63

Kopf über Herz - gerade deshalb tut es so weh

K
Guten Morgen liebe MissGalaxie
Zunächst dir und den anderen Mitlesern, die sich positiv zu meinem Beitrag geäußert haben, ein herzliches Danke für die Anerkennung. Es ist ja der Vorteil eines öffentlichen Beitrages, dass er bei Mitlesern auf Menschen treffen kann, die in ähnlichen Situationen waren oder sind.

Zitat:
Genau, er hat seine Priorität nicht der Beziehung eingeräumt, sondern den Fokus auf sich selbst gesetzt.
Damit hat er ein Verhalten wiederholt, das er - noch in der Beziehung stehend - sehr oft, fast möchte ich sagen andauernd, gemacht hat. Ein Grund, warum diese Beziehung meiner Ansicht nach Stück für Stück ausgeblutet ist.

Ein solches Verhalten entsteht ja nicht von heute auf Morgen, sondern es gehört meist von Anfang an zur Persönlichkeit eines Menschen. Entscheidend ist also der Zeitpunkt, an dem es gekippt ist, an dem es dir zuviel wurde und an dem sofort offen miteinander geredet werden muss.

Wenn das nicht zum Erfolg führt, kommt der andere ins AUSHALTEN. Wir haben alle irgendwo unbewusst gelernt, dass eine Beziehung kein Ponyhof ist und dass ein gewisses Maß ans Aushalten dazu gehört. Das hat uns die Generation der Eltern und Großeltern vorgemacht, bei denen schon das Wort Scheidung unaussprechlich war und auf dem Index stand. Da war Aushalten die einzige Möglichkeit. Und aus diesem Kontext stammt auch das unbewusste Gefühl, dass eine Beziehung EIGENTLICH ein Leben lang halten müsste.

Zitat:
Perfekt. Genauso kann man beschreiben, weshalb ich die letzten Jahre wie am Fliegenfaenger an dieser Beziehung klebte, obwohl mir zunehmend klar wurde, dass meine Bedürfnisse hier eine stetig untergeordnete Rolle spielten und am Ende gar nicht mehr wahrgenommen wurden.

Du hast also versucht, die Beziehung trotz dieser Störung gesund zu lieben und dafür darfst du dir mal von ganzem Herzen vor dem Spiegel auf die Schulter klopfen. Du hast nicht gleich aufgegeben, du hast versucht das Gute zu sehen. Du hast es angesprochen und ihr habt es zu ändern versucht. Wir reden bei dieser Trennung also nicht von einer Kurzschlusshandlung, sondern wir reden vom letztlich einzigen Ausweg für beide, sich selber und die eigenen Bedürfnisse nicht völlig aus den Augen zu verlieren oder aufzugeben.

Zitat:
Und ja, wäre er nicht gegangen, hätte ich gehen müssen.

Der entscheidende Satz. Der gehört virtuell übers Bett gehängt, damit du ihn bei deinem persönlichen Morgengrauen lesen kannst. Wenn der Schmerz wieder kommen will, dass du verlassen wurdest, stellt dein Verstand also die Tatsache dagegen, dass dir dadurch erspart wurde, selber gehen zu müssen. Du wärest nicht mehr Opfer sondern Täter gewesen. Und da möchte ich nun noch mal einhaken.

Du kommst am Besten aus dem Opfergefühl heraus, wenn du dich nun selber aktiv und sehr bewusst VON IHM TRENNST. Wenn du dir vorstellst, er sitzt auf dem Stuhl vor dir und du sagst ihm: Ich muss mich von dir trennen, es geht nicht mehr!

Deine selbstbestimmte bewusste Trennung von deinem Expartner kann also so etwas wie ein Befreiungsschlag für dich sein. In dem Moment, wo du das aussprichst oder in einem Brief an ihn schreibst, wirst du zum Täter. Du wirst wieder selbstbestimmt handelnde Person und Persönlichkeit. Was du anschließend mit dem Brief machst, ist unwichtig. Abschicken ist meistens überflüssig. Es geht darum, dass du dich bewusst aus dieser Beziehung verabschiedest und damit wieder dich selber in den Mittelpunkt deines Denkens, Handelns und Fühlens stellst. Denn DU bist der wichtigste Mensch in deinem Leben, niemand anderer. DU musst dich schützen und das tust du am besten, indem du dich nun endgültig von ihm trennst, ihn gehen lässt und dich verabschiedest.

