Ich habe mich hier angemeldet, weil ich NIE wieder rückfällig werden möchte und denke, wenn ich meine Geschichte mal völlig neutralen Personen erzähle und wenn sie hier steht und ich sie immer wieder nachlesen kann, dann hilft es mir bestimmt.
Ich war mit 16 Jahren für sieben Monate und zwei Wochen mit einem Jungen zusammen, der ein halbes Jahr älter ist und in meine Klasse ging. Er kam nur für das zehnte Schuljahr an meine Schule, daher kannten wir uns vorher nicht.
Er faszinierte mich und sein Geflirte tat mir sehr gut, da ich damals wie heute ein schwaches Selbstwertgefühl hatte und dachte, dass niemand mich mag. Ich war sehr einsam damals und das obwohl ich einen festen Freund hatte.
Von dem trennte ich mich für M. Das war schonmal der erste Fehler, eine Beziehung einzugehen, direkt nachdem man jemanden verlassen hat, halte ich mittlerweile für grundsätzlich verkehrt.
Nun ja M. und ich waren einfach noch sehr jung damals.
Wir kamen beide aus völlig zerrütteten Elternhäusern und hatten beide nicht viele Freunde. Wir waren unsicher und klammerten uns an unsere Liebe, was zu Beginn auch sehr schön war.
Ich war sein erstes Mal und S. war das, was wir wahnsinnig genossen und schnell wirklich sehr brauchten. Wenn er mit mir schlief, fühlte ich mich geliebt und gebraucht. Das Gefühl, dass auch er mich brauchte, um diese schönen Gefühle zu haben, gab mir die Kraft mein ansonsten als schrecklich und erdrückend empfundenes Leben zu ertragen.
Die Beziehung außerhalb des Bettes funktionierte mit M. leider gar nicht so gut. Wir stritten sehr viel. Ich war ihm peinlich. Nichts konnte ich ihm Recht machen. Kritik vertrug er gar nicht, wollte immer Recht haben.
Einmal eskalierte es so sehr, dass er mich mit einem Gürtel gewürgt hat. Es war schrecklich und demütigend. Ich hatte Todesangst. Nach einiger Zeit ließ er von mir ab. Ich stand unter Schock. Als ich langsam wieder Luft bekam und realisierte, was da gerade passiert war, wollte ich im ersten Moment nur weg. Aber ich blieb, setzte mich auf seinen Schoß und küsste ihn!
Ich war abhängig von ihm und ihm hörig, so sehe ich das heute.
M. verließ mich dann nach etwas über sieben Monaten, die Trennung war ein Schock für mich und ich erholte mich nur sehr langsam. Nach drei Wochen rief er mich an und bat mich um einen Neuanfang, ich stimmte zu und machte aber nach weiteren zwei Wochen mit ihm Schluss. In diesen zwei Wochen sahen wir uns nur dreimal. Beim dritten Treffen sagte er, dass wenn ich nicht bei ihm sei, er mich vermissen würde, wenn wir verabredet seien, würde er sich wahnsinnig auf mich freuen und sobald ich dann da sei, wäre er nur genervt von mir. Da kapierte ich , dass es keinen Sinn mehr machte, dass es so nicht weitergehen könne und dass ich, wenn ich jetzt nicht gehen würde, kaputt gehen würde.
Genauso sagte ich es ihm auch. Er weinte, ich diesmal nicht, den Gefallen wollte ich ihm nicht tun. Natürlich fiel auch der Wir-bleiben-die-allerbesten-Freunde-Quatsch
Ich vermisste ihn ganz arg und stalkte ihn noch vier Monate. Lud ihn zu meinem 17.Geburtstag ein, tauchte einmal die Woche, wenn ich Berufsschule hatte, am Bahnhof auf, weil ich wußte, welche Bahn er morgens nahm, nur um ihn kurz zu sehen und mit ihm zu sprechen. Er wollte aber definitiv nichts mehr von mir wissen und blockte ab.
Nach vier Monaten hatte ich das dann auch mal kapiert.
Mein Leben ging weiter ohne ihn, aber aus dem Kopf bekam ich ihn nie.
