Nach 20 Jahren verlassen.

N
Hallo Zusammen,
ich bin ganz neu hier und habe ein großes Problem.

Mein Mann hat mich und unsere 3 Kinder vor Weihnachten überraschend nach über 20 Jahren verlassen. Haus und Wohlstand sind mir zumindestens bislang geblieben - mal schauen was noch kommt - aber die Seele von uns allen hat sehr gelitten. Er hat sich sehr schnell wieder verliebt und sich sein neues Leben wieder eingerichtet. Hat anfänglich sehr viel Zeit in sein Hobby und in die Einrichtung seines neues Zuhauses gesteckt.

Die Kinder kommen jedes 2. Wochenende zu ihm und verleben eine relativ schöne Zeit mit ihm. Manchmal werden besonders bemühte Wochenende verbracht, um beim nächsten Termin nur vor dem Fernseher zu relaxen. Die pupertierenden Kinder stehen ihm mittlerweile sehr skeptisch gegenüber, weil er so wenig über sich und sein neues Leben spricht. Die Jüngste scheint recht stabil, aber wer kann das schon so genau wissen.

Doch nun zu meinem eigenen Problem. Ich habe pschologischen Rat in Anspruch genommen, weil ich mit dieser neuen Situtation nicht zu Recht komme. Mein Mann hat mich in all den Jahren unserer Beziehung sehr geliebt und mich auch sehr verwöhnt. Wir haben uns im Studium kennengelernt und hatten beide kein besonders gutes Verhältnis zu unseren Eltern. Wir beide haben sehr schnell gemerkt, dass wir für einander bestimmt sind und er hat mir nach 3 Monaten! den ersten Heiratsantrag bemacht. 4 Jahre später haben wir geheiratet und unser 1. Kind bekommen. Zeitgleich haben wir unsere berufliche Zukunft geplant und das Wagnis einer Selbstständigkeit auf uns genommen. Lange Rede ... wir haben noch 2 Kinder bekommen und mittlerweile ein Geschäft mit sehr vielen Mitarbeitern geschaffen. Ich habe in all den Jahren immer mitgearbeitet und maßgeblich die Geschäfte mit meinem Mann geführt.

Nun hat er mich verlassen und neben der Demütigung eine verlassene Frau zu sein - die als Ehefrau scheinbar unerträglich ist - hat er die Firma behalten und ich habe nun nicht mal mehr eine berufliche Perspektive.
Mein Leben ist von heute auf Morgen auf den Kopf gestellt worden. Wir hatten soviele Gemeinsamkeiten und nun bin ich einsam zurückgeblieben. Die Verantwortung für die Kinder, ihnen eine stabile Mutter sein, das normale Leben weiterzuführen bringen mich an meine Grenzen. Ich habe wirklich nette Freunde, aber nach 5 Monaten muß ich sagen, dass sie mit ihrem Latein am Ende sind und mir nur noch bedingt helfen können.

Die kinderlosen Wochenende stürzen mich in eine tiefe Krise. Bekannte, die ebenfalls Singles sind, fehlen mir total. Unser soziales Leben spielte sich in einem großen Bekanntenkreis ab, in dem private Einladungen stattfanden. Nun ist es so, dass sich manche Menschen auf die eine oder andere Seite geschlagen haben und es vielen zu anstrengend ist überhaupt einen Standpunkt einzunehmen. Schlußendlich bricht mein soziales Netz zusammen - auch auf Grund dessen, dass manche Paare durch uns gezwungen wurden auf ihre eigene Partnerschaft zu schauen.

Ich (44 Jahre) habe durch meinen Mann ein sehr gutes Selbstbewußtsein gehabt. Für ihn war ich die wichtigeste, tollste und schönste Frau - bis zu seinem Weggehen. Und als er ging, hat er mein Selbstbewußtsein gerade so wieder mitgenommen.

Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Bekannte erkennen mich kaum mehr wieder. Ich weine viel, igele mich ein, laufe permanent meiner eigenen Leistungsfähigkeit weit hinterher. Beruflich habe ich keine Perspektive, weil ich eigentlich alles in meinem Leben erreicht habe. Mir fällt es schwer über eine abhängige Beschäftigung nachzudenken, obwohl ich das natürlich muß.

Neben all der Demütigung, die mir mein Mann angetan hat, werde ich jetzt gezwungen noch einmal von vorne anzufangen. Er aber lebt in Saus und Braus und fährt von einem heiß spot zum nächsten. Ich bin wütend und aufgebracht, dass er mich so einfach aus seinem Leben gestrichen hat und eine 12-Jahre jüngere Frau meinen Platz - zumindestens teilweise - eingenommen hat.

Er verhält sich mir gegenüber arrogant und gemein. Die Kinder, die mich leiden sehen, bemerken dies und stehen auf meiner Seite. Das hat natürlich zur Folge, dass mein Mann mir vorwirft, dass ich die Kinder manipulieren würde. Ich bemühe mich wirklich, aber die Einsamkeit und eine neue Perspektive in meinem Leben - jenseits von Kindern und Haushalt zu sehen - das fällt mir unglaublich schwer.

