Hallo,
auch ich will meine Geschichte erzählen. So richtig weiß ich gar nicht, warum ich mir völlig Fremden mein Innerstes offenbare. Es ist wohl die Erwartung, dass einem hier mit Verständnis begegnet wird. Dass hier Menschen sind, die nachvollziehen können, wie es in einem gerade aussieht. Das macht die Fremden doch irgendwie vertraut. Und man ist beschäftigt. Es verschafft einem ein wenig Erleichterung. Wenigstens für die paar Minuten, in denen man versucht, seine Gedanken zu sortieren.
Im Mai 2013 fasste meine damalige Partnerin den Entschluss, unsere Beziehung nach knapp 15 Jahren zu beenden. Die Entscheidung traf mich nicht völlig unerwartet, da wir schon eine geraume Zeit nebeneinander her gelebt hatten. Wir fühlten uns beide nicht mehr wohl. Mein Vorschlag, eine Paarberatung zu besuchen, fand keine Resonanz. Auch Reden war mit ihr nicht möglich. So nahmen die Dinge unaufhaltsam ihren Lauf, bis es zu besagter Trennung kam. Ich hatte keine Chance etwas zu retten. Sie wollte es nicht mehr.
Obwohl irgendwie erwartet, war die Trennung für mich ein Schock. Jetzt war es entschieden, und es war endgültig. Bis dahin hatte ich trotz aller Schwierigkeiten noch die Hoffnung gehabt, wir würden doch einen gemeinsamen Weg finden. Aber sie hatte bereits einen neuen Partner gefunden und zog zu ihm. Es war alles vorbereitet. Unser gemeinsamer Sohn blieb vorerst noch bei mir wohnen, bis sie ihn nach ein paar Wochen ins neue Nest holte. Ich hatte das Gefühl, ausgetauscht worden zu sein. Meinen Platz hatte ein anderer eingenommen.
Unser Kind sehe ich jetzt einmal die Woche. Immerhin habe ich regelmäßig Kontakt, aber es tut trotzdem verdammt weh.
Die ersten Wochen waren furchtbar. Nach so langer Zeit wieder ganz alleine zu leben, ist echt schwer Es ist wirklich so. Viele Dinge lernt man erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. Auch weil unsere Beziehung diesen Namen schon lange nicht mehr verdient hatte, war es aber doch mehr der Verlust der Familie, der mich quälte. Die Liebe hatte uns schon vor Jahren verlassen.
Aber das Leben lief irgendwie weiter. Ich ging meiner Arbeit nach, nebenbei mache ich ein Studium, oder eher umgekehrt? Ich war nicht glücklich, besser gesagt: ich war unglücklich, aber ich funktionierte noch halbwegs, wenn auch nicht gut. Ja und dann Ende Oktober passierte es...
Ich kam gerade von einem Waldspaziergang mit meinem Freund zurück und wechselte meine Sachen. Wir waren in einen kräftigen Regenschauer gekommen und klitschnass. Die kalte Nässe war irgendwie symbolisch für meine Gemütslage. Einerseits unangenehm, andererseits spürte ich das Leben wieder. Als das Telefon klingelte, erklang auf mein Hallo eine Frauenstimme, die mir durchaus bekannt war. Sie gehörte zu einer Frau, der ich vor etwa zwei Jahren, vermittelt über meinen Freund, handwerklich zur Seite gestanden hatte. Interessanterweise hatte sie damals mit ihrem Wesen einen enormen Eindruck auf mich gemacht. Ich dachte seitdem immer mal an sie. Und nun rief sie mich völlig überraschend an. Sie sagte, dass sie Pech in ihrer Beziehung hatte und ich ja auch und ob wir uns mal treffen wollen. Das ganze war erst einmal so irreal, dass ich gar nicht wusste, was ich sagen sollte. „Klar - und ich freu mich“. Etwas in der Art stammelte ich und schrieb mir ihre Telefonnummer auf. Meine Herzfrequenz erhöhte sich spürbar. Der restliche Tag fühlte sich leicht und warm an.
Je näher unser verabredetes Treffen rückte, umso nervöser wurde ich. Wir hatten zuvor noch telefoniert und allein schon ihre wunderbare Stimme faszinierte mich. Das Bewusstsein, diese einmalige Chance vom Leben geschenkt zu bekommen, war fatal. Ich brauche nicht extra erwähnen, dass ich die Sache gründlich vermasselt habe...
