Guten Morgen,
ich habe hier in den letzten Wochen viel gelesen und hatte eigentlich nicht vor meine Geschichte zu erzählen, da ich mich aber im Kreis drehe und nicht vorwärts komme und meine Freunde zwar alle lieb und unterstützend sind, aber alle in vermeintlich glücklichen Beziehungen stecken, helfen sie mir nur bedingt weiter. Da meine Geschichte vermeintlich ein wenig komplizierter ist und es mir seit gestern wieder deutlich schlechter geht, möchte ich den Versuch wagen, euch von dieser zu erzählen.
Meine Ehefrau (EF) (38 Jahre) hat sich vor etwa 3 Wochen von mir (40 Jahre) nach 20 Jahren (davon 12 verheiratet) getrennt. Wir haben drei Kinder (14, 9 und 2). Wir leben seit etwa 10 Jahren in einem Einfamilienhaus. Ich für meinen Teil empfand unsere Beziehung immer harmonisch, liebevoll und vertraut, ich war angekommen. Weder die Familie, noch Freunde haben diese Trennung kommen sehen. Auch unsere beiden großen Kinder empfanden unser Familienleben und damit auch der Umgang zwischen uns Eltern als völlig harmonisch und hatten keinen Schimmer von Problemen zwischen mir und meiner EF.
Meine EF hatte über zwei Wochen sukzessive eine gewisse Distanz mir gegenüber aufgebaut, die mich stutzig machte und ich sie irgendwann fragte, ob irgendetwas los sei bzw. ich mir Sorgen machen müsse. Nach anfänglichem Verneinen, wollte sie mit mir am Abend sprechen. Da ich aber nicht bis zum Abend warten konnte, bat ich sie gleich mit mir zu sprechen. Sie beichtete mir dann seit etwa viel Wochen jemand anderes zu haben. Ich fragte, ob ich ihn kenne und sie meinte flüchtig, es sei eine ehemalige Arbeitskollegin. Diese habe sich gerade von ihrer Frau getrennt und meine EF habe dann die Gunst der Stunde genutzt und sich drauf eingelassen. Ok?! Sie habe in der letzten Zeit sie gibt einige Jahre an an unserer Beziehung gezweifelt, wobei wie sie sagt auch in dieser Zeit sehr gute Phasen gab, in denen sie unsere Beziehung genossen hat. Ergänzend muss ich noch hinzufügen, dass meine EF vor mir bereits einmal eine Beziehung mit einer Frau hatte.
Wir hatten dann wenig später ein langes Gespräch, in dem sie mir die Zweifel und die Gründe dafür aufzeigte fehlende Leidenschaft, wenig Zeit miteinander, stressiger Job auf beiden Seiten leider meiner noch um einiges stressiger (viele 24 h-Dienste), nicht ausreichende Unterstützung bei den Kindern und im Haushalt. Ich konnte die Punkte alle nachvollziehen und WIR waren ohnehin schon dabei einiges ändern zu wollen, zudem strebte ich ein Jobwechsel an. Das Gespräch war gut, offen und ehrlich (zu dem Zeitpunkt war es wahrscheinlich auch so). Wir vereinbarten, dass sie mal ein paar Tage zu einer Freundin fährt um den Kopf frei zu bekommen. Sie kam wieder und teilte mir mit, dass sie die Affäre die wohl rein körperlich gewesen sei beenden wird und wir an unserer Beziehung arbeiten müssen. Über gewisse Freiheiten, um die Neigung zum gleichen Geschlecht auszuleben, hatten wir auch gesprochen man fängt ja irgendwann auch an zu verhandeln. Ich war zu diesem Zeitpunkt ziemlich glücklich. Ich habe auch seit Bekanntwerden der Affäre alles in meinem Leben ihr und der Familie untergeordnet. Leider, leider (vielleicht auch völlig irrelevant) hatte sich meine EF vor dem Treffen mit der Affäre, in dem sie das beenden wollte, mit einer Freundin der Affäre getroffen, worum die Affäre gebeten hatte. Das Gespräch (kannten sich vorher noch nicht) hatte mehrere Stunden gedauert, sie ist auch um einiges älter als meine EF dazu später noch mehr. Wir sind dann in den Urlaub gefahren mit der festen Absicht an unserer Beziehung zu arbeiten. Nur war ich der Einzige, der daran arbeitete, während meine EF zwar Berührungen zuließ, aber nicht wirklich erwiderte, geschweige denn initiierte und die Kommunikation wurde auch immer weniger. Natürlich mittlerweile hasse ich die Dinger war das iPhone immer auf Schritt und Tritt dabei ohne es aus der Hand zu legen und wurde gefühlt permanent getextet. Am 4. Abend fragte ich, ob ich irgendwas anders machen soll, sie war so ruhig und nachdenklich. Sie meinte, lass uns zu Hause reden. Naja, was das in mir ausgelöst hatte, kann man sich ja vorstellen. Ich habe dann natürlich das Gespräch schon am Abend gesucht. Die