Vielleicht sollte ich noch erklären warum mich mein Mann verlassen hat ... Mein Mann ist sehr ehrgeizig und für ihn bedeutet Stillstand Rückschritt. Also hatte er immer neue Ideen, wie es weitergehen sollte in unserem Leben.
Ich allerdings seit gut zwei Jahren sehr zufrieden mit unserem Leben. Ich wollte mich mehr um die Kinder kümmern und mehr Geniessen. - Das war ihm zu langweilig. Er ging sehr viel mit Freunden weg, hatte große Pläne bezüglich Autos und Immobilien etc. Es gab immer häufiger Streit und irgendwann blieb meine Liebe und mein Vertrauen auf der Strecke. Ich habe gedacht, wenn ich ihm Zeit gebe, dann würde er diese Midlife Krise überstehen. Aber, er fühlte sich eingeengt und bevormundet und dann hat er mir ganz klar gesagt, dass er mich nicht mehr liebt. Das war ein harter Schlag. Es gab kein Gesrpräch, keine 2. Chance, keine Paartherapie - nichts mehr. Er wollte nicht mehr. Er wollte gehen ohne Chance auf Rückkehr!
Und - so hat es es gemacht.

Wie komme ich aus dieser Krise raus. Wie lange dauert so etwas? Wann kehrt der Lebenswille zurück. Warum ist es mir passiert? Werde ich das jemals verkraften?

Danke für's zuhören. Gruß Nicki

14.05.2010 21:35 • #1


C
Hallo Nicki,
ich kann mich sehr gut in deine Lage versetzen. Auch ich bin im Januar diesen Jahres - wegen eines anderen Mannes - einfach abserviert worden. Kurz danach kam sie zurück, blieb 2 Monate und verließ mich - ohne Vorwarnung - erneut. Einzelheiten kannst du meiner Darstellung im Forum entnehmen (Sie weiß nicht was sie will). Dies hin und her hat mich völlig fertig gemacht. Als die körperlichen und psychischen Beschwerden zu stark wurden, habe ich ihr am 02.05.2010 verboten, weiter mit mir Kontakt aufzunehmen. Für das Bett nahm sie den Neuen und ich sollte weiter als Seelentröster dienen. Hierzu war ich mir zu schade. Danach ging es mir erst einmal noch schlechter als vorher. Das Verlustgefühl war so stark, dass ich am liebsten angerufen hätte um alles rückgängig zu machen. Aber das hätte mir nur geschadet. An diesem Punkt setzt mein Rat für dich ein: Kümmere dich jetzt ersteinmal um dich selbst, das hilft. Freu dich auf ein schönes Ereignis, was in naher Zukunft eintritt. Ich habe eine Reise ans Rote Meer gebucht, wo ich meiner Lieblingsbeschäftigung dem Schnorcheln nachgehen kann und sicherlich viele nette Menschen treffe, die mich von meinem Partnerproblem ablenken. An den Wochenenden bleibe ich nicht zuhause, weil ich sonst immer nur an die Trennung denken muss. Ich besuche Familienangehörige, mache Radtouren, gehe ins Kino, Hauptsache etwas, wo Menschen sind. Bleib nicht allein und grüble! Das macht dich fertig. Erlebe deinen Schmerz ruhig aktiv, sprich verdränge ihn nicht. Aber lenke dich zwischendurch auch einmal ab, um aus der immer wiederkehrenden Schleife des gleichen Denkens herauszukommen. Du kennst sicher den Film Und täglich grüßt das Murmeltier. Ein Albtraum jeden Tag das gleiche zu erleben. Was ganz wichtig ist: Stressabbau! Ich baue meinen inneren Stress, dass Zittern, die Verspannungen, das Ziehen im Magen und Bauch, die Trauer dadurch ab, indem ich bis zur Erschöpfung Fahrrad fahre. Danach fühlt sich mein Körper und Kopf viel besser und ich mich wohler. Nach einer heißen Dusche bin ich dann endlich auch einmal in der Lage, mich - auch innerlich - auszuruhen. Du musst deiner Enttäuschung, Trauer, Wut, der Angst und Depression ein Ventil geben, wo sie sich entladen können. Das geht nach meinen Erfahrungen nur mit Sport. Der lenkt ab und spendet dir für eine gewisse Zeit ein wenig Ruhe. Sehr erholsam. Ich fahre - wenn das Wetter mitmacht - jeden Abend 40 km Rad. Ohne Sport würde ich an meiner inneren Anspannung und dem Gedankengut verzweifeln. Ich könnte noch vieles zu deinem Beitrag schreiben, aber für heute muss es gut sein, da ich jetzt einen Termin habe. Alles Gute für dich liebe Nicki, ich fühle ganz mit dir, weil auch ich - trotz aller Bemühungen - noch total unglücklich bin. Liebe Grüße und mit großem Verständnis für dein Empfinden Corvus

19.05.2010 15:10 • #2


E
Zu two0426:
Da Du ja offensichtlich der deutschen Sprache mächtig bist, wäre es schön, wenn Du auch in deutsch antworten könntest. Meine Englischkenntnisse reichen jedenfalls nicht aus, um Dein Statement zu verstehen. Und, um mich stundenlang mit einem Wörterbuch hinzusetzen, fehlt mir - offen gestanden - sowohl die Lust als auch die Zeit.
Gruß Engel

22.05.2010 15:26 • #3




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