Habe vor Kurzem die Beziehung zu meinem Freund (sind beide über 30) nach einem Jahr beendet da ich kein Vertrauen mehr zu ihm habe. Es handelte sich dabei nicht um einen Seitensprung oder eine (physische) Affäre, sondern um eine Verkettung von Unglück und Missverständnissen, sowie fehlender Empathie auf seiner Seite. Es war eine Verzweiflungsentscheidung, ich liebe ihn immer noch und drehe seit Monaten am Rad.
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Ich war vorher sogar noch nie so verliebt, vieles was ich durch ihn erfahren habe ist neu für mich. Meine Beziehungen davor waren (gewählt) ohne tiefere Bindungen. Und mit eher schwierigen Menschen, denn ich bin leider selber nicht einfach. Seit der Grundschulzeit bin ich auf Grund meiner Impulsivität und Planlosigkeit in neurologischer Behandlung und ich hatte kaum erwachsene Bezugspersonen. Mein Leben ist alles andere als gradlinig verlaufen und ich habe sowohl schlechtes erlebt als auch viel Mist angestellt. Dementsprechend sind meine Ansprüche niedrig. Es gibt nur drei Sachen die mir richtig wichtig sind: Loyalität, (körperliche) Sicherheit und Freundschaft. Das habe ich so von Anfang an kommuniziert.
Er ist der einzige Mensch der so gut wie alles von mir weiß. Denn er hat zu Anfang öfter über Vertrauen geredet und dass er das Gefühl hätte ich würde mich verschließen. Daher habe ich den Schritt gewagt, ihm nichts vorgemacht und auch die unangenehmeren Fragen beantwortet.
Das er mich liebt und mich trotz meines fragwürdigen Lebens akzeptiert sagt er immer noch. Leider hat er sich in meinen Augen überhaupt nicht so verhalten. Durch viel Pech und falsches Verhalten von ihm und mir haben wir, nach nur etwa 6 Monaten Beziehung, eine heftige Krise gehabt in der ich mein Vertrauen in ihn verloren habe. Unsere endlos Diskussionen darüber haben alles schlimmer gemacht und es kamen mehr Vertrauensbrüche dazu. Für alles gibt er mir eine Begründung und es stellt sich heraus, dass ich überreagiert habe. Erkenne mich mittlerweile selbst nicht wieder.
Wir konnten nicht sinnvoll darüber kommunizieren. In meinen Augen hat er mich getäuscht, hintergangen und zeigt nur geheucheltes Verständnis. Er dagegen schiebt alles auf meine vergangenen Erfahrungen und ist davon überzeugt es läge vor allem an meiner Persönlichkeit, bzw. übertriebenen Emotionalität und Misstrauen.
Unsere Gespräche sind ein paar mal richtig aus dem Ruder gelaufen. Vor allem über WhatsApp habe ich ihm meine Sicht der Dinge wiederholt und ausdauernd (. ) an den Kopf geworden. Weil er mich teilweise so übel mit Bemerkungen getroffen hat, als wenn er genau wüsste was er sagen muss damit bei mir eine Sicherung durchbrennt. Das ist mir in der Form ebenfalls noch nicht passiert. Manchmal glaube ich es liegt daran was ich für ihn empfinde, manchmal denke ich er macht das mit Absicht und manchmal habe ich Angst dass ich paranoid werde.
Bekam eine schwere Depression und habe seitdem immer wieder depressive Phasen. Komme nicht klar mit der Demütigung die ich empfunden habe und immer noch empfinde. Mein Leben fällt auseinander (Arbeit, Studium, etc.) und mein Selbstwertgefühl ist zerstört.
Er sieht das Problem darin, dass ich verrückt sei. Allerdings nicht in einer beleidigenden Art, sondern eher verständnisvoll. Du arme Verrückte, ich konnte ja nicht wissen dass du so abnormal reagierst. Ich wollte dich nicht verletzen, aber rückgängig machen kann ich es auch nicht. Mach eine Therapie und löse deine psychischen Probleme. So in etwa.
Vermutlich unsinniger Weise haben wir beide auf Grund der Liebe an der Beziehung festgehalten.
Ich habe meine negativen Gefühle so gut es geht unterdrückt. Ebenso die Symptome meines schwindenden Selbstwertgefühls (Eifersucht, Verlust-/Bindungsangst, Selbsthass). Habe Antidepressiva verschrieben bekommen und mich versucht davon zu überzeugen, dass ich überreagiere.
Es hat auch funktioniert, wir hatten wieder mehr schöne Tage, als schlechte. Meine Liebe ist gewachsen aber genauso die Abgründe. Es war schwer für mich diese Kontrolle aufrecht zu erhalten. Egal wie sehr ich es versuchte, es reichten Kleinigkeiten und alles kam wieder hoch. Ihm fehlt dafür jedes Verständnis, auch wenn er mir gegenüber nie wütend wurde. Ich kann es auch nachvollziehen, aber was sollte ich dagegen tun? Ich verachte mich selbst für die Undankbarkeit die ich dadurch zeige, obwohl er mir immer wieder so viel Geduld entgegengebracht hat.
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Ich war früher nicht eifersüchtig und habe mich auch nicht so komplett wertlos und nicht liebenswert empfunden wie jetzt. Ich bin gefangen in einer Abwärtsspirale, wo ich im Wechsel von ihm und von mir enttäuscht bin. Die Erinnerungen an das Erlebte holen mich immer wieder ein, auch jetzt noch, nach der Trennung. Meine Unfähigkeit das zu überwinden haben dazu geführt dass ich nicht nur die Beziehung verloren habe, sondern scheinbar auch meinen Verstand. Es geht nur noch abwärts und ich habe gefühlt alles versucht. Es wäre wahrscheinlich notwendig, aber meine Krankenkasse übernimmt keine Psychotherapie.
Ich weiß dass die Entscheidung die Beziehung zu beenden für ihn und mich daher wohl die richtige war. Aber mein Schmerz darüber ist so groß. Vermisse ihn jede Sekunde und heule die Nächte durch weil ich ihn vermisse und mich ständig frage wie es ihm geht und ob er schlecht von mir denkt.
Habe wahrscheinlich objektiv betrachtet Schlimmeres schon überstanden, aber ich leide jeden Tag und verstehe mich selber nicht. Ich schäme mich für mich selbst wegen so etwas völlig aus der Bahn zu geraten. Ich weiß nicht wie ich wieder auf die Beine kommen soll.
08.02.2019 20:12 •
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