Erstmal ein Hallo in die Runde
Ich (weiblich, 30 Jahre, in einer Beziehung, Kind) bin neu hier.
Leider geht es mir derzeit nicht sonderlich gut... Ich habe einiges auf dem Herzen, kann mit sehr wenigen Leuten darüber sprechen. Vielleicht funktioniert es anoym ein bisschen besser. Ich hoffe, ich werde hier für mein Fühlen Handeln nicht sofort verurteilt, denn ich habe mir meine jetzige Situtaion nicht ausgesucht.
Vielleicht nehmt ihr euch ein paar Minuten, um euch mein(e) Problem(e) anzuhören... Ich bin für jeden Ratschlag, jeden Kommentar und auch jede Kritik offen und dankbar.
Ein paar Worte über mich:
Seit sechs Jahren bin ich in einer festen Beziehung mit einem Narzisten. Dieser Mann ist Engel Teufel zugleich und ich denke, jede(r) der auch nur im Ansatz die Erfahrung mit einem Narzisten gemacht hat, wird es nachvollziehen können, wenn ich sage, dass ich zeitweise nicht sehr glücklich in der Beziehung bin.
Wir leben in einem Reihenhaus und haben eine gemeinsame Tocher (4).
Nun zu meinem eigentlichen Problem:
Vor 3 Jahren bekamen wir einen neuen Kollegen (heute 43) in unsere Abteilung.
Als ich ihn zum ersten Mal sah, hat es mich sprichwörtlich umgehauen, denn dieser Mann war, zumindest optisch, genau DAS, was ich mir selbst gebacken hätte.
Sein Auftreten wirkte jedoch recht arrogant, das machte ihn für mich anfangs einfach unsympathisch und ich habe gemeinsame Projekte vermieden.
Weil eine Kollegin krank war, musste ich dann mit ihm zusammen arbeiten. Wider erwarten verstanden wir uns blendend. Wir saßen bis in die Nacht im Büro, unterhielten uns über Gott und die Welt, über Privates, Intimes. Wir waren uns so vertraut. Seine Mimik Gestik, sein Lachen und sein Geruch - alles war einfach überwältigend. Ich kannte mich selbst kaum wieder, konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Ich erfuhr an diesem Abend, dass er bereits seit 10 Jahren verheiratet ist, zwei fast erwachsene Töchter hat und dass er seine Frau einige Jahre zuvor mit einer anderen Frau betrogen hatte, er sich aber (als alles aufflog) für seine Frau entschied. Er erzählte mir, dass ihm das unheimlich Leid tat und dass er so etwas nie wieder tun würde (...). Trotzdem wir uns eigentlich gar nicht kannten, wurde ich mit privaten Stories aus seinem Leben schon fast erschlagen und konnte gewisse Infos einfach nicht einordenen - bis jetzt nicht.
Das Jahr verging und wir machten uns immer wieder an gemeinsame Projekte. Wir mochten uns einfach, flirteten ein bisschen - mehr nicht, dachte ich. Ich genoss die Aufmerksamkeit dieses Mannes, den alle anderen Frauen ach so toll fanden. Irgendwann musste ich mir schließlich eingestehen, dass ich mich Hals über Kopf verliebt hatte... verliebt, in einen verheirateten Familienvater.
Ein paar Monate später erzählte er mir dann, dass er ein besseres Angebot (einen sehr hohen und überaus gut bezahlten Posten) bekommen habe und unsere Abteilung zum Jahresende verlassen wird. In diesem Moment wäre ich am liebsten heulend vor ihm zusammen gebrochen, ich habe mir aber nichts anmerken lassen. Wie und warum auch, er wusste nichts (aber auch gar nichts) von meinen Gefühlen ihm gegenüber.
Es kam wie es kommen musste: Er nahm den Job an und war dann auch wieder weg. Meine kleine heile Welt (die hatte ich in seinem Beisein) brach zusammen. Komischerweise schloss ich mit dem Gedanken, ihn, wie soll ich sagen... verloren zu haben, relativ schnell ab und konzentrierte mich wieder mehr auf mich/ meine Familie/ meine Hobbies. Ich empfand es in einer gewissen Weise als eine Art Erleichterung.
