1967

Machtgefälle auflösen um Trennung zu verhindern

Kern
Guten Morgen! Für die, die es interessiert möchte ich nochmal den momentanen Stand in meinem Leben preisgeben. Zunächst das wichtigste, ich bin seit ein ca 8 Wochen wieder mit meiner Frau zusammen, und wir führen tatsächlich eine Beziehung, wie sie vor vielen Jahren einmal war.

Als ich diesen Thread erstellt habe, war ich hilflos und verzweifelt, und dieses Machtgefälle-"Gedöns" war vielleicht nicht mal ernst gemeint, da in Verzweiflung und Angst geboren.

Rückblickend betrachtet, trifft es das aber schon genau auf den Punkt. Man darf das sicher nicht allgemein betrachten, eher passt es individuell genau auf mich, und meine Ehe, so wie sie sich entwickelt hatte.

Ich hatte bei der Freundin, Affäre, wie auch immer man das jetzt nennen möchte, zwar etwas gefunden was ich sehr vermisst hatte, aber trotzdem fühlte es sich einfach nicht echt an. Gefühle waren heftigst vorhanden, aber es gab an jeder Ecke "red Flags". Das habe ich beiseite gewischt, ich war völlig losgelöst von mir selbst. Mein altes Ich in der Ehe war mein Untergang, und das wovon ich weg wollte. Ausserdem hatte ich Fakten geschaffen, für die Kinder, und die Frau. Das ganze Leid, ich konnte es kaum ertragen. Trotzdem habe ich versucht meiner Frau nahezubringen was jetzt los ist. Sie hat jeden Strohhalm genutzt, mit mir in Kontakt zu kommen, mit mir reden zu wollen. Sie hat mich an der Arbeit aufgesucht, sie hat versucht die neue aufzusuchen, hat geweint, geschrien, gedroht.

Irgendwann hat sie sich beruhigt, wir konnten zusammen sitzen und finanzielles zusammentragen und auflisten, klären wie der Umgang mit den Kindern künftig sein wird, meine Frau wollte sich eine Wohnung nehmen.

Irgendwann im Oktober, ich hatte Kumpel zu Besuch, und wir haben bei mir zuhause gesessen in geselliger Runde. Da kam meine Frau herein. Die wollte etwas holen. Ihr Blick war traurig, und in mir hat sich etwas geregt. Sie ging schnell wieder, aber am nächsten Morgen war sie wieder da, um zu reden. Ich weiss nicht warum, aber es endete damit dass wir beide gesagt haben, es kann nicht das Ende sein. Sie ist wieder gefahren, kam aber am Abend wieder, und verbrachte die Nacht mit mir. Das ging ca 4 Tage so weiter, und an Tag 5 haben wir beide einen richtigen Neustart beschlossen.

Am Abend meiner kleinen "Kumpelfeier" war ich allerdings schon nicht mehr mit der "Freundin/Affäre" zusammen. Trotz heftiger Gefühle, die ich aber nicht wirklich einordnen konnte. Allein sein wollte ich.

Leider habe ich damit nun auch dieser Frau weh getan. Rückgängig machen geht leider nur auf dem PC, es tut mir unendlich leid. Auch diese Frau hat getobt, geweint, und mich gestalkt. Mir an der Arbeit aufgelauert, mich versucht zu überrumpeln und zu küssen. Das war allerdings ein ganz anderes Niveau. Die "red flags" hätten mich warnen sollen. Erst seit etwa 2 Wochen ist Ruhe. Ich habe immer alles persönlich und in ehrlichen Gesprächen geklärt, es gab also keine Veranlassung irgend welche "Unklarheiten" zu beseitigen, die gab es nämlich nicht. Das hat mich aber zu der Überlegung gebracht, dass ich vielleicht für manchen Typ Frau einen Eigentumsstempel auf der Stirn trage. Was natürlich nur von meiner Art und meinem Verhalten her kommen kann.

