Leben in Liebe aber ohne Leidenschaft?!

E
Hallo,

seit nun einem Jahr beschäftigt meine Frau und mich das Problem, dass sie keinerlei Leidenschaft mehr für mich empfindet, obwohl sie und ich im Grunde leidenschaftliche Menschen sind und früher auch viel Freude und Spaß an und in unserer Leidenschaft erlebten.
Wir sind nun seit über 11 Jahren zusammen und haben zwei Kinder. In den letzten Jahren war ich - gelinde gesagt - immer der aktive und habe ihre Zeichen nicht erkannt oder erkennen wollen. Dass es in ihrer Jugend auch noch zusätzlich Vorfälle gab, die ihre Einstellung zu Körperlichenkeiten und Bedrängt- werden entscheident beeinflussen weiß ich erst heute so richtig. Unser Problem ist, dass wir jahrelang vor lauter sonstiger Harmonie und sonstigem Familieglück nie ernsthaft darüber gesprochen haben und sie in dem Glauben, dass sie mir eben Leidenschaft und Sinnlichkeit schuldig sei, nie richtig gegen mein Drängen aufbegehrte. Bis dann eben das Fass zum Überlaufen kam. Wir haben lange, viel und sehr intensiv gesprochen, aber der Bruch war und ist da. Wir glauben zwar beide an unsere freundschaftliche / platonische Liebe aber Leidenschaft, die wir beide eben auch erleben und genießen wollen funktioniert nicht mehr. Wir kamen dann in einem Gespräch zu der Möglichkeit, dies (Leidenschaft) doch woanders zu suchen und zu erleben. Dies hat meine Faru nun vor zwei Wochen auch umgesetzt und ist übers Wochenende zu einem Freund gefahren.

Da stehe ich nun. Ich liebe meine Frau über alles und meine Liebe und mein Verlangen sind auch komplett (also incl. Lust und Leidenschaft von meiner Seite). Und sie war bei einem anderen...

Wie kann und soll das nur weitergehen?

Das ganze Thema ist nun noch um eine Nuance komplizierter, als das meine Frau ihr bisheriges Leben als weitestgehend fremdbestimmt und unfrei empfindet und ich nun mal derjenige bin, der dieses unfreie Leben in den letzten zehn Jahren zu einem Großteil mitbestimmt hat - ohne es zu wissen.

Ich bin überzeugt, dass es einen Weg gibt, der aber nur über Freiheit und Loslassen führt und dazu habe ich meiner Frau ein paar Zeilen geschrieben, die ich Euch hier mitteilen möchte, in der Hoffnug, dass Paare, die ähnliche Probleme haben, offen und ehrlich miteinander eine solche schwierige Zeit überstehen und vielleicht auch von ihren Probleme und hoffentlich Erfolgen berichten können. Denn Vieles geht kaputt, weil man - auch wenn es schmerzlich ist - nicht darüber spricht und es nicht gemeinsam angeht. Hier nun also meine Zeilen:

Wo Liebe ist, muss auch Freiheit sein
Nur wo Freiheit ist, kann wahre Liebe leben
Sinnlichkeit ohne Liebe ist nur oberflächliches Getue
Leidenschaft ohne Freiheit ist nur geheuchelte Lust

Der Alltag macht uns blind für Freiheit und für Liebe
Die Gewohnheit stumpft uns ab für Sinnlichkeit und Leidenschaft

Was dann bleibt ist Alltag, Gewohnheit und höchstens Triebe

Das Streben nach Freiheit und um Liebe ist der Kampf gegen Alltag, Gewohnheit und Triebe

Kämpfst Du ihn allein, gibt es Gewinner und Verlierer
Kämpfen wir ihn gegeneinander, geht alles verloren
Kämpfen wir in gemeinsam wird der Lohn Freiheit und Liebe sein

Wer gemeinsam kämpft, handelt im Vertrauen auf den anderen
Ich nehme den Kampf um liebende Sinnlichkeit und freie Leidenschaft gemeinsam mit Dir auf,
im Vertrauen auf unsere Liebe und Freiheit

Der Gegner in diesem Kampf bist nicht Du, nicht ich, nicht er oder sie
Der Gegner versteckt sich nicht in unseren vergangenen Taten
Unsere Gegner sind Zweifel, Angst, Misstrauen, Kleinmut und Eifersucht
Lass uns gemeinsam kämpfen und keinen dieser Gegner zwischen uns treten

Es wird Deine Freiheit, Liebe und Deine Sinnlichkeit und Leidenschaft sein, die Du erreichen kannst
Es wird meine Freiheit, Liebe und meine Sinnlichkeit und Leidenschaft sein, die ich erreichen kann

Vielleicht ist es am Ende sogar unsere Freiheit, Liebe und unsere Sinnlichkeit und Leidenschaft

Aber Deine und meine Freiheit und Liebe wird es immer sein

18.09.2002 12:13 • #1


E
Lieber Martin,

dieses Problem haben viele Paare, aber wenige versuchen, es wirklich zu lösen. Schon deswegen sollst du stolz auf dich sein.

Ich bin eine Frau und glaube zu wissen, was sie denkt und fühlt. Und glaube es auch zu erkennen, dass wenn du nicht darauf eingehst, sie auch womöglich verlierst. Du scheinst es auch richtig zu wollen, an dieser Situation etwas zu ändern, indem du sie gehen läßt, aber es ist ein sehr schwieriger Weg. Sie bei ihm zu wissen (wenn immer ER sein mag, es ist auch egal, wichtig ist nur, dass du es nicht bist) ist am Rande des Erträglichen. Und wenn du Pech hast, wird sie trotzdem gehen wollen. Nachdem sie dort mehr Glück (oder Leidenschaft, man kann's nennen wie man will) gefunden hat. Ich weiß, dass das alles sehr negativ klingt, aber du bist hier und versuchst uns deine Lage mitzuteilen. Ich könnte dir auch schonend ein es wird alles wieder gut schreiben, aber leider glaube ich nicht daran. Eins möchte ich trotzdem klarstellen - ich glaube nicht, dass es in deinen Händen liegt. Sie ist an einer Kreuzung angekommen, welchen Weg sie gehen wird, ist noch offen.

Obwohl ich eine Frau bin, ich halte nicht viel von ich möchte frei sein, mein Leben selbstbestimmen, keine Gefühle mehr, keine Leidenschaft etc. etc. Das ist ihr Problem, nicht deins. Wenn sie all die Jahre sich leiten ließ, ohne zumindest dass sie es dir gesagt hätte, dann wird sie sich immer leiten lassen. Zeichen dafür ist, dass sie gleich einen anderen braucht, anstatt zu erkunden, was SIE ist, will und kann. Sie möchte nicht frei sein, sondern sie möchte frei sein, um sich mit ihm treffen zu können. Es tut mir sehr leid Martin. Ich weiß nicht, ob dir die Aufgeklärheit nutzt, ich musste es aber tun. Sollte ich mich irren, sei mir nicht böse (auch sonst nicht für meine Offenheit), ich bin vielleicht vom Leben ernüchternt, vielleicht habe ich zu viel Schlechtes erlebt. Ich wünsche dir alles Gute, Weisheit und Kraft, Ella.

18.09.2002 14:36 • #2




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