Deine Worte machen es für mich schwerer, Liebes. Lieber würde ich dran glauben dass ich ihm egal bin, denn etwas anderes macht in meinem Kopf keinen Sinn. Wie kann man jemanden aufgrund von Schwierigkeiten verlassen? Man ist doch kein Spielzeug, welches man wegwirft, wenn es kaputt ist. Weil Leute nicht mehr kämpfen, halten keine Ehen mehr. Ich habe ihm heute Morgen ein Brief geschrieben, ihn aber nicht abgeschickt. Ich bin genug hinterhergerannt.
Mit 21 Jahren habe ich schon mehr durchgemacht, als manch eine 70 Jährige. Krebs mit 17, 4 Jahre lang eine unerwiderte Liebe hinterergeweint, 6x die Schule gewechselt, und zu guter Letzt: Depressionen und Essstörung. Ich möchte mich nicht beklagen, wir alle haben unsere Päckchen im Leben zu tragen. Als ich dich eines Tages das erste mal sah, war es Liebe auf den ersten Blick. Du sprachst mich an und die Schmetterlinge in meinem Bauch wurden zu Flugzeugen. Du machtest aus mir binnen 1 1/2 Jahren den Menschen, der ich immer sein wollte. Ich hatte das Gefühl, angekommen zu sein. Du warst nicht nur mein Liebster, sondern auch mein allerbester Freund. Meine Familie. Nie hätte ich geglaubt, du könntest mich jemals verlassen. Ich dachte, was wir hatten, war stark genug um ewig zu halten - naiv, oder? Denn nicht nur ich war von alten Narben gezeichnet, auch du hattest es mit deiner Depression nicht leicht. Und obwohl ich dich über alles liebte, litt ich an deiner Antriebslosigkeit und deinem traurigen Wesen. Ich hatte das Gefühl zu versagen, dich nicht glücklich zu machen. Dabei tat ich alles, Liebster. Ich gab mich für dich auf, massierte deine Füße wenn es dir schlecht ging, schnitt deine Fußnägel, cremte dich ein, kochte und putze für dich. Im Nachhinein war diese völlige Selbstaufgabe ein Fehler. Denn jetzt wo du weg bist, weiß ich nicht mehr, wer ich ohne dich bin. Doch wie hätte ich ahnen können, dass du mich verlassen würdest? Klar hatten wir schwierige Zeiten, doch für mich stand es nie in Frage dich zu verlassen. Warst du nicht stark genug? Oder war deine Liebe nicht stark genug? War das, was wir uns aufgebaut hatten, nicht zu kostbar? Leider wohl nur in meinen Augen. Plötzlich ist der Mann weg, mit dem ich jeden Morgen aufgewacht bin und diese Leere in mir droht mich innerlich zu zerfressen. Ich hätte deine Entscheidung respektieren sollen, doch ich schrieb dir. Deine Antworten trafen mich wie Dolche, denn wenn du mich wirklich noch liebst, wie kann es das beste sein mich allein zu lassen? Und jetzt sitze ich hier und schreibe diesen Text, in Hoffnung diese Bauchschmerzen die mich seit unserer Trennung verfolgen, endlich loszuwerden. Doch nichts. Es ändert sich nichts. Die Worte verschwimmen vor meinem inneren Auge, die ersten Tränen fallen auf die Tastatur. Immer wenn ich geglaubt habe, endlich keine Tränen mehr zu haben, fallen sie erneut. Und ich frage mich: Werde ich jemals über dich hinwegkommen?
12.07.2015 08:30 •
#25