Hallo Russ,
zu deinem letzten Post möchte ich einfach mal einen Beitrag einstellen, der mir übrigens nicht nur zu diesem Post einfällt, sondern auch zu ein paar anderen vorher. Ich finde dich in diesem Beitrag wieder, du dich selbst vermutlich nicht, aber vielleicht denkst du ja trotzdem mal darüber nach
Gewalttätige Männer haben meist extrem traditionelle Rollenbilder, begleitet von äußerst rigiden Vorstellungen darüber, wie Frauen und Männer zu sein haben.
Jedem Partner werden bestimmte Aufgaben zugeordnet, die er zu erfüllen hat. Die Frau ist für den häuslichen Bereich zuständig, sie muß für eine Atmosphäre sorgen, die Wärme und Geborgenheit vermittelt. Der Mann hat die Funktion, den Lebensunterhalt der Familie zu sichern und wichtige Entscheidungen zu treffen. Männer mit diesem Denkschema halten an diesem Rollenbild selbst dann fest, wenn die konkrete Lebenssituation eine ganz andere ist. Auch wenn z. B. ein Mann arbeitslos ist und die Frau voll berufstätig, ändert das nichts an seiner Erwartung, daß die Frau für die emotionale Balance der Beziehung zuständig ist und die Familie zu umsorgen hat. Diesen Part übernimmt er nicht, und zwar nicht aus Bequemlichkeit oder Bosheit, sondern er kann sich einfach nicht vorstellen, daß Aufgaben- und Rollenverteilungen veränderbar sind.
Zum traditionellen Rollenverständnis gehört auch, daß ein Mann seine Probleme allein lösen muß und keine Hilfe in Anspruch nehmen darf.
Männer leben oft isoliert, sie sind eingegrenzt auf den Beruf, das Hobby oder den Gasthausbesuch. Das was sie belastet und bedrückt, ihre Probleme und Ängste, schleppen sie mit sich herum. Sie hüten sich davor mit anderen Männern darüber zu sprechen und Schwäche zu zeigen, denn die Gefahr unmännlich zu sein ist groß, lieber sind sie gewalttätig als unmännlich.
Mit Gewalt werden Konflikte nicht ausgetragen, sondern unterdrückt.
Die Ausübung von Macht und Kontrolle wird zur Basis der intimen Beziehung. Durch ihr gewalttätiges Verhalten machen Männer ihrem Unmut Luft und erzeugen dabei Angst, die jegliches Vertrauen zersört. Gleichzeitig verhindern sie damit, daß ihre Frauen eigene Bedürfnisse aussprechen und ersparen sich dadurch unangenehme Auseinandersetzungen, die ihre Vormachtstellung gefährden könnten. Gewalt ist kein Zeichen von Stärke, sondern der Ausdruck der Abwehr von Hilflosigkeit, der Angst zu versagen, von Rache, Wut, Ohnmacht und unerfüllbaren Beziehungswünschen, hinter denen sich mangelnde Kompetenz und Kontaktlosigkeit verbirgt.
Nach außen hin sind gewalttätige Männer oft angepaßt und stellen auch grundlose Gewalt als falsch dar.
Sie grenzen sich von dem Gewalttäter ab. Ihre eigenen Handlungen bezeichnen sie als berechtigte Reaktionen auf Fehler der Frau oder als Verhalten, über das sie keine Kontrolle haben. Gewalttätige Männer sind Weltmeister im Verleugnen und Verharmlosen, auch wenn sie ihre Tat zunächst vielleicht zugeben, wird im Laufe des Gesprächs aus der Ohrfeige ein Wätschele, aus Schlägen und Würgen ich habe sie nur ein bißchen geschüttelt und aus einem Messerstich ein kleines Ritzerle und außerdem hat ihn die Frau provoziert und ist ihm die Hand nur ausgerutscht und wird er es sowieso nicht mehr machen. Sie bezeichnen ihr eigenes Verhalten niemals als gewalttätig, sondern sprechen vom Streit, Konflikt oder Rauferei. Die wenigsten Täter haben wirkliche Einsicht und übernehmen die Verantwortung für ihre Tat, deshalb ist es wichtig die Täterstrategien zu kennen, mit denen sie versuchen von der Tat abzulenken, sich selbst zum Opfer zu machen, um sich dadurch den eigenen Vorteil zu sichern. Da Männer, die Frauen mißhandeln, die Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung ihrer Interessen als berechtigt ansehen, sind sie an einer Veränderung ihres Verhaltens meist nicht interessiert.
Nur Personen, die Gewaltanwendung klar ablehnen, können erfolgreich mit Gewalttätern arbeiten.
Internationale Untersuchungen kommen zu dem Schluß, daß vor allem die Öffentlichmachung der Gewalttaten und die Einschaltung von Polizei und Gericht Männer davon abhält, weiter gewalttätig zu sein. Personen, die mit gesellschaftlicher Macht und Prestige ausgestattet sind, gelingt es eher, Gewalt zu stoppen, wenn sie kompetent auftreten und von ihren Befugnissen Gebrauch machen. Der männliche Berater, Polizeibeamte, Richter, Arzt etc. kann ein wichtiges Rollenvorbild für gewaltfreies Verhalten sein.
Quellen:
Mappe des Bundeskanzlers und der
Bundesministerin für Frauenangelegenheiten:
Gegen Gewalt an Frauen handeln, Wien 1994
Broschüre: Männer gegen Männergewalt,
Hamburg 1996
14.12.2005 23:12 •
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