Es muss einem bewusst sein, dass das Gehirn mehr gute als schlechte Erinnerungen speichert. Daher rühren Nostalgie und früher war alles besser-Qualifizierung.
Ich bin für meine Brut froh, dass Ohrfeigen und wenn Du da runterfällst, gibts einen Ar. obendrauf heute nicht mehr normal sind.
Ich bin froh, dass die Wissenschaft in den letzten 30 Jahren so viel erforscht hat, dass heute dumme Sprüche von damals (von nach Kirschen kein Wasser trinken über nicht mit vollem Bauch schwimmen bis zu Ach das bisschen ... macht doch nichts aus) widerlegt wurden.
Ich bin froh, dass neben der körperlichen Unversehrtheit, heute auch die seelische von Gewicht ist.
Ich bin froh, dass gebildete Menschen heute (im Gegensatz zu früher) wissen, dass Härten und Stress im Leben nicht abhärten, sondern schwächen, dass nicht Disziplin das Lernen ermöglicht sondern gewecktes Interesse (hier mal ein freundlicher Gruß von der sog. Spaßgesellschaft an die sog. Leistungsgesellschaft) und dass Kinder nicht als leeres Blatt zur Welt kommen und zum perfekten Menschen erzogen werden können und müssen, sondern schon eigene Begabungen, Vorlieben und Charakter haben, bevor die Eltern sich ans Werk machen.
Ich freue mich für meine Brut, dass ihnen wirklich die Welt offen steht. Vor allem die Welt der Information.
Es tut mir für sie aber leid, dass in den 80ern und 90ern die ihrer Generation zustehenden Ressourcen von meiner und der meiner Eltern für Subventionen an Kraftwerke, Werften, Automobilhersteller, kostenlose Zahnspangen, Brillen und Rentengeschenke etc. verfrühstückt wurden und sie sich mit Atommüll, Nanopartikeln und vielfältigem anderem Unrat herumschlagen müssen, den wir einfach mal so, weils für uns halt günstiger war, rausgeblasen haben, in völliger Ignoranz deren Gefährdungspotential, Folgekosten und krankmachenden Eigenschaften für kommende Generationen.
Leid tut es mir für die Brut, dass gerade meine Generation Mensch und Umwelt so sehr optimiert hat, dass heute niemand mehr als Teenager durchhängen und dann darauf hoffen kann, noch mit einer Pförtnerstelle auf niedrigem Niveau eine Familie ernähren zu können.
Die Möglichkeiten der Jungen sind größer geworden - aber die Anforderungen an sie auch.
Die Gnade meiner frühen Geburt war, dass ich, mein Körper und mein Lebenslauf nicht perfekt sein mussten, um in der Konkurrenz bestehen zu können.
Meine Cousins sind nur 12 Jahre jünger und haben ein System vorgefunden, in dem viel härter aussortiert wird und der Anpassungsdruck viel höher ist.
Da mag ich von den Älteren, die nach einem Partystudienabschluss (ja, ja, das war alles total politisch und voll gesellschaftskritisch und wichtig) mit 3er-Note dennoch einen Job sicher hatten, der sie als Alleinverdiener ein ganzes Haus abbezahlen ließ, trotz jährlichen Urlaub und Familienkombi, zum Thema Leistung und Verweichlichung lieber nichts hören.
30.09.2016 00:41 •
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