Hallo zusammen,
vor 3,5 Monaten wurde mir nach 5,5 Jahren in der Firma völlig überraschend gekündigt. Das Unternehmen dümpelt schon jahrelang an der wirtschaftlichen Existenzgrenze, aber jetzt war der Chef plötzlich der Meinung durchgreifen und wirtschaftlich werden zu müssen. Grundsätzlich zwar richtig und längst überfällig, aber anstatt die Geschäfte zu optimieren (wäre problemlos möglich, aber dann müsste er sich und die Abläufe verändern) hat er lieber mal eben 2 Leute entlassen um Lohnkosten einzusparen. Meine Welt brach dadurch zusammen, schließlich investiert man viel von sich und baut sich etwas auf...
Die Arbeitslosigkeit ist für mich eine sehr belastende Situation, finanziell steht mir das Wasser nicht nur bis zum Hals, sondern bis zur Scheitelkante.
Ich werde zukünftig auch nicht in meiner Branche bleiben können und muss meinen Lebensrhythmus umstellen, bin eigentlich Nachtmensch, aber das wird wohl kaum bleiben können.
Es ist anstrengend, aber ich kämpfe und bin zuversichtlich, dass früher oder später eine Lösung entsteht. Insofern hatte ich mich diesbezüglich halbwegs berappelt. Den Schock des Jobverlustes, Existenzängste, die ganze Mühle des Arbeitsamtes, das bekam ich weitgehend in den Griff, unter anderem auch dank meiner Freundin und der Erkenntnis, dass es mit ihr und der Familie ein soziales Umfeld gibt, das einen stabilisiert und das wichtiger ist als Geld und Arbeit.
Mit meiner Freundin lief die Beziehung seit fast auf den Tag genau 3 Jahren gut. Ich hatte sogar den Eindruck, dass es zuletzt um so besser ging weil ich Licht am Ende des Tunnels sehe und es bei ihr beruflich und familiär auch einigermaßen gut lief in letzter Zeit.
Und dann kam der Sonntagabend.
Ich finde eine Mail von ihr in meinem Postfach (wir führen umständehalber eine Fernbeziehung, das klappte aber 3 Jahre lang ohne große Probleme). Ohne lange Erklärungen, mit ein paar knappen Sätzen, macht sie mit mir Schluss. Mich hat das wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen weil ich damit absolut nicht gerechnet hatte.
Die Mail ist - meiner Meinung nach - recht kurz gehalten und ich kann keine wirkliche Erklärung für diese Trennung finden. Ihre Begründung ist, dass ich zu viele Macken hätte, sie mich nicht verändern will und kann, und dass sie mich einfach nicht mehr liebt.
Telefonieren war dann am späten Sonntagabend nicht mehr möglich, hab' ihr dann eine Antwort auch per Mail geschrieben und meine Bestürzung und Verwunderung ausgedrückt.
Ihr Kommentar darauf war sinngemäß nochmal dasselbe wie in der Schlußmach-Mail, aber schon mit dem deutlichen Unterton Geh' mir nicht weiter auf den Keks, ich hab's dir doch erklärt und will es nicht weiter zerreden.
Ich kann mit solchen Allerwelts-Aussagen wie Ich liebe dich nicht mehr, du hast mir zu viele Macken überhaupt nichts anfangen. Wenn sie wenigstens etwas genauer erklärt hätte, was bei ihr passiert ist, was sie warum stört...
Naja, vom Ablauf her habe ich darauf reagiert indem ich ihr geschrieben habe, dass das ja richtig großes Kino ist, ich habe 3 Jahre lang in mehreren schweren Krisen (Vater gestorben, in der Wirtschaftskrise 2x länger arbeitslos, Tochter war für 2 Monate verschwunden und meine Freundin war fix und fertig, Krankheit, viele Kleinigkeiten...) zu ihr gehalten und alles mit ausgehalten - und sie trennt sich jetzt aus heiterem Himmel von mir, passenderweise auch noch genau jetzt in dieser Zeit, die mich sowieso viel Kraft kostet. Und dann kriege ich nicht mal eine Erklärung, wieso es dazu kommt und was genau jetzt zu diesem Entschluss geführt hat. Danke schön, echt toll!