Zitat:
Immerhin muss ich sagen, dass wir uns beide im letzten Jahr sehr darum bemüht haben, das Ruder doch noch herumzureissen. Mit seinem finalen Alleingang haben diese Anstrengungen jedoch ihr Ende gefunden und mich sehr verletzt zurückgelassen.

Das ist sehr wichtig. Ihr habt also getan, was in euren Kräften stand. Ihr habt nicht leichtfertig aufgegeben, die Möglichkeiten waren erschöpft und eure Liebe war es auch. Es ist jetzt deine wichtigste Aufgabe, dich davon zu verabschieden, dass du ZURÜCKGELASSEN wurdest. Denn du trennst dich ja selber von ihm. Hätte er es nicht getan, wäre es dein Part gewesen. De Facto hat also jeder den jeweils anderen zurück gelassen.

Es geht nun darum deine Verletzungen zu heilen. Und dazu brauchst du deinen ehemaligen Partner nicht mehr, das kannst du alleine. Das ist keine Hexerei.

Zitat:
Mit Blick darauf markieren diese Gedanken hoffentlich einen Weg, der diese Einsichten vom Kopf in mein Herz lenken, aber so recht spüren tue ich es noch nicht. Will sagen, dass das im Endeffekt zwar alles richtig ist, die tatsächliche Umsetzung dürfte aber durchaus noch schwierig werden.

Nunja, bisher bist du vermutlich damit noch nicht wirklich angefangen, denn du sahst dich ja noch als verletztes Opfer einer Trennung, an der ein egoistischer Mann Schuld war, der dich nicht für wichtig genug gehalten hat, um deinetwegen sein Leben anders zu gestalten.

Diese Sichtweise verletzt jeden Tag aufs Neue. Wenn du mit dem Heilungsprozess anfangen möchtest, gehört also erstmal diese Sichtweise in die Tonne. Es ist der Mann, den du verlassen wolltest, du bist nur nicht mehr dazu gekommen. Und du wolltest ihn nicht verlassen, weil er SCHULD daran war, dass du unglücklich warst. Sondern du wolltest ihn verlassen, weil ihr es trotz ernsthaften Bemühens nicht geschafft habt, eure Beziehung gesund zu lieben. Ihr habt es nicht geschafft, die individuellen Bedürfnisse des jeweils anderen dergestalt zu akzeptieren und zu integrieren, dass die Liebe bestehen bleiben konnte. Das ist nicht SCHEITERN, das ist EINSICHT. Das hat nicht mit SCHULD zu tun, sondern mit URSACHEN und ERKENNTNIS.

Das Herz ist schnell, der Kopf ist langsam, weil das Herz fühlt und der Kopf denkt. Das kann man abgleichen, man kann die Kommunikation zwischen diesen unterschiedlichen Gehirnregionen optimieren. Der Kopf kann vom herzen lernen und das Herz vom Kopf. Das nimmt etwas Zeit in Anspruch, führt aber dazu, wieder Glück empfinden zu können.

Mach dich auf den Weg. Die Optimierung deines Bewertungsverfahrens war ein erster Schritt. Viel Erfolg dabei.
Herzliche morgendliche Grüße

20.09.2020 08:02 • x 8 #31


M
Guten Morgen lieber KPeter,

erneut ein so wundervoller Beitrag: Vielen Dank dafür.

Ich bin mir sicher, dass viele andere Mitleser hier ebenfalls davon profitieren werden.

Später mehr dazu,
MissGalaxie

20.09.2020 08:39 • x 1 #32


A


Kopf über Herz - gerade deshalb tut es so weh

x 3


M
Guten Morgen zusammen,

ich habe heute frei und kann daher hier etwas herumdaddeln...
Gleich treffe ich mich mit einer Freundin, worauf ich mich sehr freue.

Da ich ja nach wie vor mit meiner Skalierung unterwegs bin, die von mir jetzt auf Anraten zweier Forenmitglieder generell im Plusbereich angesiedelt worden ist, muss ich allerdings festhalten, dass
das zurückliegende Wochenende eines der weniger schönen seit der Trennung waren. Daher erhält der Samstag von mir aufgrund des Posts von Peter immerhin noch eine +2, der Tag gestern formiert hingegen bei 0 mit Tendenz zu -1.

Denn ich war am Wochenende zwar aktiv, aber weitgehend alleine und das ist echt nicht mein Ding.
Viele Freundinnen sind ja in einer Beziehung und haben Familie, da haben die am Wochenende keine Zeit.
Alleine die Vorstellung, dass das unter Umständen den Rest meines Lebens so gehen soll, macht mich depressiv und mürbe. Denn ich bin ein sehr kommunikativer Mensch und neben den Zeiten der Ruhe und Einkehr braucht es - zumindest für mich - auch Zeiten der Gesellschaft und des Austausches.

