Hallo!
Ich poste eher nicht in einem Forum, weil ich immer Angst habe, dass mich die Antworten so stark beeinflussen, dass ich falsche Schlüsse daraus ziehe. Ich bin aber wirklich total verzweifelt und selbst meine Familie und mehrere Therapeuten können mir nicht weiterhelfen.
Ich versuche mich wirklich kurz zu fassen, damit es nicht langweilig wird.
Ich habe im Jahre 2001 meine jetzige Frau kennengelernt, und für mich war klar, dass das Liebe auf den ersten Blick sein muss. Wir waren uns beide so sicher, dass ich nach wenigen Monaten bei ihr eingezogen bin und wir uns verlobt haben. Sie litt zu der Zeit unter einer sozialen Phobie, die wir aber gemeinsam gemeistert und überstanden haben. Nach einiger Zeit fingen bei mir auf einmal seltsame Körperreaktionen statt, hauptsächlich konnte ich auf einmal in Anwesenheit anderer nichts mehr essen, weil mein Hals wie zugeschnürt war. Da ich nie irgendwelche psychischen Probleme irgendwelcher Art hatte, habe ich alles organisch komplett überprüfen lassen, ohne Befund. Mir wurde eine Verhaltenstherapie empfohlen, die, wie ich heute weiß, nur das Symptom behandelte. Ich habe mich mehrmals den Situationen exponiert und irgendwann ging es dann wieder. Zu der Zeit (2004/2005) waren die Schmetterlinge natürlich verflogen, aber wir verstanden uns super und selbst wenn ich manchmal Gedanken hatte, ob ich alles richtig mache, verschwanden diese im nächsten Moment wieder. So haben wir 2005 geheiratet bzw. wollte sie die Heirat und ich hatte nichts dagegen. Dann kam Weihnachten 2006, wo ich psychisch zusammengebrochen bin. Ich habe mein Leben und meine Beziehung infrage gestellt und war ganz kurz davor, alles wegzuwerfen. Diese Phase dauerte nicht mal 1 Woche und ich war wieder der Alte, alle, inkl. ich, dachten, es wäre wieder alles gut. Wir haben dann Ende 2008 eine Tochter bekommen, deren Geburt mich abermals völlig aus der Bahn geworfen hat. Angst, Überforderung waren der Anfang, 1 Woche später wieder starker innerer Druck, alles wäre falsch, das ist nicht mein Leben, nicht meine Frau, sofort alles wegschmeissen. Diese Phase dauert ca. 2 - 3 Wochen, dann verschwanden alle Sorgen wieder. Ich habe daraufhin, um der Sache auf den Grund zu gehen, eine 8-wöchige Therapie in einer Tagesklinik gemacht, um mir selber über einiges klar zu werden. Es wurde dort zu Tage geholt, dass diese Probleme aus meiner Kindheit herrühren könnten, die leider absolut emotionslos und kalt war. Ich war ein Unfall, meinen Vater kenne ich nicht und meine Mutter war sofort wieder arbeiten, daher bin ich bei meinen Großeltern aufgewachsen. Die haben mich zwar versorgt, aber emotional leider nicht beachtet. Meine Mutter hat im Übrigen die gleichen Probleme. Die Ansicht der Therapeuten ist nun, dass ich mir damals eine Art Schutzmantel aufgebaut habe, um nicht weiter verletzt zu werden. Dieser Schutzmantel existiert noch heute, sodass ich jeden, der mir zu nahe kommt, von mir stoßen muss.
Seit Weihnachten 2013 bin ich nun arbeitsunfähig, weil dieser Gedanke, mein Leben wäre falsch, meine Kinder wären falsch, meine Frau wäre falsch, mich so fertigmacht, dass ich quasi völlig handlungsunfähig bin. Selbst ein Aufenthalt in der Psychiatrie (2 Wochen) brachte nur kurzzeitige Besserung, aber keinen Sinneswandel, obwohl mir auch dort gesagt wurde, dass es an meiner Kindheit liegt. Es wurden viele Diagnosen gestellt, u.a. histrionische Persönlichkeitsstörung, Zeichen von Alexithymie usw...
Langsam kann meine Familie es mit mir nicht mehr aushalten und auch die Kinder (mittlerweile fast 6 und fast 2) leiden darunter. Ich muss dazu sagen, dass sowohl meine Frau als auch meine Schwiegereltern, in deren Haus wir leben, 150% davon überzeugt sind, dass ich sie (meine Familie) ganz stark liebe, sonst wäre ich schon lange weg. Sie machen das daran fest, dass ich in den Zeiten, in denen ich normal bin, Emotionen ausstrahle, die eindeutig eine Zufriedenheit ausdrücken, ich strahle eine Zufriedenheit und Gelöstheit aus. Auch verhalte ich mich sehr paradox, weil ich so gerne mit meiner Frau kuschle, gern mit ihr zusammen bin, ihre Nähe genieße, ihren Geruch mag und auch der S. zwar selten, aber weder unangenehm oder gar abstoßend ist. Ich entgegne immer damit, dass ich diese Emotionen und dieses anscheinend glückliche Verhalten seit nunmehr 13 Jahren nur vorspiele. Genau dieser Punkt stößt bei allen (auch bei den Ärzten) auf Unverständnis, da angeblich niemand dazu in der Lage ist, spontan Gefühle vorzuspielen und allen zu vermitteln, es wäre alles in Ordnung. Meine Frau ist gerade duch ihre damalige soziale Phobie extrem feinsinnig und sagt, sie würde es sofort merken, wenn irgendetwas gravierendes nicht stimmen würde. Auch die Kinder lieben mich über alles, was sicher auch nicht so wäre, wenn ich auch denen etwas vorspielen würde. Ich denke, Kinder merken das immer am ehesten.
Ich bin wirklich verzweifelt. Wieso kann ich diese, auch für meinen Verstand durchaus nachvollziehbaren Erklärungen nicht annehmen, nicht akzeptieren? Muss ich erst alles verlieren, um etwas zu merken? Ich stehe ganz kurz davor, alles wegzuschmeissen. Alle warnen mich davor, auch ich habe ganz große Angst, dass ich mich dann komplett einigeln und jeglichen Kontakt abbrechen würde.
Eine Option wäre noch, für 3 Monate in eine Klinik zu gehen, aber sowohl meine Frau als auch ich haben große Probleme, weil keiner weiß, in welchem Zustand ich wieder nach Hause komme. Kann es wirklich sein, dass ich mir all die Jahre nicht eingestehen konnte, dass ich diese Frau nicht liebe? Das sie vielleicht nur eine Freundin ist? Es muss eine ganz tiefe Zuneigung geben, weil ich ja, wie oben geschrieben, so gerne mit ihr zusammen bin, so gerne mit ihr kuschle und schmuse. Kann ein Mensch so verantwortungslose sein, dass er tief im Inneren weiß, dass das nicht sein Leben ist und dann sogar noch Kinder in die Welt setzt? Habe ich immer nur gewollt, dass das mein Leben ist, es aber nie gespürt? Kann das wiederum durch meine kindlichen Defizite hervorgerufen worden sein. Oder ist in Wirklichkeit wirklich alles in Ordnung, wie alle sagen?
So, jetzt ist es doch etwas mehr geworden. Vielleicht möchte irgendjemand etwas dazu schreiben.
Danke und viele Grüße
Jan
17.03.2014 10:52 •
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