Hallo liebes Forum,
ich habe schon eine ganze Zeit im Forum gelesen, nun möchte ich mich auch trauen und nach eurer Meinung fragen (bin mir nicht sicher, ob meine Geschichte bzw. mein Gefühl nachvollziehbar ist )
Seit fast auf den Tag genau 1 Jahr bin ich von meinem Freund getrennt. Wir waren 8,5 Jahre zusammen (auch gemeinsam gewohnt). Berufsbedingt hatten wir die letzten 3 Jahre unserer Beziehung eine WE-Beziehung, ich stand sehr unter Stress (Doktorarbeit), habe viel gearbeitet, immer gependelt.
Vor einem Jahr hatte er einen Unfall und war im Krankenhaus. Durch diesem Unfall habe ich herausgefunden, dass er seit einiger Zeit eine Affaire hatte. Schon die Monate vorher habe ich herausgefunden, dass er sich in eine Arbeitskollegin verguckt hatte. Da war für mich eine Welt zusammengestürzt, im Gespräch sagte er mir, er weiß nicht, ob er mich noch liebt. Da wir aber gerade den Mietvertrag für eine größere Wohnung unterschrieben hatten, wollten wir es probieren miteinander.
Erst, als ich ihm im KH zur Rede gestellt hab, hat er am Ende die Affaire zugegeben. Es hat mich tief verletzt, zumal er es mir auch erst nach langem Nachfragen gestanden hat. Ich weiß, dass ich nicht unschuldig bin, durch die große Arbeitsbelastung hatte ich am Ende kaum noch Energie für gemeinsame Unternehmungen, ich war oft eifersüchtig.
Wir haben uns, nachdem das mit der Affaire rauskam, gestritten und er sagte mir u.a., dass ihn meine Eifersucht schon immer genervt hat, man könne nicht mit mir diskutieren, ich wäre ihm nicht optimistisch genug, er fühlte sich bevormundet...wohl schon immer.
Da frage ich mich, warum er das in den vielen Jahren nie angesprochen hat. Es war nie mein Ziel, ihn zu bevormunden, er hatte am Anfang unserer Beziehung eine schwere Zeit (Todesfall) und ich habe ihm sehr viel abgenommen, wofür er sehr dankbar war. Offenbar habe ich das aus lauter Hilfsbedürfnis die Jahre über weitergemacht, da er ja auch nie gesagt hat, dass ihm das zu viel wird. Er hat doch einen Mund, wieso sagt er dann nichts?
Die Trennung war sehr schwer für mich, zumal ich dann gleich aus der Wohnung ausgezogen bin (zu meinen Eltern erstmal) und ab und an in unserer noch-gemeinsamen Wohnung Sachen geholt hab. Da habe ich ihn 1 Woche nach unserer Trennung mit seiner Affaire in unserem Bett erwischt.... ich bin richtig ausgerastet, so kannte ich mich gar nicht. Ich hab doch noch in dieser Wohnung gewohnt!
Das Problem ist, ich habe nie Wut empfunden, nur tiefe Trauer, Enttäuschung... und Schuldgefühle, dass ich ihn ungerecht behandelt hab, dass ich Schuld bin, er tat und tut mir noch immer leid. Die nächsten Tage haben wir besprochen, wie wir die Möbel aufteilen und er sah so schlecht aus: tiefe Augenringe, er hat beim Abschied auch geweint... Es hat mir das Herz zerrissen.
Um das Ganze abzukürzen: nur 3 Monate später bin ich mit einem altem Schulfreund zusammen gekommen. Ich bin mit ihm viele Jahre befreundet (nur Freundschaft!), er hat mir sehr zur Seite gestanden, ich habe lange Gespräche mit ihm geführt, er hat immer wieder Ausflüge mit mir unternommen, um mich abzulenken. Kurz darauf hat sich herausgestellt, dass wir beide schon zu Schulzeiten ineinander verliebt waren und wir durch Missverständnisse nie zusammen kamen bzw. ich es nicht wusste, dass er auch in mich verliebt war.
