Hallo frost,
ich schreibe auch aus der Sicht eines Verlassenen. Ich wiederhole mich hierzu auch immer wieder. Ich sehe es so, daß irgendwann der Zeitpunkt gekommen sein muß, daß man dem Anderen wieder den menschlich nötigen Respekt erweist. Und wenn das erst in 100 Jahren ist, da ist spätestens eh alles wurscht. - Nein, das soll relativieren, daß irgendwann der Gram vorbei sein muß, da ich ihn sonst mit ins Grab nehme.
Nur - wann das soweit ist, daß ich dem anderen Part vergebe, das ist ALLEIN MEINE Entscheidung! Nicht die Deinige, frost, niemals die Deinige!
Wenn die Partnerschaft - wie bei Euch - ohne neues Verhältnis einfach an anderen Dingen zerbrochen ist, spricht das für Euch. Es ist dann bestimmt leichter, wieder - nach einer Zeit der Trauer und des Schmerzes - zusammenzufinden zu normalem Umgang oder einer Freundschaft. Ich wäre heute froh, wenn es bei mir sauberer zugegangen wäre (vielleicht sehe ich es nur aus meiner verhaßten Sicht, vielleicht sieht sie aus ihrer Sicht alles als normal an), mir würde eine Vergebung leichter fallen.
In einer Partnerschaft verläßt man sich auf den Anderen, eine ganz normale Sache. Man vertraut, man gibt, man nimmt. Auch wenn es vorher Versuche gab, die kriselnde Partnerschaft zu kitten - wenn einer ausbricht, zerstört er subjektiv diese Vertrautheit. Egal für wen das besser war oder wie lieb und nett oder wie brutal die Trennung ablief. Es tut erst einmal weh.
Mag sein, daß den Verlassern (die, die sauber und nicht mit einem Neuen im Rücken verlassen) dies auch schwerfällt - ich möchte auch diesen Job nicht haben!
Aber dem Verlassenen zieht es die Beine weg, der Verlasser tut weh und der Andere braucht Zeit, um die Wunden zu heilen (und die Tiefe der Wunden bestimmt der Verlasser mit!)
Ich bin schwer am Überlegen, ob und wie ich meiner EX zum Geburtstag gratuliere. Anfang Oktober ist Scheidung, danach ist der Ehrentag von ihr. Und die Unterhaltsfrage entwickelt sich so langsam zur Schlacht - von mir aus nicht gewollt, von ihr aus aber forciert.
Also - hohe Anerkennung dem, der die Chromosomen der Vergebung in sich trägt - sie sind ein hohes Gut!!
Ich bin noch nicht soweit, meiner EX die Aktion zu vergeben, mir wurde die Vertrautheit genommen, die Familie (der regelmäßige Umgang) zerstört, das Selbstbewußtsein geraubt und ein Neuer vor die Nase gesetzt. Ich wurde von meiner Frau nach der Trennung erzogen: ..nur wenn er es auf dem Papier sieht..., erpreßt ...dann siehst Du die Kinder halt 4 Wochen nicht... und mir wurde klar, daß sie die Aufsicht über die Kinder hat und diese ab und an verletzt (was mache ich mir für Vorwürfe, wenn den Kindern irgendwann was passiert!)
Mir wurde deutlich gemacht, was sie jetzt für ein tolles Leben leben kann - endlich ohne mich ... der Urlaub war wuuuunderschööön.... und das immer wieder.
Sei mir nicht böse... ich bin noch auf der Suche nach meinen Chromosomen... Gruß, Gerd
26.09.2003 14:41 •
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