Naja, in jedem Fall habe ich daraus mehr gelernt als aus Paartherapie, die ich aber trotzdem als sehr hilfreich erachte! Die ganze Geschichte hat meine Frau und mich am Ende wieder auf Augenhöhe manövriert, so lächerlich das klingt. Es ist was dran an Macht, an Machtgefälle und Schieflagen. Auch wenn es in den meisten Fällen im Unterbewusstsein passiert.

Meine Frau hat das erste mal seit Jahren Konsequenzen für ihr Verhalten erfahren, die Prinzessin ist Vergangenheit, und ich hab ein Stück meiner selbst wiedergefunden.

Jetzt freuen wir uns auf Weihnachten, solch eine Freude ist für mich viele Jahre her!

07.12.2021 09:30 • x 8 #1096


coraSu
Hallo Kern,

schön das es noch solche Wunder gibt !

Manche Dinge lernt man erst zu schätzen, wenn man sie verloren hat.

Genieße dein wiedergefundenes Glück

07.12.2021 22:40 • x 3 #1097


A


Machtgefälle auflösen um Trennung zu verhindern

x 3


darkenrahl
Hallo Kern
Es wäre schön, wenn du von Zeit zu Zeit ein feedback schreiben könntest. Ich glaube, ich bin nicht der Einzige hier, der sich darüber freuen würde.
Deine Geschichte ist interessant und könnte vielen hier hilfreichsen.
Auf alle Fälle wünsche ich dir alles Gute und noch viel Freude in deiner Familie.

13.01.2022 23:35 • x 3 #1098


Kern
Ich vergesse den Thread nicht so schnell, und werde hin und wieder mal den Stand der Dinge preisgeben für interessierte Leser.

Im Moment ist bei mir alles gut. Ich fühle mich gut wie lange nicht mehr! Die ganze, für die meisten wahrscheinlich "krank" erscheinende Geschichte hat mich aus meinem Loch gezogen, und mir wieder ein Gefühl für mich selbst gegeben. Keine verkrampften Ängste mehr vor der Zukunft, vor Ablehnung etc. Ich hab auch gelernt dass niemand von einem anderen abhängig sein sollte und darf. Dann entsteht tatsächlich Macht in der Beziehung. Im Moment existiert bei uns so etwas nicht, und das ist ein extrem erleichterndes Gefühl für mich.

Meine Frau ist ebenso erleichtert, ihre Prioritäten und Erkenntnisse sind sicher andere als bei mir, dennoch hat es unserer Beziehung letztendlich eine neue Ebene beigebracht. Der Respekt füreinander ist wieder da, und man erkennt (manchmal auch mit Schrecken) was das unbewusste nebeneinander für eine Zeitverschwendung ist. Ich hab noch kleinere Problemchen, die hoffentlich die Zeit behebbar macht, hin und wieder zwingt es mich auch in tiefere Gedankengänge, aber eher selten. Kein zwanghaftes Gedankenkarussell mehr, ich fühle mich wieder vollwertig, und menschlich.

Was wir hin und wieder machen, wir reden über das was war. Ist leider auch so dass es immer mal wieder dazu kommt dass man damit konfrontiert wird im Alltag. Dann wird mal gequatscht und gut ist es. Das ist aber wirklich selten der Fall!

Ganz kurz gesagt: Derzeit geht es uns wirklich sehr gut als Paar.

14.01.2022 12:48 • x 6 #1099


B
Zitat von Kern:
Es ist was dran an Macht, an Machtgefälle und Schieflagen. Auch wenn es in den meisten Fällen im Unterbewusstsein passiert. Ich

Ich habe zwar nicht alles gelesen, aber zweifelsohne ist Deine Story interessant.
Und ja, Macht ist ein entscheidender Faktor in einer Beziehung. Wenn es gut geht, gibt es kein Gefälle. Der eine gibt vielleicht in einem Gebiet den Ton an und der andere woanders. Dann ist das ausgeglichen. Die Sachen mit der Bank machst lieber Du und ich kläre das Problem mit Tante Frieda.

