Hallo Sonnenschein,
es gibt für mich nur einen Weg um den geliebten Partner loszulassen. Totaler Kontaktabbruch und eine invensive Konzentration auf die ureigenen Bedürfnisse und Wünsche, also mit einem Selbstfindungsprozess.
Ich selbst bin derzeit in der achten Woche (nicht Schwanger) und habe ebenso eine verdammt harte Zeit hinter mir. Nach zehn Jahren Beziehung - und für mich die große Liebe - muss ich mit der Trennung klar kommen.
Es gibt mit Sicherheit kein Standardrezept für die Trennungsphase, ich kann dir aber gerne von meiner Strategie erzählen und dir dazu sagen dass ich mit dieser derzeit sehr gut fahre.
Am Anfang stand bei mir die pure Ohnmach, Atemlosigkeit und schlaflose Nächte (9 Stück an der Zahl hintereinander). Ich bin zum Glück kein Friss es in Dich rein Typ und Ablenkung halte ich in der Extremphase nur bedingt für tauglich. Also habe ich mich darauf besonnen, mich intensiv mit mir selbst auseinander zu setzen. Schließlich bringt es überhaupt nix zu klammern und ständig Warum fragen zu stellen. Ich hab mich einmal selbst analysiert und dabei eine erschreckende Entdeckungsreise gemacht. Ja, ich liebe meinen Schatz auch heute noch über die Maße, aber ich selbst hab mich als nicht mehr liebenswert für Sie entdeckt und mir die Konsequenz - egal wie heftig - selbst zuzuschreiben.
Zu einem zwischenmenschlichen Konflikt gleich welcher Natur gehören immer zwei Menschen. Wichtig war für mich, eben meinen Part zu untersuchen. Ich habe entdeckt dass ich nicht zu hundert Prozent ich selbst war. Aufgrund einer Behinderung habe ich mich nicht ausreichend Selbstbewußt als Mann an ihrer Seite gefühlt und dadurch Komplexe entwickelt. Obwohl Sie mir immer gezeigt hat dass Sie mich so liebt wie ich bin konnte ich das nicht annehmen. So sind aus kleinen Unebenheiten in meiner Selbstwahrnehmung mit den Jahren große Risse entstanden und ich habe in den letzten zwei Jahren meine Begehrenfaktoren für Sie verloren.
Nach dieser grundlegenden Erkenntnis bin ich dann nochmal in eine Phase des Erklären wollens gerutscht und hab Ihr meinen Selbstfindungsprozess geschildert. Auch das bringt letztendlich nix mehr, hat aber für mich dennoch Sinn gemacht um ein finales Statement zurück zu lassen.
Wir haben nun nach 7 Wochen den Kontakt - bis auf ein par Ausrutscher -fast auf null reduziert und wissen beide dass dies für uns der einzig richtige Weg ist. Nur so können zwei Menschen wieder Fuß fassen im Leben und wer weiß schon was noch alles kommt. Ja, zwei Menschen. Denn ich glaube auch dass mein Schatz irgendwann von dieser Trennung eingeholt wird und sie verarbeiten muß. Sie fährt eben derzeit Ablenkung und Flugzeuge im Bauch.
Die Zeit heilt alle Wunden ist schon ein stimmiger Spruch. Nach der Ohnmacht kam die Erkenntnis, nach der Erkenntnis Lebensmut, nach Lebensmut die Vorfreude auf die vielen Dinge die mir jetzt möglich sind. Verstaubte Hobbys und vernachlässigte Freunde und vieles mehr sind nun mein Antrieb für die Zukunft. Teil meiner Strategie war, meine starken Liebesgefühle für meinen Schatz in andere Kanäle zu leiten und in kleineren Portionen den vielen lieben Menschen in meinem Leben zugute kommen zu lassen. Ich hab mir für alle bisherigen Phasen auch immer Zeitzonen abgesteckt und halte diese bis auf kleinere Verschiebungen recht gut ein. Im Februar feiere ich meinen 40. Geburtstag und da hab ich vor Wochen schon beschlossen diesen ganz alleine zu feiern an einem ganz besonderen Platz. Ich hab mir dann 2 Wochen Urlaub genommen und fliege nach Israel auf eine Backpackertour mit spirituellem Anteil. Zudem hab ich mir neue Musikinstrumente zugelegt und möchte auch Spanisch lernen.
Ich freu mich nun richtig auf all diese Vorhaben und bin verdammt stolz auf mich dass ich jeden Tag ein kleines Stücken an mir selbst wachse. Und das ganze ohne dass ich mich mit anderen Frauen ablenken musste oder auf Alk. u.ä. zurückgegriffen habe.
Letztlich treibt uns alle die Hoffnung in den Wahnsinn und macht uns gerade in der Trennungsphase das Leben schwer. Ich habe die Hoffnung schlicht umformuliert in Ich möchte Selbstbewußt durchs Leben gehen und je mehr ich dieses Selbstbewußtsein aufbaue, je mehr weicht der zwanghafte Wunsch mit meinem Schatz wieder eine Beziehung haben zu müssen. Schließlich steht sie heute für mich schon als Mensch im Mittelpunkt und nicht mehr als Lebensgefährtin. Auch darauf bin ich stolz.
Ja, drehe dich bewußt im Kreis und lass die Talfahrt durch dein Seelenleben zu. Nimm aber nach jeder Umdrehung ein bißchen Abstand zum Zentrum des Schmerzes. Du wirst sehen, es funktioniert und ich behaupte dass auch wir beide in einem halben Jahr über das erlebte schmunzeln können.
Dir und vielen andern wünsche ich gutes Gelingen
Gruß vom Stehaufmännchen
20.01.2011 20:56 •
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