Wie und wo lernt ihr neue Menschen jenseits der 50 kennen, die mit euch auf einer Wellenlänge sind?
Ich mache beispielsweise ganz viel, gehe immer wieder auf Leute zu, aber irgendwie bleibt da nicht viel hängen.

Das sind meine heutigen morgendlichen Gedanken.
Wie geht es euch da draussen?
Liebe Grüße,
MissGalaxie

21.09.2020 06:43 • x 1 #33


Zweizelgänger
Guten Morgen,
also eine 0 ist bei einer Skala von 1 bis 10 gar nicht vorgesehen...

Vielleicht solltest du mal deine Prioritäten überdenken, damit du für dich glücklich sein kannst.

Gestern hat doch zB die Sonne gescheint, da wären wir also schon bei einem Punkt und so mindestens bei +1

Was gab es denn noch schönes gestern?
Ist eine Biene am Fenster vorbeigeflogen?

Was ich damit sagen will ist, dass ich glaube, dass man kein anfangen muss, um so langsam wieder einen Blick für's Ganze zu bekommen.

21.09.2020 06:59 • #34


P
Guten Morgen MissGalaxie

mir geht es genauso wie dir.
Von deinem Thema und den weisen Antworten profitiere ich sehr.
Es hadert bei mir noch am Selbstwertgefühl. Und das Allein sein bekommt mir auch nicht.
Sehr gut tut immer wenn man Freunde und Familie besucht, oder sich mit netten Bekannten trifft.
Aber langfristig gesehen reicht mir das nicht, denn man hat immer wieder einsame traurige Phasen dazwischen und ich möchte nicht dauerhaft allein sein, ich möchte mich auf jemanden freuen, wenn ich nach Hause komme.
Ich hab mir vorgenommen, mich bald wieder auf die Partnersuche zu machen, vielleicht nächstes Jahr,
und dafür werde ich mir dann viel Zeit lassen, bloß nichts überstürzen.

Ich wünsch dir einen schönen Tag.

21.09.2020 07:23 • #35


R
Zitat von MissGalaxie:
Guten Morgen zusammen, ich habe heute frei und kann daher hier etwas herumdaddeln... Gleich treffe ich mich mit einer Freundin, worauf ich mich sehr freue. Da ich ja nach wie vor mit meiner Skalierung unterwegs bin, die von mir jetzt auf Anraten zweier Forenmitglieder generell im Plusbereich angesiedelt worden ist, muss ich allerdings festhalten, dass das zurückliegende Wochenende eines der weniger schönen seit der Trennung waren. Daher erhält der Samstag von mir aufgrund des Posts von Peter immerhin noch eine +2, der Tag gestern formiert hingegen bei 0 mit Tendenz zu -1. Denn ich war am ...


Ich kann dir sooooo gut nachempfinden.
Ich bin gerne auch mal allein, keine Frage, aber derzeit erscheint es mir einfach so aussichtslos....
Alle Freunde sind in Beziehungen und damit ausgelastet, das bringt einem immer nur das Gefühl, das fünfte Rad am Wagen zu sein oder dass sich gekümmert werden muss, weil die ist ja alleine.

21.09.2020 10:44 • #36


R
Zitat von KPeter:
Nunja, bisher bist du vermutlich damit noch nicht wirklich angefangen, denn du sahst dich ja noch als verletztes Opfer einer Trennung, an der ein egoistischer Mann Schuld war, der dich nicht für wichtig genug gehalten hat, um deinetwegen sein Leben anders zu gestalten.

Diese Sichtweise verletzt jeden Tag aufs Neue. Wenn du mit dem Heilungsprozess anfangen möchtest, gehört also erstmal diese Sichtweise in die Tonne. Es ist der Mann, den du verlassen wolltest, du bist nur nicht mehr dazu gekommen. Und du wolltest ihn nicht verlassen, weil er SCHULD daran war, dass du unglücklich warst. Sondern du wolltest ihn verlassen, weil ihr es trotz ernsthaften Bemühens nicht geschafft habt, eure Beziehung gesund zu lieben. Ihr habt es nicht geschafft, die individuellen Bedürfnisse des jeweils anderen dergestalt zu akzeptieren und zu integrieren, dass die Liebe bestehen bleiben konnte. Das ist nicht SCHEITERN, das ist EINSICHT. Das hat nicht mit SCHULD zu tun, sondern mit URSACHEN und ERKENNTNIS.


