieben und wertzuschätzen und dich wichtig zu nehmen. Das ist der Schlüssel zum Glück! It´s up to your. Deine Entscheidung, welchen Weg zu gehen willst. Du bist eine erwachsenen Frau die mit beiden Beinen im Leben steht. Vielleicht hast du gerade etwas den Faden verloren aber gib nicht auf. Es lohnt sich.

Immer schön positiv bleiben, Zement in den Rücken und auf geht´s!

Ganz liebe Grüße!
Aramis

01.10.2018 07:42 • x 3 #3


Kummerkasten007
Wenn Dir was an ihm liegt, dann rede mit ihm und nicht mit uns hier.

Es kann immer wieder was schieflaufen im Leben, die Frage ist doch dann, wie es aufgenommen wird. Als Weltuntergang oder als Stolperstein im Laufe des Lebens.

01.10.2018 07:53 • x 1 #4


K
Liebe TE,

Deine Zeilen haben mich sehr berührt, da ich mich in ähnlicher Situation befinde, mich mit ähnlichen Gedanken wie Du beschäftige und verstehe Dich sehr gut, auch wenn es bei mir noch keinen neuen Partner gibt.

Die Frage ist doch auch, wieviel Kommunikation und Offenheit verträgt eine angehende Beziehung?
Lese ich aus Deinen Zeilen heraus, dass er sehr zurückhaltend ist, nicht über Deine Ängste, Befürchtungen zu sprechen, um Dich nicht zu verletzen, in einer Wunde zu bohren? Oder weil es für ihn ein unangenehmes Thema ist, oder er selbst wenig kommunikativ ist und gesprächsbereit ist?

Hast Du so Angst, ihn zu vertreiben, vergraulen, wenn Du ihm Deine Gedanken, Deine Gefühlslage ihm mitteilst?

Bei mir lief es so ab, dass er mir fast alles bis ins kleinste Detail seines Vorlebens erzählte, obwohl ich soviel gar nicht wissen wollte und es mir eine Warnung hätte sein sollen. Über seine Bindungsängste und Depression hingegen und die Probleme, die dadurch in unserer Beziehung entstanden, war er wenig gesprächsbereit. Obwohl wir festgestellt hatten, dass es erstmal besser war, wenn wir darüber gesprochen hatten. Vor allem ich hatte mehr Redebedarf, da seine Problematik bei mir eine große Unsicherheit und Kummer ausgelöst hat. Er aber auch nicht darüber reden wollte, um nicht ständig mit seinen Problemen konfrontiert zu werden. So habe ich vieles in mich hineingefressen, was sich immer wieder mal dazwischen entladen hat und zum Ende hin richtig explodiert ist.
Also nicht einfach das ganze!

Würde nun im Rückblick jedem raten, Emotionen, die an einen nagen oder belasten, in gesundem Maße anzusprechen (es muss ja nicht unbedingt ein kompletter Seelenstriptease werden) und nicht still und leise zu leiden, bzw. mit sich herum zu tragen. Nicht dauernd oder ständig darüber zu sprechen, aber schon das eine oder andere Gespräch zu suchen. Der andere sollte es doch wertschätzen, wenn sich der Partner ihm anvertraut und Verständnis dafür zeigen.

Versuche auf keinen Fall irgendeine Rolle zu spielen. Der Schuss geht nach hinten los! Bleib' authentisch und bei Dir selbst. Achte auf Deine Bedürfnisse. Entweder ist er wirklich verständnisvoll, hört Dir zu und es liegt ihm etwas an Dir. Ansonsten ist er kein großer Verlust und Du weißt nicht, was Dir noch erspart geblieben ist. Im besten Fall kann er Dir sogar Deine Ängste etwas nehmen. Das würde ich Dir von Herzen wünschen!

