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Mit Bindungsphobiker Schluss gemacht - lasse nicht los

C
Hallo zusammen,

ich war einige Monate lang in einer sehr seltsamen Liaison. Wir schrieben uns täglich viele Messenger-Nachrichten, telefoniert haben wir nie. Gesehen haben wir uns von Anfang an nur alle ein bis zwei Wochen. Sehr schnell war mir klar, dass es ihm extrem wichtig war, unseren Kontakt komplett zu steuern, und dass es ihn stören würde, von mir mit Wünschen nach mehr oder anders konfrontiert zu werden. Er fühlte sich sofort überrannt. Er schrieb sehr zugewandt, aber freundschaftlich (ausgesprochene Liebesbekundungen waren tabu). Doch unsere intimen Momente waren unglaublich zärtlich, intensiv und liebevoll. Da hatte ich das Gefühl, er liebt mich und er meint mich.
Aus verschiedenen Gründen halte ich ihn für einen Bindungsphobiker, was aber nicht ausschließt, dass er einfach speziell für mich keine ganz großen Gefühle hatte oder zuließ. Gegen Letzteres spricht aber, dass er sich bereits vor Jahren für mich interessiert hat.

Ich war sehr verliebt, aber gleichzeitig fühlte ich mich sehr befangen. Brachte ich meine Gefühle ein wenig zum Ausdruck, erhielt ich stets ein Feedback in Richtung Nicht reinsteigern. Er verhielt sich sehr unauthentisch, hielt mit seiner Gefühlslage hinterm Berg und nahm bevorzugt eine Art Großer-Freund-Rolle ein.
Er hat ein Kind, das zwar schon fast in der Pubertät ist, aber er meint, er könne diesem keine neue Partnerin zumuten (die Mutter des Kindes hatte jedoch schon einige Beziehungen seit der Trennung, die bereits Jahre zurückliegt). Für mein Empfinden ist dieses Kind der Mensch an seiner Seite. So richtig unbekümmert, lebendig und lustig scheint er am ehesten mit seinem Kind zu sein. Das schließe ich aus seinen Erzählungen.
Wir haben fast nie etwas zusammen unternommen.

Ich fasse mich kurz. Es kam sehr, sehr vieles zusammen, was mich störte, kränkte und verunsicherte (ohne dass ich es gewagt hätte, die Dinge wirklich anzuschneiden - er fürchtete Beziehungsdiskussionen, und wir hatten ja keine Beziehung!), deshalb habe ich vor einigen Wochen spontan eine Art Tabula-rasa-Anfall bekommen und angekündigt, mich für eine Weile zurückzuziehen. Er ließ mich gehen. Nach zwei Wochen, in denen ich überwiegend stolz und froh war über meinen - endlich! - selbstbewussten Schritt, bekam ich Schuldgefühle, weil ich wusste, dass ich ihn damit sehr getroffen haben muss. Und Sehnsucht.
Seither schreibe ich ihm gelegentlich - und offener als früher, egal, ob er das mag oder nicht. Er antwortet höflich, aber ziemlich nichtssagend, und meldet sich von selbst nicht mehr bei mir.

Obwohl alles, was ich hier schreibe, so klingt, als sei er ein kaltherziger Mensch, weiß ich, dass es hinter seinen Masken und Panzerungen einen sensiblen (und früh verletzten) Kern gibt. Und ich ahne, dass er mich sehr mochte. Aber durch das für ihn überraschende Aufkündigen unseres Vertrages (mein Befreiungsschlag, ich habe beschlossen, mich nicht mehr von vornherein an seine Bedürfnisse anzupassen) habe ich sein Vertrauen zerstört. So ist auch das, was einfach zwischen uns war, nicht mehr einfach. Er behauptet, er wolle irgendwann eine normale Freundschaft zu mir haben, aber jetzt brauche er Abstand. Ich hätte gern eine normale Liebe mit ihm gehabt ...

Wenn ich nicht gerade arbeite, denke ich sehr viel an ihn und überlege, wie ich strategisch vorgehen kann, um den Kontakt wieder zu verbessern. Dabei weiß ich, dass nichts wirklich Gutes mehr dabei herauskommt (außer vielleicht noch mal miteinander ins Bett zu gehen, was tatsächlich immer gut war).

Ich kenne Jein von Stefanie Stahl - das Buch war sehr hilfreich für mich. Ich versuche im Übrigen was für mich zu machen und komme zurecht. Aber der Schmerz über die verweigerte Gefühls-Kommunikation sitzt sehr tief.

Kennt jemand diese Situation? Warum ist es so schwer, bei der einmal getroffenen Entscheidung zu bleiben, obwohl sie richtig war?


Danke fürs Lesen!

06.09.2015 23:07 • x 1 #1


D
Weil du gerne etwas hättest, etwas das alle wollen, nur tu dir bitte selber einen Gefallen und such das in jemanden der beziehungsfähig ist und reif genug, um keine Panzer zu brauchen.

06.09.2015 23:17 • #2


samesame
Ja ich kenne das Jein, bleib unbedingt dabei, wenn du daraus wieder ein Ja machst, spricht er das Nein aus. Alles was du schreibst deutet genau in diese Richtung. Denke bitte daran, dass es zwischen euch nie einfach war, es war nur so lange einfach wie du deine Bedürfnisse zurückgestellt hast. Aber das möchtest du doch gar nicht mehr, oder?

07.09.2015 06:09 • x 1 #3




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