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Langzeitsingles - wie kommt ihr zurecht?

O
Hallo Ihr,

ich gehöre auch zu der Fraktion Langzeit-Single... bin Ü50 und seit fast 7 J. partnerlos. Allerdings gehöre ich nicht zu der Fraktion, die von sich sagen kann: Alleine leben ist toll. Nein, es fehlt mir etwas - fehlt mir tief im Inneren, besonders, wenn es mir gut geht. Möchte sie dann teilen, die guten oder sogar schönen Momente im Leben - mit jemandem, der sie empfindet wie ich. Der auch in diesen Momenten glücklich ist, so wie ich.

Nun gibt es Menschen in meiner Umgebung, aus der Familie, oder Freundinnen, Bekannte, Arbeitskollegen, die Manches so sehen wie ich; die manche Momente/Situationen so empfinden wie ich (das gilt auch für die nicht so guten Begebenheiten im Leben, aber bei den nicht so guten ziehe ich mich eher zurück und versuche, sie alleine zu überwinden). Es ist dann ein schönes Gefühl, ich spüre die Freude doppelt sozusagen. Aber... ich kann es nicht noch weiter ausleben. Kann diesen Menschen dann nicht in den Arm nehmen, ihn küssen - richtig küssen -, schauen, wohin dieses Glücksgefühl weiter wandert. Welche Sinne es alle berührt hat, die jetzt ausgelebt werden möchten... bis hin vllt. zum körperlichen Umschlingen. Einfach, weil ich wohl glücklich bin. Nein, das geht nicht, und da hat das Glücksgefühl dann seine natürlichen Grenzen. Denn es sind nur Verwandte, Freundinnen etc.

Aber da fehlt mir dann ein Mann. Ein Mann, bei dem ich das kann. Und der das auch möchte, weil es ihm genauso geht... in dem Moment.

Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu abgehoben. Oder womöglich esoterisch. Vielleicht bin ich ja auch schon komisch geworden in den Jahren des Alleinelebens... wer weiß?

Meinen Standard-Tanz im Leben habe ich hinter mir. Fragen wie mit 30 stellen sich mir nicht mehr; sie sind beantwortet: Ehe, Kinder, Hausbau(der nie stattfand, was vllt. so im Nachhinein auch gut war)... all das liegt hinter mir. Ja, den Standard-Tanz habe ich hingelegt. Nicht wirklich toll, auch wenn ich mich bemüht habe. Es war aber wohl leider nicht mein Ding. Die Kür ist es. Das weiß ich heute. Sie liegt mir mehr. Nur, dass ich sie jetzt alleine tanzen muss...

Als ich verlassen wurde 2008 - wer tanzt schon gerne mit jemandem, der einem ständig auf die Füße tritt? - brach ich zusammen. Das erste Mal in meinem Leben. Bis dahin schon soviel erlebt gehabt, was aus anderer Sicht vllt. schon Gründe dafür gewesen wären, mal zusammenzubrechen... einfach nicht mehr zu können. Aber durchgehalten. Oder funktioniert? Bemüht, den Standard-Tanz zu schaffen? Ich weiß es nicht, warum nicht schon vorher mal...

Erst als der Mensch mich verließ, den ich trotz aller schwierigen Umstände, trotz dass wir beide nicht gut im Standard waren, ganz tief in mein Herz geschlossen hatte... da brach ich zusammen. Verlor den Boden unter meinen Füßen. Aber absolut. Da war nur noch dieses Nichts, dieses dunkle Nichts. Und das Schlimmste mit daran war... es war zu der Zeit, als ich aufblühte... als ich spürte, jetzt ist die Zeit für die Kür... die, die ich mit ihm tanzen wollte. Frei von vielen Verpflichtungen. So wunderbar frei... und ich war so eins mit mir. Und fühlte mich eins mit ihm. War wirklich neu verliebt in ihn - so fühlte es sich an.

Hatte so oft in der schwierigen Zeit vorher gefragt: Reicht es dir so wie es ist? Fehlt dir nicht was? Möchtest du nicht mehr vom Leben?
Nein, war seine Antwort immer, es geht mir gut - und ich möchte nur mit dir zusammensein.

Oh Gott, ich war so ungeschickt. Wusste, dass ich nicht gut bin in dem, was ich tue. Wusste, dass wir den Standard nicht gut zusammen hinbekommen. Und dass wir auch wenig gemeinsam hatten in dieser Zeit... verschiedene Sehnsüchte, verschiedene Vorstellungen...
Wir hatten meistens nur diese schönen Momente gemeinsam, in denen wir uns *beep* und pur aneinanderklammerten. Einfach alles vergaßen um uns herum. Die waren da - immer. In all den Jahren.

