Kontaktabbruch zu Freund? Kann Gefühle nicht abstellen

Hallo liebe Community,

mich kurz zu halten, ist nicht meine Stärke, aber ich versuche es.

Zu mir:
Ich bin w, 46 J, (in 2. Ehe) verh., 2 Kinder (18 u 16 J.) und eigentlich glücklich. Etwas anderes zu behaupten, wäre nicht fair und auch nicht richtig.

Gäbe es da nicht einen Stachel in meinem Herzen, der mich seit ca. 13 Jahren quält.

Problem in Kürze:
2011 habe ich in einer Anwaltskanzlei gearbeitet, war sehr übergewichtig, in 1. Ehe recht unglücklich (weil wir uns nach 20 Jahren (in Jugend zusammengekommen) in unterschiedliche Richtungen entwickelt hatten).

Wir bekamen einen Anwalt dazu, recht spätes Jura Studium, er ist (heute) 54 J. - Ehemaliger Pilot bei der Bundeswehr, recht gutaussehend, weiß seinen Charme einzusetzen, hat immer mit mir kokettiert, obwohl ich so übergewichtig war.

Kurzum: Hab mich in diesen Mann total verknallt, ständig seine Nähe gesucht, 40 kg abgenommen. Über die Jahre bin ich seine Sekretärin geworden und habe so manche (berufl. u. privaten) Höhen und Tiefen (er: verh., 3 Kinder) mit ihm durchgemacht. Wir waren wie ein Arbeitsehepaar. Gelacht, geflirtet, gestritten, Türen geknallt, zusammen geweint, meine dann erfolgte Trennung durchgemacht, den Verlust seiner Mutter, die Klinikeinweisung seiner Frau und und und.

In diesem ganzen Wirrwarr hab ich meinen jetzigen Mann kennen- und lieben gelernt, im Freundeskreis, der wusste auch von den Gefühlen zu diesem Anwalt (meinem heutigen quasi Ex-Chef).

Naja. Ich wurde dann mit den Jahren immer zickiger, angespannter, hab in jede Berührung (und er hat es manchmal echt drauf angelegt, so mit Musik von einem Kopfhörer hören, zum Telefon über mich rüber greifen, dass er halb auf mir drauf lag etc.) etwas reininterpretiert. Er konnte das natürlich nicht verstehen. Irgendwann, ca. 2015/2016, hab ich ihm dann mal gesagt, dass es mir leid tut, dass ich manchmal so bin wie ich bin, aber dass es auch nicht leicht ist, wenn man mit jmd. zusammenarbeitet, für den man Gefühle hat. Er war geschmeichelt, verlegen, hat sich bedankt und kurz gefragt, was denn wäre, wenn er zustimmen würde. Und ich, bodenständig wie ich bin, hab gesagt, mal realistisch: Wir sind beide in einer Beziehung. Ich werfe doch nicht alles weg, nur weil es kribbelt, für ein vielleicht.

Und so komisch es sich anhört: Ich liebe meinen Mann. Ich bekomme da sicher Gegenwind, aber es ist so.

2017 wusste ich: Ich muss hier weg. So geht das nicht weiter. Arbeiten in der Gefühlslage, die mir das Leben zu Hause ja auch schwer gemacht hat durch die Eifersucht meines Mannes, ist einfach unprofessionell und so will ich das nicht mehr. Hab zum Gericht gewechselt.

Der Kontakt zu ihm ist geblieben. Nicht nur von mir, auch von ihm. Ich weiß nicht, wie oft er mich in der Folgezeit angebettelt hat, ich möge wieder zurückkommen. Hat mehr Geld geboten, gesagt, er schmeißt alle anderen raus, wenn ich nur wieder zurückkäme. Das wäre ja wirtschaftlicher (und emotionaler) Selbstmord! Hab ich natürlich nicht gemacht.

2019 haben mein jetziger Mann und ich dann erst geheiratet, weil es sich dann auch zu Hause entspannte.

