Mein Abschiedsbrief an dich Teil 1 ungesendet

L
Wenn du die Wahrheit wissen willst, es geht mir nicht 'ganz gut', wie ich dir vorhin geantwortet hab. Es fühlt sich so an, als würde jemand den ganzen Tag über mit einem stumpfen Gegenstand meine Gliedmaßen amputieren, ohne Betäubung. Es drängen sich die ganze Zeit quälende Fragen auf, eine bitterer als die andere. Es gibt keine Möglichkeit, auch nur den Hauch einer Antwort von dir zu bekommen, die nicht völlig kurz angebundenen ist, obwohl wir es früher geschafft haben, auch mal 12h am Stück über GoT zu erzählen. Ich vermisse dich wahnsinnig. Ich weiß nur, dass ich jetzt meine ganze Kraft dafür aufbringen muss, um den Schein zu wahren, dass ich es mit Fassung trage und um dir nicht nochmal zu schreiben, dass ich dich so gerne einfach in den Arm nehmen würde. Dadurch mache ich alles noch 10x schlimmer, ich dachte eigentlich, dass ich das dieses Mal nicht tun würde. Verdammt. Ich komme mir vor wie ein kleiner dummer Junge, der sich einbildet und damit sowas von daneben liegt, dass er eine einzigartige, tiefe Verbindung zu dir hat, während du mich jetzt nur noch wie einen besseren Bekannten behandelst. Als wenn das alles nie stattgefunden hätte. Als wenn du wie in diesem 90er-Jahre-Film die Identitäten getauscht hättest und jetzt plötzlich jemand Fremdes in deinem Körper steckt - die einzig emotional begreifbare Erklärung. Warum gerade der? Ich hasse dich, du Miststück. Wenn ich allein bin, sag ich es 10x pro Stunde, irgendwie will es die ganze Zeit raus. Im Autoradio laufen wie immer nur irgendwelche blöden Herzschmerzsongs, deren tiefe Traurigkeit aber im Unterschied zu sonst das einzig halbwegs Interessante ist, das ich diesem grauen Januartag abgewinnen kann. Und obwohl ich dich jetzt offensichtlich hasse, denke ich stimmt. Wir waren wirklich unendlich und das Wasser legte sich auf unsere Haut, um uns war wirklich alles vergänglich und den Tag würde ich gern nur für mich bis ins Grab tragen - mir doch egal, wenn es dir nichts mehr bedeutet, das sind jetzt allein meine romantischen Erinnerungen von immerwährender, lebenslanger Bedeutung. Ich ermahne mich selbst, das mit dir jetzt nicht zu mystifizieren und nach vorn zu schauen, doch da ist nichts, was mir nicht vollständig trostlos und sinnlos vorkommt. So stelle ich mir die Hölle vor. Niemals endende, qualvolle Leere und Abwesenheit dessen, was einem wichtig ist. Gibt es nicht irgendwas, was ich tun kann? Doch. Heulen. Erstmal unsere ganzen alten Lieder hören und Heulen bis der Arzt kommt, das soll helfen. Ich nehme mir vor, erstmal komplett 1-2 Wochen richtig zu trauern und ertappe mich beim ersten kleinen Fortschritt: ich hab ganz ernsthaft gedacht, bitte schreib mir nicht noch mal und stör mich nicht bei meinen Trauerexessen, das lenkt mich nur ab. Und dabei fällt mir wieder ein: warum schreibst du nichts mehr? Man, es tut so verdammt weh. Es ist vorbei. Du bist weg. Und hast mich mitgenommen.

24.01.2020 01:05 • #1


J
@Lechef
....das hast du wunderschön geschrieben! Du bist weg. Und hast mich mitgernommen
Und genau dieses Gefühl habe im auch gerade
Trotzdem schönen Tag für dich!

24.01.2020 07:59 • #2


A


Mein Abschiedsbrief an dich Teil 1 ungesendet

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pepatty
Zitat von Lechef:
Wenn du die Wahrheit wissen willst, es geht mir nicht 'ganz gut', wie ich dir vorhin geantwortet hab. Es fühlt sich so an, als würde jemand den ganzen Tag über mit einem stumpfen Gegenstand meine Gliedmaßen amputieren, ohne Betäubung. Es drängen sich die ganze Zeit quälende Fragen auf, eine bitterer als die andere. Es gibt keine Möglichkeit, auch nur den Hauch einer Antwort von dir zu bekommen, die nicht völlig kurz angebundenen ist, obwohl wir es früher geschafft haben, auch mal 12h am Stück über GoT zu erzählen. ...

Nicht böse gemeint, aber Lament und Selbstmitleid wird nur von Personen mit ähnlichem Leid positiv wahrgenommen.
Derjenige der Verlassen hat möchte sofern nicht sadistisch veranlagt und wenn überhaupt, kein Gejammer und Selbstmitleid vom Verlassenen hören.

Ein guter Brief ist der in dem man die Entscheidung der Verlassenden trocken akzeptiert und nicht in Selbstmitleid schwimmt.
Statt Bittsteller, Opfer und Bedürftigkeit zu übermitteln sollte neben dem oben genannten Akzeptieren so etwas wie ich habe verstanden und werde nun meinen eigenen Weg ohne Dich gehen stehen. Das stellt immerhin etwas Respekt wieder her. - Darum geht es.

24.01.2020 09:17 • #3


L
Zitat von pepatty:
Nicht böse gemeint, aber Lament und Selbstmitleid wird nur von Personen mit ähnlichem Leid positiv wahrgenommen.
Derjenige der Verlassen hat möchte sofern nicht sadistisch veranlagt und wenn überhaupt, kein Gejammer und Selbstmitleid vom Verlassenen hören.

Ein guter Brief ist der in dem man die Entscheidung der Verlassenden trocken akzeptiert und nicht in Selbstmitleid schwimmt.
Statt Bittsteller, Opfer und Bedürftigkeit zu übermitteln sollte neben dem oben genannten Akzeptieren so etwas wie ich habe verstanden und werde nun meinen eigenen Weg ohne Dich gehen stehen. Das stellt immerhin etwas Respekt wieder her. - Darum geht es.


Würd ich nie abschicken. Ist für mich geschrieben, frei von der Leber weg. Hat nichts damit zu tun, wie ich ihr gegenübertrete. Danke für Wahnsinns Feedback

24.01.2020 13:11 • #4


pepatty
Zitat von Lechef:

Würd ich nie abschicken. Ist für mich geschrieben, frei von der Leber weg. Hat nichts damit zu tun, wie ich ihr gegenübertrete. Danke für Wahnsinns Feedback


Achso, na dann ist ja alles ok. Dachte schon.

24.01.2020 21:22 • #5




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