Hallo Maus,
wenn auch hier wahrscheinlich diejenigen in der Überzahl sind, die verlassen worden sind, so ist es doch nachvollziehbar, daß es dir als Verlasser (doofes Wort) auch nicht gut geht. Um ehrlich zu sein: ich finde es sogar sehr.... *grübel*... tröstlich (ist das das richtige Wort?), DASS es so ist.
Man hört doch immer wieder von Menschen, die ihre Beziehungen beenden und übergangslos den nächsten Partner an der Angel haben. In diesen Fällen - das unterstelle ich jetzt mal - geht es den Leuten bestimmt nach der Trennung nicht so schlecht, wie dir jetzt. Sie sind ja in einer neuen Beziehung und genießen neue Verliebtheit, neues Prickeln, neue Erfahrungen. Da ist kein Platz für die Trauer, die dich jetzt ganz offensichtlich überrollt.
Weißt du Maus, DU erlebst grade deine Trennung sehr bewusst. Du hattest deine Gründe, die zu der Trennung hin geführt haben und hast bestimmt eine Weile mit dir gerungen, bis du die Beziehung letztendlich beendet hast. Dass du am Anfang erleichtert warst, froh, dich frei gefühlt hast ist doch ganz normal. Etwas machte dein Herz schwer, du hast gehandelt und dein Mut, diesen Schritt hat dich leicht gemacht.
Jetzt, nach ein paar Wochen, ist der Zeitpunkt gekommen, wo dich der Alltag wieder eingeholt hat, oder?
Schau Maus, du hattest eine 6-jährige Beziehung mit guten und mit weniger guten Phasen. Und sechs Jahre wischt man nicht innerhalb von vier Wochen mal eben beiseite. Dir fehlen jetzt erst mal viele Dinge, die sich im Laufe von sechs Jahren so eingeschliffen haben... vom rituellen Sonntag-morgen-frühstück, über faulen Fernsehabende bis zum Ärger über die rumliegenden Socken. Lass es gut oder schlecht gewesen sein: es fehlt. Geb dir selbst Zeit und mach dich nicht verrückt, weil du vielleicht denkst das ist doch nicht normal. Es IST normal. Es ist anstrengend, schlimm und beängstigend, aber normal.
Was ich dir an Ratschlägen geben kann, ist das, was ich einem Verlassenen auch geben würde: versuch dich ein wenig abzulenken. Überlege, was dir an Aktivitäten in den sechs Jahren immer gefehlt hat... du wolltest immer gerne tanzen, er war ein Tanzmuffel? Dann melde dich zu nem Tanzkurs an. Du wolltest gerne Sport machen, er wollte lieber vor dem Fernseher liegen? Guck nach nem Sportverein und melde dich an. Du wolltest gerne in die Oper, ins Museum, ins Theater, zum Konzert? Schnapp dir ne alte Freundin und los.
Entdecke DICH und deine alten Interessen neu. Finde neue Interessen. Klar, das ist nicht das ultimative Mittel gegen Herzschmerz aber ich weiß, wie gut es mir damals tat als ich z.B. wieder gelesen habe. Hätte ich mit Ex neben mir nicht machen können. Ich war im Kino - wär mit Ex nicht gegangen. Und ich bin sogar Nächte durch ausgegangen, was sonst gar nicht mein Ding war. Zwischendurch hab ich geheult, gelitten, gejammert und gedacht, ich wär die ärmste Wurst von allen. Aber das Ablenken hat gut getan. Manche Aktivitäten von damals hab ich beibehalten, andere wieder verworfen. Aber allein das ausprobieren hat ein Stück aus dem Trauerloch geholfen.
So... genug fürs erste. Vielleicht kannst du was mit meinen weisen Ratschlägen anfangen... auf jeden Fall wünsch ich dir alles gute.
Grüßle
Bansh