Quintessenz war, dass sie DAS (nicht näher definiert) nicht mehr könne und sie sich nicht vorstellen könne nur hin und wieder mit einer Frau intim zu sein, sie wünsche sich eher eine richtige Beziehung. BAAM! Bin dann erst einmal geflüchtet für ein paar Stunden. Wir haben dann am nächsten Morgen den Kindern von unserer Trennung erzählt eigentlich wollte ich mit der Absicht nur etwas in ihr auslösen, aber sie hatte gesagt: ja müssen wir wohl offensichtlich sind keine Restzweifel vorhanden, wenn man diesen Schritt geht. Das war mit eines der schwersten Gespräche in meinem Leben, haben alle ewig geheult. Danach haben wir den Urlaub abgebrochen und sind nach Hause gefahren. Ein letzter Hoffnungsschimmer meinerseits war dar Vorschlag, wenn Nähe nichts bringt, vielleicht bringt Abstand etwas. Sie wollte sich das überlegen und traf sich dann mit ihrer neuen Freundin (siehe oben), noch am gleichen Abend der Rückkehr aus dem Urlaub. Danach wurde der Vorschlag bezgl. Abstand weggefegt. Die nächsten Tage waren, wie man sich vorstellen kann, ätzend hinsichtlich der Kommunikation miteinander. Ich habe dann angefangen allen mir wichtigen Menschen nach und nach entweder persönlich oder telefonisch über den Albtraum zu informieren bzw. eher mein Leid zu klagen und mich auszuheulen. Bin dann mit den Kids für ein paar Tage zu meinen Eltern gefahren. Wieder zu Hause brach es dann zwei Tage später aus ihr heraus und warf mir vor, dass nichts mehr funktioniere, naja, was sollte auch noch funktionieren es gab auch kein vernünftiges Gespräch zu diesem Zeitpunkt. Wir hatten an dem Tag dann ein Gespräch, in dem sie mir derzeit (genauer Wortlaut ist mir nicht erinnerlich) nicht mehr als eine Freundschaft anbieten könne. Sie hat nun bereits einen Mietvertrag für eine Wohnung ganz in unserer Nähe unterschrieben, die allerdings erst im April beziehbar ist. Seit dem leben wir in einer Art WG zusammen, was so leidlich funktioniert. Für sie natürlich alles kein Problem, weil sie sich schon meilenweit entfernt hat. Ich leide tagtäglich. Sie plant ihr neues Leben viel natürlich mit dem Handy und einige Treffen mit Freundinnen. Unter anderem auch mit der älteren neuen Freundin. Sie war nun mit ihr Essen und sie wollten ins Kino. Den Kinobesuch hat sie nun abgesagt, meine EF war traurig, nach der Frage, welchen Film sie schauen wollen bekam ich die Antwort, dass sie ihr das nicht verraten wollte. Komisch! Ich hatte die neue Freundin als Mentorin gesehen, aber offensichtlich ist meine EF da zumindest emotional involviert. Komplizierend kommt hinzu, dass die Freundin eine Partnerin hat. Ich sagte, das sei aber kompliziert, was sie bejahte. Das ich all das mitbekomme tut mir natürlich unendlich weh.
Von Scheidung war noch keine Rede, ich denke wir werden mit dem Trennungsjahr dann beginnen, wenn der Auszug erfolgte. Wir werden für die kleinen wahrscheinlich ein flexibles Wechselmodell fahren. Das Haus werde ich mit samt Kredit übernehmen wir haben erst vor etwa 2 Monaten einen Kredit aufgenommen um weiteres nach ihren Vorstellung zu bauen.
Mir selber gehts so schlecht wie ich es bisher nicht kannte, ich habe in wenigen Wochen 17 kg abgenommen, kann sehr schlecht schlafe (letzte Nacht 2 Stunden), es dreht sich im wachen Zustand nahezu nur um meine EF. Ich habe mich mehrfach gefragt, ob ich die Gewohnheit vermisse, aber leider nein, ich liebe sie, leider! Das ist leider, oder auch glücklicherweise, meine erste echte Lebenskrise. Ich hätte nie gedacht, dass sowas derart schmerzen kann. Von meinem Nickname JetztErstRecht bin ich meilenweit entfernt.
Rein rational ist mir vieles klar und Hoffnung gibt es keine, aber plakativ gesprochen, Herz und Kopf zusammenbekommen, bekomme ich nicht mal im Ansatz hin. Ich habe hier in den letzten Wochen nahezu jeden längeren Thread gelesen, es ist wohl emotional immer dasselbe und es gibt keine Abkürzungen. Auch wenn ich lese, dass es mit der Zeit besser wird, kann ich es einfach nicht glauben, aber auch das wird wahrscheinlich jedem so gehen.
Wenn ich nur diese Hoffnung die es eigentlich gar nicht gibt verlieren könnte, wäre mir schon viel geholfen.
Danke für das Zuhören!
10.09.2020 07:23 •
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