Seit 2022 ist der Kontakt zu dem Anwalt, meinem heutigen besten männl. Freund, wieder ganz doll da. Mehrmals die Woche tickern wir, manchmal täglich.

Wir sind beide psychisch angekratzt. Ich habe 2022 Tagesklinik machen müssen, er hat letztes Jahr 8 Wochen Klinik machen müssen, betrogen von seiner Frau, wurden auch unsere Gespräche nochmal intensiver. Er hat weinend bei mir im Arm gelegen, was Freunde eben so füreinander tun. Reden, trösten, da sein.

Er kann sich so herrlich öffnen. Mein Mann ist so ein Machotyp. Ich hab ihn zwar schon mal weinen sehen, aber sonst, muss Mann durch alles durch. Er kann da sehr hart sein. Auch trösten ist nicht die Stärke von meinem Mann. Er hat sogar mal abends, als ich nach einem Streit bitterlich geweint habe, gemeint, ich möchte bitte nicht so laut weinen, er müsste am nächsten Tag arbeiten. Gut, das ist seine Art.

Mein eigentliches Problem:
Ich habe meinem Freund schon mal beteuert, dass ich meine Gefühle im Zaum habe und dass das alles ja damals war. Ich bin auch reifer geworden, denke ich, aber neulich hat er mich wieder mit so strahlenden Augen (er hat seine eigene Kanzlei aufgemacht) angesehen, mich fest an der Schulter gepackt, es war ihm so wichtig, mir die neuen Räumlichkeiten zu zeigen, bekam ständig Nachrichten. Wann kommst Du, wann kommst etc.

Und dann gab es so ein Schlüsselerlebnis. Bei der Europawahl hab ich meinen Ausweis gesucht, war voll panisch, er war nicht im Fach, wo er immer steckt. Mein Mann: Nun mal ganz langsam, nimm mal alles raus . und während ich so auspacke, stockte ich, weil ich immer noch ein Foto von meinem Freund im Portemonnaie habe, mir rutschte das Herz in die Hose.

Ich kann mir noch so oft einreden, dass da keine Gefühle mehr sind. Wenn er mich ansieht, wie er mich ansieht, so flehend, ich kann es nicht anders beschreiben, dann kann ich nicht anders, als daran zu denken, wie wohl ein Kuss wäre.

Ich überlege, den Kontakt abzubrechen. Aber wie?
Ich müsste es ihm erklären. Und dann müsste es endgültig sein.

Ich habe vor meinem Mann unter vielem Streit und Tränen diese Freundschaft durchgefochten, beteuert, dass ich keine Gefühle habe (BTW: Ich würde meinen Mann nie betrügen wollen!), um dann zu sagen: Och, wir haben gar keinen Kontakt mehr. ?

Meine beste (weibl. ) Freundin meint, mein Freund nutzt mich nur aus, er hält mich warm, weil ich immer ein Ohr für ihn habe, ihm auch ab und zu bei der Arbeit helfe (obwohl ich das wg. meiner Tätigkeit bei Gericht gar nicht darf), und er sich in meiner Gegenwart wohl wie der Gigolo, der er früher wohl mal war, fühlt, ich also sein Selbstwertgefühl aufwerte.

Dafür bin ich mir eigentlich zu schade, WENN dem denn so wäre. Das weiß ich ja nicht.
Auch er hat unsere Freundschaft gegenüber seiner Frau durchgefochten, auch da war nicht alles so rosarot wg. unserer Freundschaft.

Was ist das? Eine alte Abhängigkeit, weil wir früher (beruflich) so harmoniert haben? Wir waren ein echt gutes Team, wirklich! Ich hab ihn in seinem Anwaltsdasein quasi mit großgezogen.

Wenn ihr es bis hierher geschafft habt zu lesen: Wie soll ich das anstellen? Kontaktabbruch? Ich kann ja schlecht sagen: April, April, da sind doch noch Gefühle, ich muss mal ein paar Monate weniger Kontakt haben und dann sehen wir weiter.

