Ich schreibe diesen Text in der Hoffnung, mein Herz wieder etwas leichter zu machen. Ich wurde vor ziemlich genau 5 Monaten von der vermeintlichen Liebe meines Lebens verlassen. Knapp 3 Jahre haben wir zusammen verbracht, inklusive gemeinsamer Wohnung, Heiratspläne und so fort und bis zum letzten Wochenende vor dem Ende habe ich noch aus tiefster Inbrunst behauptet, ich hätte die beste Beziehung der Welt. Am Ende ging es aus zweierlei Gründen auseinander: ich habe im vergangenen Jahr eine recht turbulente Selbstfindungsphase hinter mich gebracht und war in dieser Zeit oft traurig und schwermütig. Meine Ex ist das genaue Gegenteil, fröhlich, voller Leichtigkeit, lebensbejahend. Nur tat sie sich schwer zwischen Mitleid und Mitgefühl zu unterscheiden und das Mitleid hat sie nach und nach von mir entfremdet. Dazu kommen die 10 Jahre Altersunterschied, sie ist Anfang 20 und möchte sich jetzt nochmal so richtig ausleben.
Leider hat es bei mir die Genickwatschn, die ich mit der Trennung hab geschallert bekommen, gebraucht. Denn dadurch habe ich mich um 180° gedreht, wurde von der Couchpotato zum Frischlüftler, aus dem Onepack wurde ein Sechser, ich habe viel meditiert, meine Spiritualität nicht nur gelesen sondern auch gelebt, kann nun tanzen und weinen zugleich. Nur das Beziehungsende kriege ich nicht so recht in den Griff.
Natürlich wollte ich sie zurückerobern. Ihr zeigen, dass vieles, von dem was sie sich noch während unserer Beziehung gewünscht hat, nun eingetreten ist und ich hätte es so gerne mit ihr geteilt. Leider habe ich ihre Hilfrerufe während der Beziehung nicht gehört und so hat sie sich nach und nach emotional immer weiter und weiter von mir entfernt bis sie schließlich loslassen konnte.
Statt einer sofortigen Kontaktsperre habe ich alle Fehler gemacht, vor denen hier im Forum so oft und ausführlich gewarnt wird. Wir haben uns auch noch ein paar Mal getroffen, aber jedes Treffen hat mich wieder um Kilometer zurückgeworfen und jedes Mal war ich verstörter und entsetzter, wie sich der einstmals von mir so sehr geliebte Mensch nach und nach in jemanden verwandelt, der mir völlig fremd erscheint. Plötzlich waren alle Ideale, die uns einstmals zusammengeschweißt hatten, passe. Dazu kommt der Neid, den ich auf sie verspüre. Immerhin lebt sie jetzt ein befreites Leben, hat coole neue Freunde mit denen sie fast täglich etwas unternimmt (während ich alleine daheim hocke. ;- ), zieht wochenends durch die Bars und auf Festivals, hat angeblich auch schon einen Neuen am Start und wirkt… glücklich. Das kann mein Ego gar nicht ab und mein Herz leidet sehr darunter.
Ich habe auch gute und treue Freunde, bei denen ich mich bis zum Erbrechen ausheulen kann. Aber entweder sind das Familienväter oder sie sind über ganz Deutschland verstreut und in Beziehungen. Da tue ich mir als Single derzeit schwer und obwohl ich (wieder mal) lerne, mit mir alleine zurecht zu kommen, auch alleine ausgehe etc, ist da immer noch dieser nagende Gedankenwurm, der mir immer zuflüstert: „Egal was Du grad machst, SIE macht etwas besseres UND ist dabei auch noch glücklich(er).“
Dazu kommt auch noch, dass sie sehr tief in meine Familie eingebunden war, sie war für meine Eltern wie eine Tochter und nach dem Ende hat sie sich mehr nach der Familie als nach mir gesehnt… Das tut mir weh, auch für sie, denn auch wenn sie sich bewusst für das Ende unserer Beziehung entschieden hat, konnte sich glaube ich nicht abschätzen, wie sehr ihr die Familie fehlen würde. Ich weiß, das ist nicht mehr meine Baustelle, aber es schmerzt trotzdem…
EIGENTLICH möchte ich nur wieder jemanden an meiner Seite, mit dem ich mein (neues) Leben teilen kann. Und die wird auch kommen, zur rechten Zeit. Ich weiß aber andererseits, dass ich immer noch emotional gebunden bin. Und das Paradoxon, dass mir bewusst ist, dass es irgendwann besser wird (ich spiele dieses Spiel nun schon zum dritten Mal, immer war ich es, der verlassen wurde), aber das Wissen allein nicht reicht, mich endgültig zu lösen sondern ich trotzdem warten und heilen muss, zermürbt mich vollends.
Wie geht Ihr mit dieser Phase um, in der Ihr für Euch zum großen Teil das Ende schon akzeptiert habt, das Licht am Ende des Tunnels zumindest erahnen könnt, aber trotzdem noch mit einem Fuß in der Vergangenheit und im Drama festklemmt…?
20.07.2015 16:32 •
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