Das schlimme für mich ist, dass durch Schuldumkehr immer wieder ich zum Sündenbock, zur Ehebrecherin gemacht werde.
Dabei war ich es, die jahrelang versucht hat, etwas zu retten. Und jetzt werde ich als Familienzerstörer dargestellt.
Damit komme ich für mich einfach nicht zurecht. Weil es eine Lüge ist.

21.09.2020 10:49 • #37


M
So, ihr Lieben, jetzt komme ich dazu, euch zu antworten.

Lieber Zweizelgaenger,

ich meine wohl schon, dass auf der Skala eine 0 vorgesehen ist.

Und ja, die Sonne hat gestern geschienen und ich habe meine tollen Balkonblumen einschließlich Bienen und Hummeln gesehen. Aber leider hat mir das weder gestern noch heute stimmungsmaessig auf die Beine geholfen.
Ich weiß nicht, warum es mir seit ein paar Tagen wieder so richtig schlecht geht. Doch vllt. muss man genau das erst einmal so akzeptieren.
Aber du hast ebenso Recht, wenn du anmerkst, dass man sich in einer solchen Krise nur in gaaanz winzigen Schritten vorwärtsbewegen kann und soll.
Ich werde versuchen, es zu beherzigen.

Ich danke dir aber dennoch sehr für deine aufbauenden Worte und weiß sie auch zu schätzen.

Danke sagt dir,
MissGalaxie

21.09.2020 18:23 • x 1 #38


M
Liebe RustysPearl,

es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht.

Vllt. gelingt es dir, dir die Schuhe, die dir von bestimmten Menschen hingestellt werden, zukünftig 'einfach' nicht mehr länger anzuziehen.
Denn sie passen dir doch offensichtlich nicht! Lasse sie stehen, indem du dir selbst sagst, dass alleine du weißt, was hinter den Kulissen deiner Ehe gelaufen ist. Und diejenigen, die jetzt über dich urteilen, keine Ahnung haben.
Versuche, ihren unzureichenden Zuschreibungen mit Würde zu begegnen, indem du ihre Urteile für dich nicht auch noch selbst annimmst.
Ggf. könnte es auch hilfreich zu sein, dir ein neues soziales Netzwerk zu schaffen, auch wenn das nicht immer so einfach ist und Zeit benötigt. Es ist die Anstrengungen und Mühe aber ganz sicherlich wert!

Alles Gute für dich,
Miss Galaxie

21.09.2020 18:33 • x 1 #39


M
Hallo liebe Plyshcat,

herzlich willkommen hier bei mir in meinem Strang.

Ja, ich kann verstehen, dass man sich sehr nach einem vertrauten Menschen sehnt, der sich freut, wenn man nach Hause kommt. Der einen in den Arm nimmt und fragt, wie der Tag war. Mit dem man sich dann gemeinsam zum Abendbrot an den Tisch setzen und angeregt unterhalten kann. Lachen kann. Weinen kann. Diskutieren, ja, sogar dann und wann streiten kann.

Gute Freunde können das auch. Oder die Familie, sofern man eine hat.
Doch ich habe es bereits an anderer Stelle geschrieben: Den engsten und vetrsutesten Kontakt hat man doch in aller Regel zu seinem Partner. Und ganz besonders schön ist es, wenn man beides hat - einen Partner UND ein stabiles soziales Netzwerk. Dann kann man sich richtig glücklich schätzen!

21.09.2020 18:43 • x 2 #40


Zweizelgänger
Zitat von MissGalaxie:
Und ja, die Sonne hat gestern geschienen und ich habe meine tollen Balkonblumen einschließlich Bienen und Hummeln gesehen. Aber leider hat mir das weder gestern noch heute stimmungsmaessig auf die Beine geholfen.

@MissGalaxie
Mir ist schon klar, dass das nicht sofort alles heilt, aber es geht ja darum, dass man seinen Fokus auf positive Dinge lenkt.

Leider verliert man leicht den Blick für die kleinen Dinge, wenn man so in seiner Trauer steckt und ich denke, dass wir uns manchmal einfach selbst einen Ruck geben müssen, um wieder den Blick frei zu bekommen.

Glaub mir, ich weiß wie schwer das ist und auch mir viel es unglaublich schwer am Anfang, aber langsam, ganz langsam, ist es wieder besser geworden und ich musste mich gar nicht mehr auf die Dinge konzentrieren, sondern habe sie ganz von selbst wieder sehen können.

21.09.2020 20:27 • #41


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag