Hallo, ich weiß nicht genau warum ich hier schreibe, aber ich versuche es mal, und vielleicht tut es mir gut mal alles aufzuschreiben, und vielleicht mag mir ja auch jemand seine Sicht von außen dazu sagen ...
Ich bin w34, und mein Freund und ich sind seit der Schule - etwa 15J. - zusammen.
Als ich 22 war, bauten wir ein Haus, obwohl ich damals noch nicht konkret sicher war, ob es die große Liebe meines Lebens war, aber es ergab sich eben so, da eine Wohnung für ihn nicht in Frage kam, und er zuhause ausziehen wollte, und es finanzierbar war.
Die Jahre über habe ich phasenweise immer wieder mal dran gezweifelt, ob meine Liebe groß genug wäre, um ihn evtl. auch mal zu heiraten, aber ich dachte das wird schon, und ich muss zufrieden sein mit dem was ich habe - er ist schlussendlich ein sehr netter, hilfsbereiter Mensch, mehr als ich jemals verdient hatte (ich bin ein ungewolltes Kind, komme aus einer sehr zerrütteten Familie und wuchs fast ohne Vater auf, und habe dadurch einen ziemlichen Minderwertigkeitskomplex).
Ich hatte dann einige sehr schlimme Jahre, meine Eltern sind innerhalb kurzer Zeit hintereinander schwer krank geworden und gestorben, ich kam aus meiner Trauer nicht mehr raus, bekam Depressionen und wurde dadurch selber krank, und hatte auch einen Bandscheibenvorfall. Auch mit meinem Job war ich sehr unzufrieden. Das Haus wurde mir zu anstrengend und die ganze Arbeit drum herum sehr mühsam.
Er war für mich immer da, kümmerte sich um das Haus, den Garten, alles was eben so anfiel.
Aber er tat sich schwer mir emotionalen Halt zu geben, er verstand meine Probleme nie. Wir konnten nicht reden wie es beste Freunde tun.
Warum ich über den Tod meiner Eltern nicht hinweg komme, warum ich solche (teilweise psychosomatische) Schmerzen hatte (ich war auch lange in ärztlicher und psychologischer Behandlung).
Ich war zu der Zeit aber sehr dankbar dafür, dass er trotz aller meiner Probleme bei mir blieb, und war mir da auch sicher dass ich nie wieder einen besseren Menschen an meiner Seite haben konnte, und ich habe außer ihm und seiner Familie auch keine Verwandten.
Leider habe ich dennoch viel von meiner schlechten Laune die ich durch die ständigen Schmerzen entwickelt habe an ihm ausgelassen, und wir konnten irgendwie gar nicht mehr miteinander über unsere Gefühle reden, bzw. trat eine gewisse Gleichgültigkeit einher. Wirklich streiten und danach versöhnen - das kenne ich nicht. Er fraß alles in sich hinein, und ich vergrub mich in meine Depression.
Er wollte immer Kinder, ich nicht wirklich (auch aufgrund meines Gesundheitszustandes).
In den letzten 3 Jahren ging es mit mir gesundheitlich stetig bergauf, ich nahm ab, mache viel Sport, habe einen neuen Job der mich erfüllt, mein Selbstbewusstsein ist gewachsen - ich habe eigentlich Freude am Leben und möchte gerne alles positiv sehen.
Ich bin mittlerweile nebenberuflich selbstständig, und mich hat immer immens gestört, wenn er meine Entscheidungen in dem Bereich nicht akzeptiert hat, bzw. er mir dreinreden wollte wenn ich ihn um Rat gefragt habe (er meinte immer ich geh alles falsch an, nichts war richtig was ich anpackte, obwohl ich so stolz darauf war das alles für mich geschafft zu haben).
Das wird schief gehen, du wirst schon sehen, aber ich habs dir gleich gesagt wurde zum Standardsatz.
Er ist eher ein pessimistischer Schwarzseher, ein ernster, arbeitsamer Mensch und hat auch keinen großen Freundeskreis. Beruflich hat er in den letzten Jahren ziemlich viel Erfolg da er sich - wohl auch um sich von unseren Problemen abzulenken - so reinhängt.
Nun ja, unser Liebesleben existiert mittlerweile quasi nicht mehr, da ich keine Lust mehr auf ihn habe, und ich es auch nicht mehr mag wenn er mich berührt (er war leider auch nie ein leidenschaftlicher Mann).
Zu aller Überfluss habe ich letztes Jahr jemanden kennengelernt, mit dem sich aus einer harmlosen Flirterei eine kurze Affäre entwickelt hat. Keine Beziehung mit Zukunft da wir beide vergeben sind, aber ich fühlte mich endlich wieder mal als Frau und hatte Schmetterlinge im Bauch.
Die Geschichte ist mittlerweile beendet, aber ich habe sie meinem Freund vor 4 Monaten gebeichtet - auch in der Hoffnung, dass wir es schaffen, etwas in unserer Beziehung zu ändern. Es hat sich leider seitdem überhaupt nichts geändert und wir leben weiter nebeneinander her. Eine Auszeit oder ähnliches kam nicht in Frage, da ich nichts habe wo ich mal ein paar Wochen hin könnte um Abstand zu gewinnen.
Er sagt, er liebt mich, ich bin nach wie vor seine Traumfrau, er wird sich aber nicht ändern, entweder ich liebe ihn so wie er ist, oder ich soll mir eine Wohnung suchen. Er wird nicht um mich kämpfen, wenn ich eh nicht weiß was ich will.
Er ist nach wie vor der wichtigste Mensch in meinem Leben, aber ich habe leider nur mehr freundschaftliche Gefühle zu ihm - ihn zu küssen kommt mir komisch vor.
Gleichzeitig habe ich nicht den Mut zu gehen, da ich dann komplett alleine und ohne Familie bin. Ich habe Angst wegen meiner gesundheitlichen Probleme, schaffe ich das alles alleine? Finanziell?
Vermisse bei dem Gedanken schon unsere gemütlichen, gemeinsamen Wochenenden, unser Haus, unsere Haustiere, ... Er will unbedingt dass ich bleibe. Ich soll versuchen ihn wieder zu lieben...
So liege ich jede Nacht wach, seit Monaten.
Grüble, zweifle, denke ich bin der furchtbarste, undankbarste Mensch auf dieser Welt - was tu ich ihm nur an mit meiner Unsicherheit. Was will ich bloß noch alles? Reicht es mir nicht von jemandem geliebt zu werden?
Können Gefühle wieder zurückkommen? Ist man mit Mitte 30 noch zu jung um so als Wohngemeinschaft nebeneinander herzuleben?
Vor drei Wochen habe ich gesagt, ich trenne mich, denn wenn ich bleibe, läuft alles weiter wie bisher und wir drehen uns im selben Kreis... wir haben es aber noch niemand gesagt, und er hofft immer noch darauf dass ich doch bleibe.
Wenn ich gehe, wird es KEINER verstehen.
26.04.2017 13:40 •
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