Etwa 4 Monate danach traf ich ihn bei einem Meeting wieder. Wir umarmten uns, quatschen ein bisschen.
Für mehr war keine Zeit. Weitere Monate verstrichen und auch beim nächsten Meeting freuten wir uns wahnsinnig, dass wir uns sahen. Für große Gespräche war aufgrund des straffen Programms keine Zeit.
Leider musste ich feststellen, dass trotz aller Ablenkungsbemühungen in meinem Alltag die Gefühle zu ihm nicht abgenommen hatten. Ich hatte die sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch wenn ich ihn sah, hätte mich am liebsten in seine Arme geworfen und wäre mit ihm ans andere Ende der Welt gefahren
Kein George Clooney mit dicken Bankkonto hätte neben diesem Mann eine Chance gehabt.
Vor ein paar Tagen nun musste ich aufgrund einer Besprechung in die Zweigstelle (dort, wo er ja nun regierte) fahren. Ich war zum ersten Mal absolut entspannt. Wenn ich mir auch immer wieder vor Augen führte, ich könnte womöglich gleich auf IHN treffen. In den vergangenen 6 Monaten hatte ich so gut wie keinen Gedanken mehr daran verschwendet. Dadurch wurde meine Beziehung wieder stabiler, ich legte in der Arbeit richtig los, hatte Spass an dem was ich tat, war zufrieden mit meinem Leben.
Nun kam der Tag und ich fuhr in die gut 50 km entfernte Zweigstelle. Nichtsahnend ging ich die Treppe hinauf in den ersten Stock. Und oben am Treppenabgang stand er - er wartete dort wohl auf jemanden. Er sah mich bereits hochkommen, ich lächelte, er verzog keine Miene. Ich sah ihn an, merkte sofort, dass etwas komisch ist. Er gab mir die Hand, sagte Hi und drehte sich wieder weg (als würden wir uns nicht kennen). Ich war total perplex und ging schnellen Schrittes den Gang entlang. Mit Tränen in den Augen suchte ich dann erst einmal die Toilette auf. Mein Herz raste, die Schmetterlinge waren wieder da, mir wurde schlecht. Auf das alles war ich nicht vorbereitet. Ich hatte weder mit einer solch neutralen Begrüßung seinerseits gerechnet, noch damit, dass mich der Liebeskummer wieder heimsucht. Was war/ ist los mit mir?
Dieser Mann ist nun bereits seit 2 Jahren weg - wir haben nichts mehr miteinander zu tun. Haben uns seither nur wenige Male gesehen und ich liebe ihn wie damals. Ich finde den Knopf nicht, um diese (unglückliche) Liebe abzustellen. Er ist verheiratet und scheint mich mittlerweile lieber zu ignorieren, als auch nur ein Wort mit mir zu wechseln. Ich will dass es aufhört. Ich habe seit 4 Tagen kaum etwas gegessen, versuche meinen Kopf beim Sport frei zu bekommen, unternehme viel mit der Kleinen, aber es bringt nichts. Jede Stunde denke ich an ihn, sehe ihn vor mir. Ich sehne mich so nach seinem Geruch, seiner Stimme.
Am liebsten würde ich hinfahren, ihm all das an den Kopf knallen, denn er ist nicht unschuldig, dass es so gekommen ist. Ich erwarte nichts. Ich möchte es einfach nur loswerden und nicht alleine dastehen.
Vieles wird mir erst im Nachhinein klar. Damals wusste ich mit vielen Situationen weder umzugehen, noch konnte ich mir einen Reim darauf machen, was er mir mit bestimmten Aussagen tatsächlich mitteilen wollte.
Immer wieder machte er mir versteckte Komplimente: z. B. X oder Y habe ihn gefragt, wer denn dieses wahnsinnig schöne Frau sei, mit der er neulich in der Kantine gewesen sei... Ich habe ihm das damals geglaubt... oh mann... ein ander Mal sollte er mir von einem Kunden ausrichten, ich hätte tolle Augen und eine irre Ausstrahlung. In der Pause bot er mir Müller-Milch an (Slogan: EINFACH SCHÖN TRINKEN) - ganz nach dem Motto Hier nimm mal nen Schluck, das kannst du gebrauchen... und zwinkerte mich dabei an.
Diese Neckerei zwischen uns war damals irgendwie Gewohnheit geworden und ich hatte es, denke ich, einfach verdrängt, dass sich ein Mann wir ER tatsächlich zu mir hingezogen fühlte. Das konnte/ wollte ich nicht wahrhaben.
Zufällige Berühungen an Arm/ Händen/ Haaren häuften sich zunehmend. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich ein Problem mit der Tabtaste am PC hatte und das Ding vor Wut am liebsten aus dem Fenster geworfen hätte. Er hat das mitbekommen, kam in mein Büro, fragte was denn los sei, beugte sich über mich und legte seine Hand auf die Maus (meine war darunter). Sein Kopf war recht neben meinem, ich spürte seinen Atem in Nacken und Ohr... Ich zog meine Hand sofort weg, suchte einen Ausweg aus dieser Situation - suchte die Schuld wieder bei mir (*beep*, wäre ich doch weg gegangen, hätte er sich nicht versehentlich die Hand auf meine gelegt und es würde jetzt nicht so aussehen als hätte ich diese Lage herbei geführt!).
Sein Verhalten mir gegenüber deckte sich einfach nicht mit den abermaligen Aussagen, er wäre so glücklich in seiner Ehe usw.
Kurz bevor er damals unsere Abteilung verließ, fuhren wir gemeinsam im Auto zu einer Abschiedsfeier eines Vorsitzenden. Er sollte eigentlich noch einen Kollegen mitnehmen, dieser war jedoch verhindert und so fuhren wir zu zweit dahin. Wie es so oft ist, standen wir dann eine zeitlang im Stau. Wir quatschen wieder über dies und das, lachten, sahen uns an und plötzlich strich er mir ein Haarsträhne aus dem Gesicht! Ich wollte wieder schnellstmöglich weg aus dieser Situation, habe dann angefangen über irgendetwas zu erzählen.
Ich hatte solche Angst, seine Handlung zu fehlinterpretieren.
Ich habe es damals immer und immer wieder geschafft mich auf irgendeine Weise von ihm abzuwenden, obwohl ich eigentlich genau das Gegenteil gewollt hätte.
Heute bin ich mir nicht mehr sicher, ob das für ihn alles nur Flirterei war, oder ob er damals ernsthaft mit dem Gedanken gespielt hat, mich verführen zu wollen. Sein Verhalten hat jedenfalls maßgeblich dazu beigetragen, dass sich meine Gefühle zu ihm derart entwickelt haben, obwohl ich das absolut nicht wollte.
Ich fress das alles nun seit fast 3 Jahren in mich hinein. Lediglich meine beste Freundin weiß wie es in mir ausieht. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, über meinen Schatten zu springen, ihn mit den Tatsachen zu konfrontieren - selbsverständlich ohne jegliche Erwartungen. Ich bin absolut nicht bereit meine Familie zu verlassen.
Dennoch überlege ich manachmal ernsthaft, ob es nicht besser wäre, ich würde ihn aufklären. Darüber, wie es in mir aussieht. Vielleicht würde ein klärendes Gespräch ja helfen... vielelicht würde ich mich aber auch wahnsinnig blamieren? Vielleicht würde er mich auslachen/ gemein werden? Hat er damals nur mit mir gespielt? Ist sein Verhalten damals normal gewesen? Und warum bin ich plötzlich Luft für ihn?
Ich versteh die Welt nicht mehr und möchte einfach nur, dass diese Gefühle endlich weggehen und einen Schlussstrich hinter die Sache ziehen.
03.06.2016 21:35 •
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