Wir trafen uns zu Spaziergängen, Kino und Essen gehen. Es war unbeschreiblich. Ich hatte das Gefühl, endlich die Frau gefunden zu haben, nach der ich schon immer gesucht hatte. Das klingt jetzt sehr kitschig, aber es war so. Sie hat eine wunderbare Art und strahlt eine enorme Wärme aus. Genau das hatte ich in meiner alten Beziehung so vermisst. Die ersten Treffen waren sehr schön. Aber je öfter wir uns trafen, um so mehr bemerkte ich, dass sie sich allmählich zurückzog. Leider hatte ich mich da schon unheimlich in sie verliebt. Sie spürte, dass sie für mich keine tieferen Gefühle entwickeln kann. Wir trafen uns zwar nach wie vor regelmäßig, aber ich verkrampfte zusehends und sie entfernte sich immer weiter von mir. Vor Jahreswechsel machte sie dann reinen Tisch und sagte mir, dass das mit uns nichts wird. Sie wollte es nicht mit ins neue Jahr nehmen.
Seit einigen Woche haben wir keinen Kontakt mehr. Keine SMS, kein Telefonat, nichts. Ich hatte sie in meiner Verzweiflung gebeten, uns doch noch etwas Zeit und eine Chance zu geben und sie damit endgültig verloren. Sie will sich vor mir schützen. Sie ist selber sehr emotional und will einfach nur einen Schlussstrich ziehen. Ich habe mitbekommen, dass sie sich bei einer Partnerbörse angemeldet hat. Die Sache ist endgültig vorbei. Und ich komme damit nicht klar...
Ich habe das Gefühl, dass etwas in mir zerbrochen ist. Ich habe keinerlei Antrieb mehr, möchte früh gar nicht aufstehen. Ich kann es nicht wirklich beschreiben. Alles ist irgendwie sinnlos geworden. Und dann dieser unerträgliche Schmerz, diese quälende Sehnsucht nach ihr. Ich habe keinen Hunger mehr und kann nicht mehr schlafen, laufe stundenlang grübelnd im Zimmer hin und her mit der Frage, was ich falsch gemacht habe. Aber es gibt keine Antwort, denn Liebe ist nicht planbar.
Ich weiß, dass es verkehrt ist, sein Glück in seinem Partner zu suchen. Man muss sich selber annehmen und versuchen, auch alleine glücklich zu werden. Ich weiß das, aber es gelingt mir nicht. Ich fühle mich wie ein Zug, der nach zwei Schlägen aus seinen Schienen gesprungen ist. Er fährt noch, aber er wird immer langsamer. Und er braucht zuviel Kraft, um noch vorwärts zu kommen. Noch hält er Kurs, aber bei der nächsten Kurve verliert er die Richtung und keine Macht der Welt vermag ihn wieder in die Schienen zu heben.
Zum Glück habe ich meinen Sohn, den ich leider zu selten sehe. Er gibt mir die Kraft, die ich brauche, um nicht aufzugeben. Ich muss versuchen, sie aus meinem Kopf zu bekommen. Aus meinem Herzen bekomme ich sie wohl nie. Ich hätte sie so gern als gute Freundin behalten, aber das funktioniert bekanntlich ja nicht, wenn Gefühle im Spiel sind. Sie ist ein wunderbarer Mensch und somit ist ihr Verlust ein doppelter.
Ich denke, sie ist die Liebe meines Lebens gewesen, die man vielleicht nur einmal trifft. Da sie mich nicht wollte, ist dem wohl nicht so, aber ich empfinde es trotzdem. Ich versuche die Realität so gut es geht zu verdrängen, da ich die Wahrheit momentan nicht ertragen kann. Ich hoffe, ich schaffe es.
Sie sagte zu mir, alles im Leben hat einen Sinn und ich versuche gerade diesen in unserer kurzen Verbundenheit zu finden. Ich hoffe, es geht ihr gut und sie findet den Partner, mit dem sie glücklich wird. Ich wünsche es ihr von ganzem Herzen.
ALU
14.02.2014 00:36 •
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