Aber es ging ihm nicht gut. Sonst hätte er wohl nicht angefangen, trotz seiner Worte zu suchen... nach einer Frau, die ihm mehr geben konnte als ich. Die ihm geben konnte, was ihm alles fehlte... und mit der es leichter war. Er fand sie. Und als er sie gefunden hatte, sagte er es mir. Und ich zerbrach in meine Einzelteile...

Ja, seitdem bin ich alleine. Habe mich wieder zusammengefügt. Teil für Teil. Vor Schmerzen gekrümmt und mich selbst schaukelnd... Schuldgefühle überrollten mich lawinenartig... bohrten sich unglaublich in meinen Bauch... nicht nur ihn betreffend... auch meinen Töchtern gegenüber... allem gegenüber, was ich falsch gemacht hatte in meinem Leben... soviel angestaute Tränen, die da einfach kamen, nicht mehr aufhören wollten, rauszukommen...

Und ich habe ihn verstanden. Musste ihn nur noch loslassen. Das war verdammt schwer. Fühlte mich so sehr verbunden mit ihm. ICH fühlte mich so sehr verbunden... ganz tief in meinem Kern. Musste begreifen, dass es MEINE Bindung zu ihm war, die so stark war. Nicht seine zu mir. Diese Bindung traf sich nicht in der Mitte, hatte sich nicht dort ineinander verschlungen. Meine war länger, intensiver... seine war kürzer und brüchiger - zu Recht. Denn ihm hat zu lange zu viel gefehlt. Neben mir.

Ich habe sehr lange gebraucht, um damit fertig zu werden - mit allem.

Irgendwann dann dachte ich, ich könnte jemanden finden, der die Kür mit mir tanzt. Also meldete ich mich an - Dating-Portale... denn ich bin keine Frau, die in Vereinen ist oder an Veranstaltungen teilnimmt. Lebe eher zurückgezogen. Sah es als einzige Chance, jemanden kennenzulernen, der vllt. ähnlich fühlt und denkt wie ich... in ungefähr meinem Alter ist... auch den Standard-Tanz hinter sich hat... mit heftigen Beulen an den Füßen vllt. - wie ich... und jetzt nur noch leben und lieben möchte...

Es hat wohl nicht sein sollen. Oder ich bin einfach unfähig. Hatte mehrere Männer kennengelernt. Bin einfach nicht klargekommen mit ihrer Sichtweise, ihrem Sein. Oder sie nicht mit mir. Mir fehlte das Pure... da war immer soviel zusammengeschustertes Selbstbild... als müssten sie so oder so rüberkommen, damit es gut wirkt...

Habe dann aufgegeben. Wieder versucht. Wieder aufgegeben. Beim Aufgeben ist es seit langem geblieben bis jetzt. (Mich hat auch das gegenseitige Enttäuschtsein immer sehr aufgewühlt... diese Momente, in denen einer von beiden merkt: Nein! Du bist es nicht! - und es rüberbringen muss. Den anderen verletzen muss...)

Und so bin ich ein Langzeit-Single geworden. Nicht, weil ich das toll finde. Bin aber mittlerweile daran gewöhnt. Und es gibt Schlimmeres - es gibt immer Schlimmeres. Wenn man es sich bewusst macht, nicht wahr?

Das Leben ist bunt. So unglaublich bunt. Manchmal gibt es gefühlte graue oder sogar schwarze Tage - trotz Sonnenschein und Blümchen. Aber sie gehen vorüber. Dieses Wissen hilft mir dann. Ich weiß nicht, was ich noch alles erlebe. Bin aber neugierig.

Lieben Gruß
outside

24.02.2015 06:50 • x 1 #46


btlwe.
hab es jetzt auch mit erschrecken festgestellt,obwohl mal zwischebdrin beziehungsansaetze vorhanden waren...es sind jetzt aber wirklich 93viertel jahre seit der letzten richtigen beziehung. eigentlich haben mich beziehungen immer gelehrt, dass es nicht mein paralleluniversum ist, klar wünsch ich mir auch mal das ein vertrauter mensch in mrin aermschen einschläft, aber empfand ich immer die forderung verfügbar zu sein, in gewissen punkten inakzeptable kompromisse auf der basis meiner freizeitgestaltung einzugehen immer als belastung...ich hab halt nicht immer lust meine freien tage einfach nur irgendwo abzugammeln...dann bin ich lieber downhillfahren, laufen, konzerte mit freunden anschauen...meist waren die forderungen halt inakzeptable, zb arbeitebich als veranstaltumgstechniker dh das ich nun mal abends, nachts am wochenende arbeite wenn einem dies zum vorwurf gemacht wird, bleibt dir halt nur zu sagen: sorry ich liebe meinen job und will nichts anderes machen so ganz beilaeufig, damit fülle ich meinen kühlschrank, da ich nicht mein allerwertesten mit bafög gepuddert bekomme, würde ich auch nicht wollen! solche partner wollen dir dann lehrstunden fürs
leben geben, meist haben sie über ihre exen schlecht geredet eigentlich nur da ihnen die reflektion ihres eigenen ichs fehlte! beziehungen sind zweitrangig, wenn man weiß wie man sein eigenes leben gestaltet, also stellt man sich mal selbst die verständnisfrage lernt das eine beziehung nur ein paralleler weg ist, aber nie eine sinnhaftigkeit besitzt, ganz rational formuliert, da sich jeder weiterentwickelt und nur der stilstand der ankerpunkt einer beziehung ist, da rein faktisch der mensch nur ein tier ist und von daher nicht für die monogamie geschaffen ist, alles andere diesbezüglich sind statussysmbole, sogar der partner neben dem du aufwachst! von daher kann ich gut ohne...

