In mir sind so viele Gedanken...
Wie meine Mutter. Bei meiner Mutter habe ich unendlich viele Jahre darauf gewartet, mich wirklich geliebt zu fühlen. Immer wieder hier ein bisschen und da ein bisschen, mit viel Phantasie (und die entwickelt sich von ganz alleine, aus Not heraus), konnte ich durchaus etwas davon erahnen. Erinnerungen kommen hoch, wie ich da sitze als Kind und weinend zu meiner Mutter sage, „du hast mich gar nicht wirklich lieb“ und sie antwortet „also jetzt hörst aber sofort auf, so was zu sagen, das stimmt doch gar nicht“. Es kam nicht sonderlich oft zu solchen Szenen, vielleicht 2-3 Mal. Ihre Tonlage war scharf.
Ist das Liebe? Inzwischen weiß ich: Ja. Es ist Liebe, meine Mutter liebt mich. Soviel, wie sie mich lieben kann, wie sie überhaupt dazu fähig ist, zu lieben. Jetzt, nach vielen, vielen Jahren, weiß ich das, als Kind habe ich mich nie geliebt gefühlt von ihr. Für kein Kind würde das reichen, was meine Mutter da so alles mit mir gemacht hat, wie wenig Liebe sie mich hat spüren lassen. Ich bin fast daran verhungert.
Bei M. ist es ähnlich. Natürlich, M. ist viel wärmer als meine Mutter, von Grund auf. (Was aber auch nicht schwer ist). Und doch....ihre Liebe hat sie mir viel zu selten gezeigt, mich viel zu wenig bestätigt, war viel zu selten aufmerksam, warm. Sie habe ich so oft darum gebeten, auch lautstark eingefordert, mir mehr davon zu geben. Auf sie hat das vor allem so gewirkt: Sie wird kritisiert. Dabei liebt sie mich doch, was also soll sie tun? Was tun, wenn man nicht versteht? Wenn sie nicht sehen kann, wie sehr ich darunter leide, weil sie da einen blinden Fleck hat?
M. wird mich nie verstehen, sie glaubt jedoch ganz fest daran, dass sie es täte. Das schafft natürlich für sie den Vorteil, sich nicht näher damit auseinander setzen zu müssen: MEIN Problem, nicht ihres. Sie hat sich oft überfordert damit gefühlt „Du willst ja immer mehr und mehr, es reicht dir nicht“. „Ich reiche dir nicht“. Ja, stimmt. Ich war wieder am verhungern. Heute bin ich erwachsen, als Kind war ich abhängig, heute nicht mehr. Heute kann ich sagen, ok, es reicht mir wirklich nicht. Wenn du nicht mehr geben kannst oder nicht mehr für mich hast, muss ich gehen, es tut mir zu weh und ich verhungere.
Aber auch das Gehen fällt schwer. Zum einen, weil ich mich ja selbst in diese Situation geschafft habe, sie mir so sehr vertraut ist. Nach dem Motto: lieber ein bisschen Liebe als gar keine. Zum anderen, weil i c h sie liebe. Es klingt so profan und ist doch wie ein wahres Wunder, wenn man meinen Werdegang betrachtet. Ich würde ihr jetzt niemals absichtlich und voll bewusst weh tun wollen. Wie lange habe ich mit Freunden darüber diskutiert, ob es schlimm für sie wäre, würde ich meinen Facebook Status j e t z t ändern, was ist weniger schlimm? Ein Signal zu setzen, zu sagen: ok, es reicht, ich kann wirklich nicht mehr. Oder es nicht zu verändern und sie könnte mir dann vorwerfen (und noch mehr leiden), wenn sie denkt, ich hätte ihr noch Hoffnungen gemacht.
Oder...dass ich ihre Wäsche mit wasche, damit sie es leichter hat. Oder dass ich ihr gleich geantwortet habe, als sie mir schrieb. Kein taktisches Vorgehen, keine Machtdemonstration.
