Hallo Lina,
bei uns war es umgekehrt... er hat sich Kinder gewünscht, ich nicht. Allerdings habe ich auch nie behauptet, welche zu wollen... andererseits aber auch nicht sicher ausschließen können, dass sich das nicht doch noch irgendwann ändert... wer weiß schon, was alles passieren kann, wenn Frau erst mal die berühmt berüchtigte biologische Uhr ticken hört.
Wir haben viel darüber gesprochen und nach 3 Jahren Beziehung trotzdem geheiratet, in der Hoffnung, dass unsere Liebe stark genug ist und es auch übersteht, falls sich sein Wunsch nach Familie mit mir nicht erfüllen sollte.
Dem war leider nicht so. Bei mir hat sich Jahr für Jahr nichts getan Richtung eigentlich hätte ich doch gerne Kinder, während er sich zunehmend stärker danach gesehnt hat... zumal im Freundes- und Bekanntenkreis immer mehr Paare Eltern geworden sind.
Nach 9 Jahren Ehe haben wir uns getrennt, da war er 40, ich 36. Sein unerfüllter Kinderwunsch war nicht der alleinige Grund dafür, aber ein gewichtiger - eben das eine große Thema, bei dem sich kein Kompromiss finden lässt, bei dem es nur ja oder nein gibt. Und im Nachhinein betrachtet denke ich auch, dass viele unserer anderen Probleme irgendwo auf dieses eine Thema zurückzuführen waren, bzw. dadurch verstärkt worden sind. Bei ihm hat sich eine generelle Unzufriedenheit und Ziellosigkeit eingestellt, weil er seinen Wunsch nicht leben konnte, bei mir hat sich ein permanentes Schuldgefühl festgesetzt, dass ich ihm diesen Traum vorenthalte... das war Gift für die Beziehung.
Trotzdem bereue ich nicht, dass wir es versucht haben miteinander. Dazu gab es zu viele schöne und gute Zeiten in unserer Beziehung, die ich nicht würde missen wollen...
Allerdings hatten wir auch das Glück, dass bei uns noch genug gegenseitige Zuneigung, Vertrauen und Respekt da war, dass wir eine friedliche und einvernehmliche Trennung hinbekomen haben. Sehr schmerzhaft, trotz allem, aber ohne Wut, ohne Groll, ohne Streit.
Und wir hatten das Glück, in recht kurzer Zeit neue, passende Lebenspartner zu finden... Mein Ex ist inzwischen stolzer Papa, und ich habe einen Partner, der noch keine Kinder hat und auch keine mehr möchte.
Für dieses Happy End bin ich sehr, sehr dankbar... es hätte auch ganz anders ausgehen können, mit viel Verbitterung und dem Gefühl, Lebenzeit vergeudet zu haben.
Jetzt hab ich viel von uns erzählt... und weiß ehrlich gesagt gar nicht so genau, was ich Dir aus dieser Erfahrung raten kann und soll.
Eine klare Empfehlung Trennung ja oder nein möchte ich jedenfalls nicht aussprechen.
Letztlich läuft es wohl auf diesen einen Rat heraus:
Hör auf Dein Herz und Dein Bauchgefühl. Hör in Dich rein, wie wichtig es Dir ist, eine Familie zu gründen, wie dringend dieser Wunsch ist (könntest Du ihm noch drei Jahre Bedenkzeit zugestehen, ohne ihn und Dich selbst unter Druck zu sezten und verrückt zu machen?), wie viel Dir an Deinem Partner liegt (reicht es, um für ihn ganz auf Kinder zu verzichten?), wie sehr Dich der Gedanke schreckt, ein Kind gegebenenfalls allein großzuziehen (falls er Deinem Wunsch auf Dein Drängen hin gegen seine innere Überzeugung doch nachgibt und eure Beziehung das nicht übersteht?), welche Faktoren es sonst noch gibt, die euch verbinden oder trennen (Ziele, Erwartungen, Vorlieben, ...)...
22.02.2016 12:10 •
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