24.02.2015 07:59 • #47


A


Langzeitsingles - wie kommt ihr zurecht?

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O
btlwe. schrieb:
Zitat:
aber nie eine sinnhaftigkeit besitzt, ganz rational formuliert, da sich jeder weiterentwickelt und nur der stilstand der ankerpunkt einer beziehung ist, da rein faktisch der mensch nur ein tier ist und von daher nicht für die monogamie geschaffen ist, alles andere diesbezüglich sind statussysmbole, sogar der partner neben dem du aufwachst! von daher kann ich gut ohne...


Puh... spontaner Gedanke: ist klar, hier hat ein Mann seine Einstellung beschrieben. Wie du selbst es formulierst: ganz rational. Obwohl der Hinweis eigentlich überflüssig war - es ist auch so in deinem Beitrag offensichtlich, was bei dir regiert. Jedenfalls empfinde ich es so.

Einerseits beneidenswert. Glaube, es ist leichter, es so sehen zu können. Frei von emotionalen Schnörkeln sozusagen. Reduziert auf die klaren trockenen Fakten. Aber dafür müsste ich wohl ein Mann sein - zumindest müsste ein Teil meines Gehirns doch enorm mehr Einfluss auf mich haben. Hat es aber nicht. Hat nie was genutzt, sich manchmal zu wünschen, ich wäre anders. Also habe ich Freundschaft mit mir geschlossen. Das tut mir gut. Und ist für mich leichter als gegen mich anzukämpfen.

Andererseits denke ich, du bist auch nicht umsonst in diesem Forum... wem also geht es wirklich besser? Wer von uns beiden ist wirklich ausnahmslos zufrieden mit dem Ist-Zustand? Trotz dass wir so unterschiedlich ticken?

Und als Tiere sehe ich uns nicht - weder dich noch mich. Es ist sicher etwas tierisches in uns, macht einen Teil von uns aus. Aber als Tiere würden wir uns wohl nicht so einen Kopf machen, sondern einfach nach unseren Instinkten und Trieben leben (wäre sicher auch einfacher ).

LG outside

24.02.2015 19:12 • #48


L
Zitat von Laurentia:
Jooo.

Meine Beziehung mit meinem Ex war auf S. reduziert. Das lief immer gut, sogar noch nach der Trennung! Nur guter S. allein macht auch nicht glücklich, die Gleichung ist der S. gut, ist die Beziehung gut, stimmt leider nicht! Dabei hätte ich daruf wetten wollen! Um mich herum gab es so viele Beziehungen mit Dauerflaute oder lustloses Rumnudeln. Es scheint den Leutchen zu reichen?!?

Lustig: Mein Ex, dem S. in allen Lebenslagen immer so wichtig war, meinte, als ich damit konfrontierte, dass er weiterhin mit mir ne flotte Nummer schiebt, obwohl er schon eine andere hat: Mit ihr hab ich nichts, uns ist S. nicht so wichtig. Aha!

Ok, aber das muss ich auch nicht weiter analysieren.

Faschingsbekanntschaften sind nicht mein Ding, aber jede(r) hat seine eigenen Vorlieben.


Gott.. Wie von mir abgeschrieben... Auch mein Ex hat nichts dagegen wieder S.mit mir zu treiben, obwohl er eine neue Frau an seiner Seite hat. Nur im Gegensatz zu Deinem Ex läuft es sogar sehr gut mit seiner Neuen im Bett, erzählte er mir.
Was sehr verletzend war, er schrieb mir, mit Dir würde ich nur f. Schlafen kannst Du woanders. Das hat mich stark ins Herz getroffen.
Er hat mich die ganze Zeit nur auf S. reduziert gehabt. Das ist mir noch deutlicher nach diesem Spruch geworden.

Aber ich habe ihn nun überall blockiert. Er ist für mich nach dieser Aussage endgültig gestorben.

04.05.2015 19:40 • #49




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