Wir haben es als 2. Chance nach 10 Jahren gesehen und sind sehr glücklich miteinander. Für Aussenstehende sicher kaum verständlich, warum ich nach nur 3 Monaten schon eine neue Beziehung eingegangen bin. Wir wussten beide, dass ich mit der alten Beziehung noch nicht abgeschlossen hatte, wir waren uns aber einig, es miteinander zu versuchen, ganz langsam.
Im Moment führen wir zwar berufsbedingt noch eine WE-Beziehung, werden aber in den nächsten Monaten zusammen ziehen. Er ist ein wundervoller Mann, ich kann mich an ihn anlehnen und muss nicht immer alles selber organisieren und an alles denken (wie oft in meiner alten Beziehung). Ich bin sehr glücklich mit ihm, die alten Gefühle von vor 10Jahren aus Schulzeiten sind wieder da - auch wenn uns die letzten 10 Jahre geprägt haben und wir uns ab und an auch annähern müssen.
Und trotz allem denke ich ab und an an meinen Ex-Freund, ich hab noch immer große Schuldgefühle und ein super schlechtes Gewissen ihm gegenüber, dass ich ihn erst zu dieser Affaire getrieben hab. Aber er hat doch einen Mund , er kann doch sagen, wenn ihm was nicht passte in unserer Beziehung. Er ist mit der Affaire zusammen, sie wohnt ab und an schon bei ihm. Glücklich sieht er nicht aus (bilde ich mir ein), die Wohnung ist auch weiterhin so dekoriert, wie wir es gemeinsam gemacht haben. Warum tut er das nicht weg, es ist doch von seiner Ex (also mir)? Wir sehen uns ab und an, da wir 2 Kaninchen haben, die bei ihm wohnen, die ich aber ab und an sehen möchte bzw. die ich ab und an versorge, wenn er auf Dienstreise ist.
Bitte nicht falsch verstehen: ich möchte ihn nicht zurück, mit so einem Mann, dem ich nicht wieder vertrauen kann, möchte ich nicht zusammen leben! Den alten Ex-Freund, wie er früher war und den ich geliebt habe, gibt es nicht mehr.
Aber ich hab so ein schlechtes Gewissen, dabei ist er doch fremd gegangen. Ich wollte ihm immer nur helfen, nur sein Bestes, habe ihn immer unterstützt, vielleicht hat ihn das zu sehr eingeengt. Immer wieder denke ich bei bestimmten Liedern oder bestimmten Essen, die ich koche oder bestimmte Orte an ihn, wie es früher war. Dann kommen mir die Tränen, es gibt das Früher ja nicht mehr.
Und dann kommt natürlich auch das schlechte Gewissen meinem neuen Freund gegenüber, er ist so lieb und hat es echt nicht verdient, dass ich das Alte noch manchmal mit mir rumtrage. Ich liebe ihn wirklich sehr und er ist mir so wichtig geworden, wir sind (klingt doof) auf einer Höhe, das eine kann er besser ,dass andere ich. Mit ihm kann ich mir die Zukunft wunderschön vorstellen und wenn er innerhalb der Woche nicht da ist, vermisse ich ihn sehr und er zeigt mir, dass es ihm genauso geht.
Tut mir leid, nun ist der Beitrag doch recht lang geworden
Naja, ich möcht nur einfach wissen, ob das eine normale Reaktion ist, ob andere auch so empfinden. Oder mache ich was Falsches? Wie kann ich dieses Mitleid und die Schuldgefühle loswerden? Die meisten sagen mir, dass ich gar keine Schuldgefühle und Mitleid haben muss, aber ich kann es nicht abstellen. Ich würde so gern die Altlast abhaken.
Falls sich jemand durch den langen Text gequält hat, wär ich über eine Meinung dazu sehr dankbar.
Viele Grüße, Felicity
15.05.2012 14:15 •
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