Leider ist es aber oft anders. Der eine ist unten und der andere oben. Der eine steht auf dem Sockel und der andere liegt zu Fußen des Sockels und versucht verzweifelt, das Gefälle in ein Gleichgewicht zu bringen. Da aber beim Unterlegenen meist Verlustängste regieren, sind die Versuche oftmals zum Scheitern verurteilt bzw. reine Kosmetik. Ich lasse den Partner jetzt auch mal auflassen, stelle ihn kalt, dann soll er mal sehen, wie das ist. Wenn das dem Partner aber ziemlich egal ist, schießt der Unterlegene mit Platzpatronen. Und hinzu kommt, dass dem Unterlegenen ständig bewusst ist, dass er so tut als ob es ihm auch egal wäre, er aber im Inneren Höllenqualen leidet.

Normalerweise sind Beziehungen mit einem Ungleichgewicht zum Scheitern verurteilt, denn das Machtgefälle verstärkt sich oft noch. Der Oben macht was er will und verhält sich grottenschlecht und unfair, weil er ja weiß, dass der Partner im Zweifelsfall alles hinnimmt, wenn man nur bei ihm bleibt.
Damit geht aber dann auch ein Achtungsverlust einher. Der Unterlegene wird nicht für voll genommen, dass er leidet, wird vom Partner billigend in Kauf genommen. Der Unterlegene spürt das natürlich und möchte aus der Position heraus kommen, was dann aber wieder die Ängste potenziert.

Der Überlegene verliert dann oft jeglichen Respekt vor dem unterwürfigen Partner und damit ist die Beziehung oft zu Ende. Denn wie will der Überlegene mit Jemandem eine befriedigende Beziehung führen, wenn der andere sich wie ein Müllschlucker verhält und vor Angst und Eifersucht alles hinnimmt. Und wie soll der Unterlegene damit klar kommen, dass er praktisch so was wie eine zweite Garnitur ist. Solange nichts anderes da ist, behalte ich ihn halt. Das geht gegen die eigene Ehre.

Das ist oft ein Teufelskreis und der Unterlegene kann sich hundert Mal sagen, dass da was schief läuft, aber er traut sich meist auch nicht, Konsequenzen zu ziehen. Erst wenn es ihm tatsächlich gelingt, sich zu emanzipieren und seine eigene Lage gründlich satt hat, wird er für den Überlegenen wieder interessanter. Oft ist dazu Abstand nötig und auch der Wille, das nicht länger hinzunehmen.

Der Überlegene hat keine Grenzen, weil der Unterlegene keine setzt und lieber alles in sich reinfrißt. Damit kann der Überlegene seine Grenzen noch weiter ausdehnen und damit einher geht ein Achtungsverlust bzw. der ist ja eh schon da. Und das kann er auch tun, weil der Unterlegene ihm die Möglichkeiten dazu eröffnet und ihm suggeriert: alles, nur keine Trennung!
Macht ist zwar im zwischenmenschlichen Bereich weit verbreitet, aber auch schädlich. Schaut man sich Diktatoren an, so beginnen sie oft klein und dehnen dann ihren Machtanspruch immer weiter aus. Das geht so weit, dass Menschen mit anderen Ansichten verschwinden, gefoltert und auf jeden Fall mundtot gemacht werden. Macht frisst sich immer weiter, im großen wie im kleinen und damit auch in Beziehungen.
Das ist zwar unfair, aber leider steckt fast in jedem Menschen auch ein Charakterschwein.