Mensch, ich gehe auf die 50 zu. Wird man auch mal klug? Sch. Gefühle! Man sollte glauben, dass nur junge Leute oder Teenager Probleme wg. sowas haben.

Naja . soviel zu mir.

Ich bin gespannt.

Lieben Gruß, A.

Ich bin da recht pragmatisch: Nicht alles, was ich toll finde, kann ich haben, darf es aber trotzdem weiter toll finden.

Wenn Du in Deiner Ehe bleiben und Deinen Mann nicht betrügen willst, trotzdem das dringende Bedürfnis hast, Deinen Freund abzuknutschen, dann würde ich an Deiner Stelle den Kontakt weitgehend - zumindest erst einmal - einstellen. Eine Freundschaft sollte gut und nicht weh tun.

Dein Freund war 8 Wochen in einer Klinik, weil seine Frau ihn betrogen hat? Hmmm. Natürlich ist das schlimm und ein Schock für den Betrogenen, es gehört allerdings zum allgemeinen Lebensrisiko. Ich finde es völlig okay, dass er sich deshalb in Behandlung begeben hat, glaube allerdings, dass eine grundsätzliche Stabilität fehlt und auch noch anderes im Argen liegt, wenn jemand so dermaßen davon umgehauen wird.

Wenn ich es richtig verstanden habe ist er mit der Frau trotzdem noch zusammen?

Zitat von Wunderland77:

ihm auch ab und zu bei der Arbeit helfe (obwohl ich das wg. meiner Tätigkeit bei Gericht gar nicht darf),

Das würde ich auf alle Fälle sein lassen, Du könntest in Teufels Küche kommen.

In der Klinik war er wg etwas anderem, der Betrug kam kurz vorher raus. Die waren dann getrennt und sind jetzt wieder zusammen, auch weil denen finanzielle die Felle wegzuschwimmen drohten.

ganz schön wirr alles... vielleicht habe ich das nicht verstanden, aber warum hast Du denn eigentlich Deinen jetzigen Mann geheiratet, wenn doch immer der andere präsent war?

Zitat von Wunderland77:

Was ist das? Eine alte Abhängigkeit, weil wir früher (beruflich) so harmoniert haben? Wir waren ein echt gutes Team, wirklich! Ich hab ihn in seinem Anwaltsdasein quasi mit großgezogen.

Du findest ihn als Mensch toll, als Freund auch. Und da ja immer behauptet wird, zwischen Frau und Mann gibt es keine Freundschaft, sondern nur S., daher bist du offenbar jahrelang der falschen Annahme hinterhergelaufen, du musst ihn ja lieben, sonst würdest du ihn ja nicht so toll finden.

Vielleicht liegt da der Casus knacksus.

Zitat von CanisaWuff:

ganz schön wirr alles... vielleicht habe ich das nicht verstanden, aber warum hast Du denn eigentlich Deinen jetzigen Mann geheiratet, wenn doch ...

Warum sollte ich auf einen verheirateten Mann warten, der seine Frau und Familie liebt? Ich war schon gewillt, mein eigenes Leben zu leben. Wie gesagt, es klingt unwirklich, aber ich liebe meinen Mann. Früher hätte ich gesagt, man kann nur einen Menschen lieben. Ich hab früher aber auch gedacht, ich würde mich niemals von meiner Jugendliebe (meinem 1. Mann) trennen und ich wollte in dem Betrieb, in dem ich gelernt habe, bis zur Rente arbeiten. Leben ist manchmal komisch.

Zitat von Admaro:

Du findest ihn als Mensch toll, als Freund auch. Und da ja immer behauptet wird, zwischen Frau und Mann gibt es keine Freundschaft, sondern nur S., ...

Interessanter Ansatz... da werde ich mal drüber nachdenken.