Da es so sarkastisch formuliert war kam dann nur noch der kurze Kommentar zurück, sie werde wegen dieses Tons überhaupt nicht mehr auf meine Mails reagieren.
Tja, und jetzt stehe ich da - und habe neben dem Arbeitsplatz auch noch die freundin verloren. Nachdem ich mich bzgl. des Jobverlustes gerade wieder halbwegs berappelt hatte und kämpfe um wieder Fuß zu fassen, bricht nun diese neuerliche Katastrophe über mich herein.
Am Montag war ich völlig verzweifelt, nach der beruflichen Entwurzelung verliere ich nun auch den Halt dieser Beziehung. Ein doppelter Schock...
Gestern, am Dienstag, war ich relativ gefasst und konnte mich einigermaßen ablenken, aber generell bin ich emotional im freien Fall. Gleich 2 so harte Schläge in kurzer Zeit, dazu die finanziellen Probleme - und nicht mal eine verständliche Erklärung für die Trennung.
Ich versuche meine eigenen, inneren 1.-Hilfe-Maßnahmen zu aktivieren, fahre auf Sicht um die rudimentären Dinge des täglichen Lebens zu schaffen und Grundstrukturen aufrecht zu halten.
Aber alles, was darüber hinaus geht (sich bewerben, dringender Papierkram, ich will gar nicht daran denken, ich müsste mich jetzt auch noch in diesem Zustand für ein Bewerbungsgespräch motivieren), geht gerade überhaupt nicht. Für ein paar Tage okay, aber ich werde einige Dinge auch nicht lange schieben können...
Wieso muss es mich gleich doppelt treffen? Ich bin total kaputt und mir ist zum Heulen...
Man kennt diese Geschichten, bei denen Männer gar nicht merken, dass sich ihre Frauen innerlich verabschieden und wo die Trennung der Endpunkt einer länger schwelenden Fehlentwicklung ist. Den Schuh kann ich mir aber absolut nicht anziehen, ich bin sehr aufmerksam und meine Freundin ist obendrein ein offenes Buch wenn es darum geht ihre Stimmung zu lesen. Und das macht mich total ratlos...
Natürlich, es muss dennoch irgendwas abgelaufen sein, was ich nicht mitbekommen habe. Ich kann das im Augenblick aber nur in die Richtung allgemeine Überforderung schieben, sie hat diesbezüglich Leichen im Keller und mir fällt nichts in meinem Verhalten oder unserem Verhältnis ein, was in den letzten Tagen oder Wochen anders gewesen wäre als früher.
Ich glaube nicht, dass sie einen Neuen hat und finde die Idee, sie könne krank sein und wolle mir das, nach allem, was ich schon mit ihr mitgemacht habe, nun nicht auch noch zumuten, ziemlich abstrus.
Plötzlich und total unerwartet ist meine Freundin weg, eine Erklärung gibt es nicht wirklich, von einem auf den anderen Moment wird aus täglich mehrfachen liebevollen Kontakten ein Kontaktabbruch.
Ich bin verschuldet und pleite, arbeitslos - und überrascht, dass ich im Moment überhaupt noch halbwegs zurecht komme. Hätte man mich vor einigen Monaten gefragt, ich hätte gesagt, dass ich dieses nicht aushalten kann und zusammenklappen werde. Aber wie lange geht das gut?
Ich danke allen, die bis hierhin durchgehalten und meinen langen Text gelesen haben. Dieses Forum ist toll, es tut mir sehr gut zu lesen, dass ich nicht ganz alleine bin sondern andere Menschen vergleichbare Schicksale haben.
21.09.2011 02:07 •
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