Dass es Euch gelungen ist, das Dilemma aufzulösen, ist wohl eher selten und daher freut es mich um so mehr. Aber dazu musstest Du Dich erst emanzipieren, dich hoch arbeiten und siehe da, Dein Wert stieg wieder. Sie hat begriffen, dass auch Du endlich mal Grenzen setzen konntest.
Ich wünsche Euch alles Gute für den Neustart. Hoffentlich habt Ihr beide Eure Lehren daraus gezogen, sodass eine Beziehung auf Augenhöhe möglich ist.

14.01.2022 14:00 • x 2 #1100


alleswirdbesser
Und diese Wandlung/Veränderung fand innerhalb welchen Zeitraumes statt? Deinen ersten Beitrag hast du im Mai geschrieben. Und seitdem seid ihr anders, die Beziehung ist anders, alles anders. Mich wundert es, dass man von heute auf morgen ein anderer Mensch werden kann, und das in Doppelpack. Ich hätte gedacht dafür braucht es Jahre.

14.01.2022 14:09 • #1101


Kern
Zitat von alleswirdbesser:
Und diese Wandlung/Veränderung fand innerhalb welchen Zeitraumes statt? Deinen ersten Beitrag hast du im Mai geschrieben. Und seitdem seid ihr ...


Warum "ein anderer Mensch"? Sicher sind wir dieselben wie vorher, aber mit veränderten Prioritäten. Die kann man auch innerhalb kürzester Zeit verändern. Machen wir tagtäglich, das ist eine normale Folge des Lerneffekts. Der Zeitraum ergibt sich aus meinen letzten Posts hier im Thread. Kannst auch offen sagen dass du der Meinung bist ich schreibe hier Lügengeschichten. So kommt dein Post nämlich rüber. Dann wärst du eindeutig hier falsch aufgehoben und kannst mich getrost ignorieren.

14.01.2022 14:41 • x 1 #1102


alleswirdbesser
Zitat von Kern:
Kannst auch offen sagen dass du der Meinung bist ich schreibe hier Lügengeschichten.

Der Meinung bin ich nicht. Ich habe mich viel mit der Thematik (Beziehung, Trennung, Affären, Neuanfang) beschäftigt und oft gehört und gelesen, dass es Zeit braucht, um alte Muster zu überwinden, Vergangenes abschließen, verzeihen, aufarbeiten und wieder zu einender finden, wenn man das möchte. Ein Blitzverfahren wäre mir neu. Aber gut, an der Art wie du schreibst, sehe ich schon, dass wir kaum darüber diskutieren können. Ich wünsche euch viel Glück.

14.01.2022 14:51 • x 1 #1103


Kern
Nu sei doch nicht gleich eingeschnappt. Ich sage ja nicht dass jetzt Sonnenschein bis zum Ende unserer Tage ist, und dass man nicht vielleicht doch wieder in etwas ungesundes reinrutschen kann. Die Erkenntnis ist jetzt da, die Handungsmotivation auch. Die Motivation kommt ja nicht innerhalb von Monaten oder Jahren. Klar ist eine schnelle Veränderung von Prioritäten und Mustern möglich, und oftmals sogar notwendig. In den allermeisten Fällen wird das der Fall sein. Aber ob es langfristig ist, da ist dann ein Unterschied. Aber warum soll ich jetzt sagen es gäbe keine Fortschritte oder Veränderungen, wenn es doch jetzt so ist? Klar sind 2 Monate nichts, aber ich beschreibe ja auch den Momentanzustand. Ich fühl mich gut, und es fühlt sich gut an als Paar, warum soll ich das nicht auch so benennen? Kann sein ich fange in ein paar Monaten einen neuen Thread an "Es ist wieder passiert"… Das hält mich aber nicht davon ab vom jetzigen Zustand überzeugt zu sein

14.01.2022 16:20 • x 4 #1104


alleswirdbesser
Zitat von Kern:
Kann sein ich fange in ein paar Monaten einen neuen Thread an Es ist wieder passiert

Ich wünsche euch, dass es nicht dazu kommt!

14.01.2022 16:25 • x 1 #1105


A


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