Liebe Nicole!
Ich weiss um deine momentanen Gedanken ziemlich gut. Auch bei mir lief es damals vor über 1,5 Jahren ganz ähnlich ab. Nur hat mein Noch-Ehemann zum damaligem Zeitpunkt keinerlei Ambitionen gehabt bei mir und unserer Tochter, unserer Familie, zu bleiben.
Ich war und bin heute noch der Meinung es war bei ihm diese sprichwörtliche (allerdings arg verfrühte) Mitlifecrises. Mit 33 Jahren. Ich bin 30 und unsere Kleine wird bald 6.
Auch wir waren zum damaligem Zeitpunkt 13 Jahre ein Paar, davon über 8 Jahre verheiratet.
Mein Exmann sagte einmal zu mir, er hätte Angst etwas zu verpassen (ohoho! so richtig klischeehaft.... ) und das sein Leben doch nicht schon jetzt zu Ende wäre.
Er wolle wieder leben, sprich S. und Leidenschaft pur geniessen.
Es hat mich sehr verletzt, auch ich fühlte mich damals extrem minderwertig und unvollkommen. Auch ich hatte die Gedanken, dass doch gerade diese Dinge vielleicht nicht unbedingt vergänglich sind, aber dennoch an Priorität velieren. Gerade nach so vielen Jahren und einer Familie mit Kindern spielten für MICH andere Dinge eine bedeutendere Rolle. Wir hatten aber bis zum Schluß guten S. miteinander, es war also nicht der Punkt, dass gar nichts mehr lief. Er wollte eben was ganz Neues und andere haben und er nahm es sich. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Sein Wunsch die Familie dennoch zu behalten kam allerdings dann etwa ein dreiviertel Jahr später. Da waren wir schon getrennt, das heisst, jeder hatte seine eigene Wohnung, ich hatte mir ein neues Leben aufgebaut ect.
Für mich war es dann zu diesem Zeitpunkt absolut kein Thema mehr, ich hatte nach sehr intensiven inneren Kämpfen endlich von ihm *abgelassen*. Nun fing er aber an zu kämpfern und bat mich doch tatsächlich, ihm dies auch zuzugestehen und seine Fehler zu verzeihen. :(
Nein, ich blieb standhaft und habe es niemals bereut.
Heute nun habe ich eine neue Beziehung, die, weil ja *Neu*, noch sehr von Leidenschaft geprägt ist, aber auch hier schon Vertrauen und Geborgenheit da ist. Ich weiss, dass dies sich im Laufe der Zeit ändern wird. Na und? Ich finde es nicht schlimmm irgendwann nicht mehr dreimal täglich miteinander zu schlafen, sondern vielleicht nur noch dreimal wlöchentlich. ;)
Mein zukünftiger Exmann lebt auch wieder ein einer neuen Beziehung. Aber er (und ich gebe zu, manchmal mache ich mir doch noch Gedanken) sucht sich mit ihr (sie sind gerade mal 4 Monate zusammen) eine neue gemeinsame Wohnung. Sie wohnen schon jetzt sehr beengt zusammen.
Es ist eine ganz nette Frau, aber auch ein richtiges *Hausmütterchen*. Hund, Haushalt, gut und gern Kochen, selten ausgehen, sondern eher die *Couchfamilie*, ständige Besuche und Fernsheabende bei den zukünftigen Schwiegis. ;D ect.
In meinen Augen hat er nun genau das und noch viel extremer, was er damals nicht wollte. Heim, Herd und anhängliches Frauchen. Ob er damit glücklich sein wird auf Dauer?
Manchmal juckt es mich schon, ihn mal darauf anzusprechen, aber ich verkneife es mir. (Hoffentlich halte ich dies auch durch... )
Ich spüre auch, wie er anfängt zu *leben*, *Action* im Leben erlebt, wenn er unsere Tochter zu Besuch hatte. Ihm fällt es ungeheuer schwer sie wieder zu mir zu bringen, das *Leben* wieder abzugeben.
Und ich? Ich lebe heute. Ich bin kein *Hausmütterchen* mehr. :D Ich gehe aus. (Seltsamerweise häufiger als in der Beziehung zu meinem Exmann und der gesicherten Kinderbetreuung)
Ich habe viele Freunde, d.h. einen grossen Bekanntenkreis (was mein Exmann nicht geschafft hat sich aufzubauen), ich treibe Sport, gehe meiner Arbeit nach (in der Ehe war ich *Hausfrau*), unternehme also viele Dinge ganz anders, intensiver und öfter als früher.
Mein neuer Freund ist ein *Zugabe* in meinem Leben, ich mache mich und alles andere nicht von ihm abhängig.
Eigentlich wollte ich nur sagen 8), dass ich festgestellt habe, dass das, was man äußert, was man tun und erreichen will, nicht funktioniert. Aber was man im *Stillen* erreicht einen viel weiter voran bringt.
Mein Exmann hat im Prinzip nur *zwangsläufig* (weil ich ablehnte!!!) die Frau an seiner Seite gewechselt, aber sein altes, bequemes und *langweiliges* Leben behalten bzw. neu aufgenommen. All dies, was er unbedingt loswerden wollte.
Und bei mir ist es genau andersrum. Was ich nicht wollte habe ich nun und bin glücklich!
DANKE an meinen EX!!!
Liebe Grüße Nicole
24.03.2003 09:38 •
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