Ich lernte meinen Mann kennen, heiratete und kaum war ich verheiratet, meldete M. sich bei mir! Er hatte von der Hochzeit aus der Zeitung erfahren und eine Glückwunschkarte und einen Zettel mit einigen Zeilen für mich in den Briefkasten meines Elternhauses gesteckt. Mit dabei seine Handynummer. Ich beging den Riesenfehler und schrieb ihm eine SMS.
Er antwortete, wir trafen uns. Ich freute mich ihn fast vier Jahre nach unserer Trennung wiederzusehen. Er schrieb mir kurz nach unserem Treffen, dass er alles tun würde, um mich zurückzubekommen. Ich wollte das nicht und schrieb ihm das auch, aber ich fühlte mich wahnsinnig begehrt und war total geschmeichelt.
Er schrieb daraufhin Dann möchte ich wenigstens noch einmal mit Dir schlafen. Bitte! Nur ein einziges Mal.
Ich lehnte ab.
Aber das sollte immer unser Thema fortan sein. Wir schlafen nochmal miteinander... Oder lieber nicht?
Die nächsten zehn Jahre hatten M. und ich SMS Kontakt. Nicht ausufernd, alle paar Monate schrieben wir vielleicht fünf bis zehn SMS hin und her.
Der Kontakt brach dann im Frühjahr/Sommer 2009 ziemlich abrupt ab, er schrieb ganz unverbindlich Na wie gehts Dir und ich antwortete Ganz gut und Dir?
Darauf bekam ich keine Antwort mehr.
Es war absolute Funkstille, aber er verschwand nicht aus meinen Gedanken, ständig dachte ich an ihn, träumte von ihm, stellte mir Zärtlichkeiten und dramatische, tränenreiche Wiedersehen vor.
Mit Liebe hatte das, so denke ich heute, absolut nichts zu tun.
Ich war sehr glücklich mit meinem Mann und bin es bis heute. Woher kam also diese alte Sehnsucht? Darauf habe ich bis heute keine Antwort...
Dann im Mai diesen Jahres hatte ich plötzlich das Gefühl, ich muss nach M. suchen, muss wissen, wie es ihm geht, was er macht, ob er noch an mich denkt. Ich suchte und fand ihn im Internet, nahm Kontakt zu ihm auf. Er meldete sich zurück. Wir hätten dann sehr intensiven W.A. Kontakt.
Wir arbeiteten unsere ganze verkorkste Teenie-Beziehung auf. Entschuldigten uns für alles, was wir einander angetan hatten, vergaben uns alles, bedauerten alles und gestanden uns wie gern wir nochmal S. miteinander hätten.
M. ist in offener Ehe verheiratet, er und seine Frau verkehren regelmäßig mit anderen. Mein Mann und ich haben Partnertausch Erfahrungen, aber wollen monogam leben.
Ich litt in diesen Monaten, hatte enorme Sehnsucht, beweinte die verpaßten Chancen meiner Jugend, blockierte und löschte ihn mehrfach, aber schrieb ihm doch immer wieder und der Reiz des Verbotenen übermannte mich schließlich vor knapp vier Wochen.
M. und ich trafen uns in einem Hotel und schliefen miteinander.
Mein Mann fand es raus, war und ist am Boden zerstört und möchte sich aber nicht trennen, möchte mir verzeihen, möchte, dass wir kämpfen. Ich bin sehr froh darüber und möchte meinen Mann nicht verlieren.
Ich schäme mich abgrundtief für meine Schwäche, ich habe niemandem davon erzählt und versuche einfach nach vorn zu schauen.
Aber dennoch treibt es mich um
Was ist da eigentlich passiert im letzten halben Jahr?
Warum bin ich so schwach, wo ich es doch 16 Jahre lang geschafft habe NEIN zu sagen?
Ist es echte Sehnsucht gewesen, alte Abhängigkeit oder was sonst?
Warum kann ich eine zwanzig Jahre alte, vergangene Liebe, die nie eine Zukunft hatte, nicht einfach vergessen, abhaken und loslassen?
Ich würde mich über Meinungen zu meiner Geschichte sehr freuen!
28.11.2015 19:10 •
#1