216

Mein Partner hat einen Kontrollzwang

PsychoMantis
Zitat von Donauwelle:
Es ist in der Tat so, dass nur ich eine DIagnose habe. Mein Partner hat sich noch nie so wirklich mit Psychologie beschäftigt. Er kommt gar nicht ...

Versteht er deine Diagnose und akzeptiert sie? Oder ist er eher der Meinung wenn du dich nur genug anstrengen würdest.... Wir kennen das alle und wissen dass solche Aussagen nicht stimmen und von Leuten kommen die keine Ahnung haben oder nicht haben wollen.

03.12.2024 21:50 • x 1 #121


Catalina
Zitat von Donauwelle:
Das Problem besteht darin, dass sehr aufmerksame Menschen wie mein Partner sich damit schwer tun, das Verhalten von weniger aufmerksamen Menschen zu tolerieren. Manchmal habe ich das Gefühl, er denkt, ich würde ihn bewusst provozieren.

Zitat von PsychoMantis:
Versteht er deine Diagnose und akzeptiert sie? Oder ist er eher der Meinung wenn du dich nur genug anstrengen würdest....

Die Frage stelle ich mir hier auch. Denn wenn er doch weiß, dass du ADHS hast, müsste ihm auch klar sein, dass du nicht mit Absicht Dinge vergisst oder nicht mitbekommst. Ich hab auch ADHS und trotz Medis und diverser Lifehacks zum Selberaustricksen laufe ich oft genug auch verpeilt durch die Gegend und hab mittags schon vergessen, was ich zum Frühstück hatte. Mein LG nimmt das zum Glück mit Humor, er kennt mich nicht anders.

Weißt du, jeder hat seine Ecken und Kanten und wir ADHSler haben halt den ein oder anderen Special Effect, den wir auch nicht immer willentlich steuern können. Solange wir damit niemanden verletzen oder das als Ausrede hernehmen, um andere Menschen mies zu behandeln, finde ich das auch völlig okay. Von meinem Partner erwarte ich, dass er diesen Teil von mir akzeptiert und mich nicht deswegen runtermacht und mir das vorhält.

03.12.2024 23:13 • x 1 #122


A


Mein Partner hat einen Kontrollzwang

x 3


D
Ich bin traurig und enttäuscht . Wisst ihr, der Ärger mit meinem damaligen Chef hat mich vor ca. 15 Jahren erst dazu gebracht, mich auf ADHS testen zu lassen. Ich war damals Ende 20, schon einige Jahre berufstätig und bin auch immer gut klar gekommen, bis ich den Job gewechselt habe und der Chef dann extrem gereizt auf mich reagiert hat.

Der Mann hat sich über jede Kleinigkeit aufgeregt, als ob gleich die Welt untergehen würde. Er ist wegen kleinen Fehlern, die echt keine negativen Konsequenzen hatten, total ausgerastet. In manchen Phasen hat er mich mehrmals am Tag zusammengebrüllt. Ich hatte das noch nie zuvor erlebt, dass jemand auf beruflicher Ebene so eine extreme Reaktion auf mich zeigt und war mit den Nerven völlig am Ende. Habe so einiges versucht, um ihm zu beweisen, dass ich doch nicht so schlecht war, wie er dachte. Aber egal was ich machte, es brachte mir nicht. Er fand immer wieder Gründe, um mich schlecht zu machen und auszurasten. In meinem privaten Umfeld wurde mir dann vorgeschlagen, mich auf ADHS testen zu lassen.

Danach hatte ich jahrelang Ruhe vor Menschen, die so ticken. Bis ich Mitte 2020 meine jetzige Arbeitsstelle angetreten habe. Meine Vorgängerin, die intern freiwillig die Stelle gewechselt hatte und mich einarbeiten sollte, war genauso drauf wie mein früherer Chef. Sobald ich mal eine kleine, unbedeutende Info vergessen hatte oder mich an etwas nicht erinnern konnte, was sie mir Monate vorher erzählt hatte, bekam ich einen heftigen Einlauf verpasst. Sie hatte sehr hohe Erwartungen an mich und wenn ich nicht 100%-ig funktionierte, war sie gleich von 0 auf 180.
Diese Kollegin war sehr speziell. Zu Kollegen, die ihr auf den ersten Blick sympathisch waren, war sie unheimlich lieb, freundlich und hilfsbereit. Wenn sie aber jemanden nicht mochte, hat sie diese Menschen genauso behandelt wie mich. Der Psychoterror endete schließlich 2022, als sie völlig unerwartet starb.

Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen diesen beiden Personen und meinem Partner: Meinem Ex-Chef war das schnell aufgefallen, dass ich hier und da mal was vergesse. Er hat das von selbst gemerkt. Später habe ich mich testen lassen und ihm davon erzählt. Dann hat er mich weitestgehend in Ruhe gelassen. Es stand eh schon fest, dass ich die Firma verlassen würde.
Meiner verstorbenen Kollegin habe ich niemals von dem ADHS erzählt, sie hatte keine Ahnung. Die Frau hat das auch selbst gemerkt, wo meine Schwächen lagen.

In meiner Beziehung waren meine ADHS-bedingten Schwächen jahrelang überhaupt kein Thema. Mein Partner hat das lange überhaupt nicht thematisiert, vermutlich war es ihm gar nicht aufgefallen. Unser Umgang miteinander war lange Zeit sehr liebevoll und wertschätzend. So habe ich über die Jahre das starke Vertrauen zu ihm aufgebaut. Nach dem Tod der Kollegin im Jahr 2022 entschloss ich mich, meinem Partner von meinem ADHS zu erzählen.

Mittlerweile bereue ich das. Denn seit er davon weiß, hat sich leider einiges zwischen uns zum Negativen verändert. Einmal habe ich ihn darauf angesprochen. Da kam dann von ihm: Aber du hackst doch auch immer auf meinen Schwächen rum! Z. B. korrigierst du mich immer, wenn ich ein englisches oder französisches Wort falsch ausspreche. Um ehrlich zu sein, war mir das gar nicht aufgefallen. Ich bin ein sprachbegabter Mensch und mache sowas automatisch. Aber seit er mir das gesagt hat, achte ich verstärkt darauf und korrigiere seine Aussprachefehler nicht mehr. Von seiner Seite kommen aber trotzdem noch Worte und Taten, die mir weh tun.

04.12.2024 05:10 • x 1 #123


PsychoMantis
Zitat von Donauwelle:
Ich bin traurig und enttäuscht . Wisst ihr, der Ärger mit meinem damaligen Chef hat mich vor ca. 15 Jahren erst dazu gebracht, ...

Ja und aus dem Grund habe ich mich auch damals von meinem Ex getrennt. Ob Autismus oder narzisstische Züge, das spielt keine Rolle wenn man nicht so sein darf wie man ist.

Aufgrund unserer ADHS leben mein Sohn und ich einen Alltag der auf uns abgestimmt ist. Der Mann der das dazu gehören darf muss damit klar kommen.

Ich habe übrigens heute ein Gespräch mit meiner Vorgesetzten und unserem gemeinsamen Chef da ich mir die Behandlung am Arbeitsplatz auch nicht mehr bieten lassen möchte und das ansprechen werde.

Donauwelle, ich habe einige Jobs unschön verloren nach Zusammenbrüchen da ich alles habe über Jahre über mich ergehen lassen. Mache ich nicht mehr. Zur Not gibt's auch noch andere Jobs.

04.12.2024 06:13 • x 1 #124


Catalina
Zitat von Donauwelle:
Er ist wegen kleinen Fehlern, die echt keine negativen Konsequenzen hatten, total ausgerastet. In manchen Phasen hat er mich mehrmals am Tag zusammengebrüllt. Ich hatte das noch nie zuvor erlebt, dass jemand auf beruflicher Ebene so eine extreme Reaktion auf mich zeigt und war mit den Nerven völlig am Ende. Habe so einiges versucht, um ihm zu beweisen, dass ich doch nicht so schlecht war, wie er dachte.

Eine normale und gesunde Reaktion auf so einen Chef wäre es, eine Grenze zu setzen und sich zu verbitten, angebrüllt zu werden. Denn dass man sich psychisch misshandeln lassen muss (und ja, genau das ist so ein Verhalten) steht in keinem Arbeitsvertrag. Stattdessen strengst du dich noch mehr an, um ihm zu beweisen, dass du doch nicht so schlecht bist, wie er denkt. Und ich vermute mal, so ähnlich läuft das in deiner Beziehung auch, oder?
Zitat von Donauwelle:
Nach dem Tod der Kollegin im Jahr 2022 entschloss ich mich, meinem Partner von meinem ADHS zu erzählen.