Und sie? Ich kann mir beides vorstellen, am wahrscheinlichsten ist mir aber der Gedanke, dass sie taktiert. Am Samstag die Szenen mit dem Diazepam. Sieh mal, wie weh du mir tust. Am Sonntag wegfahren, ohne zu sagen, wohin, weder, als ich gefragt habe, noch danach. Sie hat sich tagelang nicht gemeldet. Um mir zu zeigen, dass auch ich sie vermissen werde? Dass sie Stärke hat und nicht so klein ist (wie sie sich scheinbar aus mir völlig unverständlichen Gründen, manchmal fühlt)?
Wie oft habe ich in letzter Zeit gesagt, dass ich den Glauben an uns verloren habe. Und..wie hat sie sich dann verhalten? Dicht gemacht, war „cool“. Als sie heute Nacht schrieb, ihr Herz sei so sehr zerrissen, dachte ich sofort gleichzeitig 2 Dinge: Vielleicht hat sie mich ja wirklich geliebt (das war vor der Erkenntnis mit meiner Mutter, dass sie mich wohl eben auf ihre Art vermutlich schon geliebt hat) und ...dass sie dann ja keines mehr hat. Ein zerrissenes Herz schlägt nicht mehr, da ist nichts mehr. Gefühlt habe ich Schmerz. Weil es so klang, als ginge es ihr nicht gut. Wieder habe ich darauf geantwortet, dann kam heute morgen wieder eine seltsame, coole Reaktion, abweisend.
J. fällt mir ein. Die Szene am See, als es um das vergessene Ticket ging. Ihren Satz „dann heul ich dem Schaffner was vor und mach auf armes Mädchen“, also so in etwa. Immer wieder geht mir seitdem diese Szene durch den Kopf. M. schätzt J. ja sehr (und sie ist auch wirklich sehr nett, ich mag sie) und J. und ich scheinen familiär Ähnlichkeiten zu haben. Die beiden haben ja oft miteinander geredet, auch über unsere Probleme. Ich frage mich, ob J – aufgrund unserer Ähnlichkeiten- davon ausgeht, dass ich zb. auch so manipulativ sei (Schaffner anheulen, auf verzweigeltes Mädchen machen). Denn dann gäbe so mancher Satz von M für mich einen Sinn. Vor allem auch das mit der Macht, die ich hätte und ausspielen (!) würde. Wie offen ich hingegen meine wahren Gefühle und Ängste ausgesprochen habe und NICHT manipuliert habe, ob Manu das überhaupt weiß? Da sie es nie verstanden hat, hatte sie vielleicht diesen Gedanken gar nicht? Oh schei., meine Freundin leidet ja wirklich...Sie sagt das nicht, um etwas zu erzwingen, sondern...weil es stimmt?
Ich bin sehr traurig bei solchen Gedanken, dabei ist es ja nur eine Theorie, um Dinge für mich theoretisch verstehbarer zu machen. Dann gäbe wirklich so manches viel mehr Sinn. M konnte mir ja auch tatsächlich nie wirklich vertrauen, sich fallen lassen. Wie auch, wenn immer wieder das Damoklesschwert der Trennung über ihr schwebte? Das macht Angst, ganz klar. Da ist man vielleicht auch gar nicht mehr in der Lage, zu verstehen, dass ich wirklich gelitten habe, und wie. Noch dazu ist M Trauersprache die, zu weinen. Natürlich, sie hat es oft geschafft, auch mich zum weinen zu bringen. Meine inneren Tränen konnte sie vielleicht gar nicht glauben. Nur wer weint..hat Recht? Bei ihr hatte ich manchmal, nicht oft, den Eindruck, dass sie jetzt weint, um etwas zu bezwecken, zu demonstrieren. Geht man dann nicht auch davon aus, dass auch die andere Seite bewusst Dinge tut? Machtdemonstration. Manipulation. „Sieh mal, wie sehr ich weine, wie gemein du doch warst“.
05.10.2011 20:14 •
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