01.10.2018 21:28 • x 2 #5


M
Vielen lieben Dank für eure Beiträge!
Mitunter habt ihr natürlich Recht, nur, sich den eigenen Ängsten zu stellen, schaffen schon wenige Menschen; die Ängste dann zu überwinden, ist nochmal schwieriger.
Kopflastig bin ich, das stimmt, und seit dem vergangenen Jahr bin ich es noch mehr. Meine Angst vor weiteren Nackenschlägen ist sehr hoch. Ich weiß, dass sie zum Leben dazu gehören, man sich der Angst nicht beugen darf. Ich weiß, dass Liebe und Schmerz nur im Paket zu kriegen sind. Definitiv will ich Liebe und Lebensfreude empfinden und habe mich mit der neuen Beziehung ja aktiv dafür entschieden, es probieren zu wollen. Dennoch stehe ich ganz am Anfang und ich drehe mich im Kreis, was die neue Partnerschaft betrifft. Er ist wirklich sehr zurückhaltend, gibt gern den Starken, fragt mich wenig nach meinem Befinden. Er selbst ist (auch) jemand, der Probleme gern mit sich selbst ausmacht. Dies kann also der Grund sein, warum er sich so gibt. Auf der einen Seite bin ich froh, dass er mich nicht zum Reden drängt. Auf der anderen Seite frage ich mich, ob es Rücksicht oder Desinteresse ist. Er bringt mich oft an meine Grenzen. Z.B. habe ich ein großes Konzentrations- und Gedächtnisproblem. Da er Gesellschaftsspiele liebt und gern gewinnt, fordert er mich dahingehend viel. In schlechten Momenten kann ich mich nur schwerlich darauf einrichten, sehe die einfachsten Spielzüge nicht. Das setzt mir so schon genug zu, ich fühle mich regelrecht dumm. Dazu kommt, dass er deutlich offener ist als ich, viel gesehen und erlebt hat. Ich finde das toll und möchte mich ebenfalls mehr öffnen, mehr erleben. Nur gibt es immer wieder Situationen, in denen wir beide feststellen, wie wenig ich kenne. Das ist mir sehr unangenehm und mit ihm ist mir erst bewusst geworden, wie blind ich durch's Leben gegangen bin. Es gab auch schon die Situation, in der er in diesem Zusammenhang einen Spruch geklopft hat.
Wir kennen uns nun drei Monate und ich habe keine Ahnung, wie er über uns denkt, über meine Situation, über mich. Am We habe ich ihn gefragt, ob er zufrieden ist mit uns, er sagte, ja (sehr). Aber ich glaube es nicht, weil ich es nicht fühle.
Es gibt noch mehr Situationen und Beispiele, die mich langsam zweifeln lassen, ob die Beziehung richtig ist. Ich kann aber leider überhaupt nicht einordnen, ob es einfach nur meine Angst ist, die mir einen Streich spielt.
Ihm von meinen Ängsten und Gedanken zu berichten, erscheint mir aktuell keine Option, da er mir einfach nicht den Eindruck macht, als könne er es wirklich verstehen. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass zwischen Verständnis bekunden und wirklich Verständnis haben, ein großer Unterschied liegt. Letztlich möchte ich spüren, dass alles okay ist, denn Worte sind nur heiße Luft.

09.10.2018 09:52 • #6


D
Du hast mit diesem Mann jetzt beschriebene Probleme. Sie werden auch beim nächsten Mann noch da sein. Deswegen kannst du mit diesem Mann hier ein bisschen üben.

09.10.2018 12:24 • x 1 #7


L
Zitat von mitsubi:
Wir kennen uns nun drei Monate und ich habe keine Ahnung, wie er über uns denkt, über meine Situation, über mich. Am We habe ich ihn gefragt, ob er zufrieden ist mit uns, er sagte, ja (sehr). Aber ich glaube es nicht, weil ich es nicht fühle.
Es gibt noch mehr Situationen und Beispiele, die mich langsam zweifeln lassen, ob die Beziehung richtig ist. Ich kann aber leider überhaupt nicht einordnen, ob es einfach nur meine Angst ist, die mir einen Streich spielt.


Eine neue Beziehung einzugehen ist immer nervenaufreibend und meistens kommen auch irgendwelche Ängste auf, gerade wenn man jemanden ziemlich gut findet.
Dann bist du aufgrund deiner privaten Situation auch nicht gerade in einer optimalen Ausgangslage für was neues. Und ich denke, dass es in so einer Konstellation immer besser ist, erstmal sein eigenes Chaos zu ordnen.
Man hat auch eine Verantwortung dahingehend ob man für einen anderen Menschen aktuell zumutbar ist.

Und trotz all dieser Aspekte finde ich eine Aussage sehr bezeichnend, nämlich, dass du das, was dein Partner so sagt, nicht nachfühlen kannst.
Egal wie es einem geht, das Bauchgefühl funktioniert eigentlich immer richtig, weil es reiner Instinkt ist. Sogar noch tiefer liegt als irgendwelche Verletzungen oder Ängste, die man im Laufe seines Lebens gemacht hat.

Deswegen würde ich diese UNBEDINGT ernst nehmen. Wenn du so fühlst, dann stimmt es auch.
Was dich an deiner eigenen Wahrnehmung zweifeln lässt ist deine depressive Grundstimmung und die Selbstzweifel.

Irgendwas stimmt definitiv nicht. Was das ist, wirst du im Laufe der Zeit wahrscheinlich richtig merken.

09.10.2018 17:48 • #8




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