Mittlerweile bereue ich das. Denn seit er davon weiß, hat sich leider einiges zwischen uns zum Negativen verändert.

Es ist echt traurig, dass dein Partner dein ADHS als vermeintliche Schwäche einstuft und meint, dich deswegen runtermachen und maßregeln zu dürfen. Vor allem, da er selber ja auch seine Themen zu haben scheint, die er aber lieber wegignoriert. Dazu fällt mir das Zitat mit dem Splitter im Auge des anderen ein, den er überdeutlich sieht, den Balken im eigenen Auge aber nicht.

Ich denke nach wie vor, dass das Wichtigste für dich wäre zu lernen, Grenzen zu setzen und diese auch zu verteidigen. Niemand hat das Recht, dich runterzumachen oder anzubrüllen, schon gar nicht, wenn du nichts Schlimmes getan hast. Beim nächsten Mal wehre dich konsequent gegen aus deiner Sicht ungerechtfertigte Vorwürfe, statt zu versuchen, den anderen davon zu überzeugen, dass du doch gar nicht so schlecht bist. Das ist in jedem Fall der sinnvollere und gesündere Weg.

04.12.2024 12:06 • x 5 #125


D
@PsychoMantis : Mein Partner hat nach meinem Geständnis sicher nicht geplant, mich mit Worten zu verletzen. Davon bin ich überzeugt. Ich glaube, dass er das macht, weil er oft überfordert ist und im Vergleich mit vielen anderen Menschen oftmals das Gefühl hat, dass er nicht so viel auf die Reihe bekommt und mit anderen nicht mithalten kann.

Zum Glück arbeite ich inzwischen in einem Team, in dem das Klima sehr gut ist. Von meinem ADHS weiß nur die Führungskraft und kann auch wirklich gut damit umgehen. Für dich hoffe ich, dass sich deine Probleme am Arbeitsplatz auflösen und du dich wohl fühlst.


@Catalina : Als ich in der Firma mit dem cholerischen Chef gearbeitet habe, war ich noch deutlich jünger als jetzt und hatte weniger Lebenserfahrung. Damals wusste ich noch nicht, dass ich mit meinem Verhalten keinen Einfluss auf das Verhalten eines anderen Menschen nehmen kann. Inzwischen weiß ich längst, dass wenn jemand mich nicht mag, ich nichts daran ändern kann, wenn er mich partout nicht mögen will. Da kann ich tun, was ich will, es funktioniert nicht.

Auf meine Beziehung trifft mein damaliges Verhalten definitiv nicht zu. Ich tue sicher nicht alles, um meinem Partner zu gefallen. Wenn ich etwas unternehmen will und er einen negativen Kommentar von sich gibt, weil ihm die Aktivität nicht gefällt, mache ich es trotzdem. Ich gehe auch nicht darauf ein, wenn er wg. Essen/Trinken irgendwas sagt und esse/trinke weiterhin alles, worauf ich Lust habe.

Ich habe mich in den ersten Jahren zum Teil etwas zu sehr an seine Freizeit und seine Interessen angepasst, während ich meine Sachen vernachlässigt habe. Kann sein, dass er sich daran gewöhnt hat und jetzt nicht so damit klar kommt, wenn ich auch mal mein Ding machen will.


Mir fällt immer stärker auf, dass er doch ziemlich viele Trigger hat und manche Vorkommnisse aus seiner Kindheit und Jugend noch gar nicht verarbeiten konnte. Ich weiß halt oft nicht, wie ich mit Menschen umgehen soll, die sich immer mal wieder getriggert fühlen und dann plötzlich von 0 auf 180 sind.

05.12.2024 18:03 • #126


PsychoMantis
Zitat von Donauwelle:
@PsychoMantis : Mein Partner hat nach meinem Geständnis sicher nicht geplant, mich mit Worten zu verletzen. Davon bin ich überzeugt. Ich glaube, ...

Es ist egal ob dein Partner das mit Absicht macht oder nicht.

Fakt ist, das er dich nicht gut behandelt und sich nicht helfen lassen möchte. Merkst du deine Ambivalenz selbst überhaupt nicht? Den einen Tag so den anderen Tag nimmst du ihn wieder in Schutz. Ist das nicht anstrengend?

Man liest deutlich heraus dass du eigentlich gar nicht glücklich mit ihm bist . Aber du versuchst es dir immer wieder schön zu reden. Das kann nicht ewig gut gehen.

05.12.2024 18:11 • #127




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag